Trotz billionenschwerer Interventionen ist die Konsumlust der Verbraucher erheblich gebremst. Der Blick in eine unsichere Zukunft und Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes dominieren die Realität. Sieht man von den gefühlten Erwartungen und absurden Prognosen ab, zeichnet sich ein düsteres Bild ab. Daten, die auf reinen Fakten beruhen, strafen die Berufsoptimisten der Lüge. Zwei der wichtigsten Trendbarometer - der Harpex und der BDIY - stehen auf tiefrot und es droht ein vernichtender Sturm. Dort hilft auch noch so viel Schönfärberei nichts, es ist Zeit, der Realität ins Auge zu blicken.
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Allein der Baltic Dry Index konnte in den vergangenen Monaten etwas aus seinem Jammertal vom historischen Tiefststand aufsteigen. Der BDIY ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Schüttgütern. Im Februar diesen Jahres markierte er mit 647 Punkten sein Allzeittief, erholte sich jedoch auf aktuell 1066 Punkte. Grund zur Freude hingegen bietet das kaum, denn auf Jahressicht büßte er trotz allem 43,12% ein.

Der Transport von Schüttgütern alleine hingegen ist noch lange kein Indiz für eine florierende Weltwirtschaft. Reuters meldete zum Beispiel am 6. November, dass China den Markt für Industriemetalle durch Lagerkäufe stützen will und dieses sehr bald geschehen würde. Käufe auf Halde stellen zunächst eine Einbahnstraße dar und helfen der Konjunktur nicht zwingend auf die Beine.

Der BDIY-Chart seit Anfang 2009:
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Um hier eine halbwegs tragfähige Aussage treffen zu können, kommt nun der HARPEX ins Spiel. Der Harper Petersen Charterraten Index (Harpex) bildet die weltweite Preisentwicklung am Chartermarkt für Containerschiffe ab, also die Konsumgüter und produzierten Waren.

Kritiker bringen in diesem Zusammenhang gerne eine Überproduktion von Containerschiffen an, allerdings ist diese absolut rückläufig und hat nur bedingt etwas mit dem Kollaps zu tun. Komplett ausblenden darf man den Umstand nicht, aber zumindest als Indikator ist der Harpex gut verwertbar. Die Zeichen stehen auf Sturm und Sandy wirkt in diesem Vergleich wie ein laues Sommerlüftchen.

Tatsächlich ist der Harpex noch 99 Punkte vom Allzeittief 2009 entfernt, allerdings markiert er doch auf einem Zweijahrestief. In diesem Zusammenhang sollten die unglaublichen Konjunkturpakete berücksichtigt werden, das historische Zinsniveau und die Amok-Aktionen der Zentralbanken, welche nur für eine marginale Erholung sorgen konnten. Die Werkzeugkoffer der Regierungen und Zentralbanken sind weitestgehend geleert und die Menschen werden immer vorsichtiger. Die gern gelobte Lokomotive der Welt - die Chinesen -, können die Geschwindigkeit nicht beibehalten und auch von dort droht Ungemach.

Der Harpex aus historischer Sicht:
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Nun zum Abgleich der Zweijahreschart:
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Ein satter Absturz um 59,6% vom Höchstkurs, ist alles andere als ein Zeichen der Erholung. Die USA haben das größte Handelsbilanzdefizit der Welt und sind auf willige Gläubiger angewiesen. Wirft man einen Blick auf die Zahlen im World Fact Book der CIA, stockt einem fast der Atem.
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Nun die Volkswirtschaften mit dem größten Handelsbilanzüberschuss.
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Die USA saugen mehr Handelsüberschüsse, als Deutschland und China - immerhin die beiden Staaten mit den größten Überschüssen - produzieren. An dieser Stelle möchte ich noch auf die “inoffizielle” Weigerung Chinas hinweisen, das “Schmarotzertum auf Pump” weiterhin sorglos zu finanzieren. Damit stehen die Chinesen allerdings nicht alleine da. Ein Artikel von Finanzen.net:

USA: Kapitalzufluss stark rückläufig
Die USA haben im September ungewöhnlich wenig ausländisches Kapital ins Land gelockt. Nach einem Zustrom von korrigiert 63,5 (zunächst 91,4) Milliarden US-Dollar im August lagen die Zuflüsse zuletzt bei nur noch 4,7 Milliarden Dollar. Das geht aus Zahlen des Finanzministeriums vom Freitag hervor. Es ist der geringste Zustrom an Kapital seit April.

Die an den Finanzmärkten besonders beachteten langfristigen Zuflüsse waren ebenfalls stark rückläufig. Sie sanken von revidiert 90,3 (90,0) Milliarden Dollar auf 3,3 Milliarden Dollar. Das ist der geringste Wert seit über einem Jahr. Die Markterwartungen wurden klar verfehlt.

Die USA benötigen einen regelmäßigen Zufluss an ausländischem Kapital, um ihr hohes Defizit in der Leistungsbilanz zu finanzieren[1].

Alles in allem also eher düstere Aussichten. Es wäre fahrlässig zu behaupten, das der Katalog an Lügen und Betrug bereits komplett ausgeschöpft wäre und man das Rad nicht noch einige Jahre weiter drehen könne, allerdings nimmt die Anforderung an Kreativität und Aufwand exponentiell zu.

Carpe diem

[1] http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/USA-Kapitalzufluss-stark-ruecklaeufig-2149089

Bildquellen:

Bloomberg
harperpetersen.com
CIA