Helsinki/ Finnland - In dem gegen 1.200 v. Chr. entstandenen ägyptischen "Kalender der glücklichen und unglücklichen Tage" haben finnische Astronomen Regelmäßigkeiten entdeckt, die den periodischen Helligkeitsschwankungen des Doppelsterns Algol entsprechen. Damit hätten die alten Ägypter schon 3.000 Jahre vor westlichen Astronomen erstmals einen sogenannten veränderlichen Stern entdeckt und beschrieben.
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© Lauri Jetsu et al., Univ. Helsinki / arxiv.orgAus den Lichtkurven der am Nachthimmel am besten zu sehenden veränderlichen Sterne hebt sich Algol (oben) aufgrund seiner Helligkeit und stärksten Helligkeitsveränderung deutlich ab.
Der Kalender selbst ist Teil des "Papyrus Cairo 86637", der jeden Tag in drei oder mehr Abschnitte teilt und zugleich eine Vorhersage trifft, ob diese Tagesabschnitte "gut" oder "schlecht" verlaufen. Wie die Forscher um Lauri Jetsu Kollegen von der Universität Helsinki vorab auf "arxiv.org" und aktuell im Fachmagazin "Astronomy und Astrophysics" berichten, basieren die Prognosen des Textes auf mythologischen und astronomischen Ereignissen, die als einflussreich für das tägliche Leben angesehen wurden.

Bei Algol handelt es sich in Wirklichkeit um zwei Sterne, die sich gegenseitig auf sehr dichten Umlaufbahnen umkreisen und sich dabei - aus irdischer Perspektive betrachtet - immer wieder gegenseitig bedecken, wodurch sich auch die Helligkeit des von der Erde aus als ein Stern erscheinenden Doppelsterns verringert.

Schon vor vier Jahren hatten die Forscher im "Cambridge Archaeological Journal" durch eine Analyse des Kalenders aufgezeigt, dass die Vorhersagen eine Periodizität von 29,6 Tagen aufweisen, die erstaunlich genau mit der Umlaufzeit des Mondes von 29.53059 Tagen übereinstimmt. Ebenfalls bereits in dieser Analyse entdeckten sie zudem eine Periode von 2,85 Tagen, die der heutigen 2,867-tägigen Periode des bedeckungsveränderlichen Sterns Algol im Sternbild Perseus auffallend nahe kommt.

In Ihrer aktuellen Untersuchung belegen die Forscher nun, dass es sich bei Algol um den einzigen veränderlichen Stern handelt, dessen Periode auch durch Beobachtungen mit bloßem Auge schon im Altertum möglich war (s. Abb.). Modernen Astronomen ist die Veränderlichkeit von Algol erst seit 1783 bekannt, als der Astronom John Goodricke die Periode des Doppelsterns durch Beobachtungen mit bloßem Auge analysierte.

Während und durch den engen Umlauf der beiden Sterne umeinander kommt es zu einem Materieaustausch zwischen den beiden Sternen. Dieser sollte sowohl die Periode der Helligkeitsveränderung nach und nach vergrößern. Da bislang jedoch nicht genügend Beobachtungsdaten vorliegen, wie sie nur bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, konnte dieser Effekt bei Algol noch nicht nachgewiesen werden. Sollte die Interpretation des ägyptischen Kalenders von den der "glücklichen und unglücklichen Tagen" zutreffen, so könnte die sich zur heutigen Länge der Periode ergebenden negative Abweichung, den Materietransfer zwischen den beiden Sternen des Binärsystems bestätigen wodurch auch die Abweichung zu Goodricke Messung erklärt werden könnte.