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Bevor ich auf das absolut phänomenale Buch zu sprechen komme, das Sie rechts dargestellt sehen, habe ich noch einige Geständnisse zu machen. Zum einen halte ich nicht viel von der Auffassung der menschengemachten, globalen Erderwärmung oder Klimawandel (wie sie es neuerdings bezeichnen, jetzt wo die Temperaturen kontinuierlich fallen anstatt anzusteigen). Ich bin ein Leugner, und zwar im abwertenden Sinne, so wie es jene verstehen, die daran glauben.

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Zum anderen bin ich nicht gerade ein Pro-Feminist. Und ich gebe mich auch ganz bestimmt nicht mit irgendwelchen selbsternannten Radikalfeministinnen ab. Ich habe eine Frau, die klüger ist als ich, die talentierter ist als ich und die mit jedem Pfund der wahrscheinlich bessere Athlet von uns beiden ist; und ich bin nicht schlecht. (Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich viel, viel schneller lese als sie, wobei sie über ein besseres Begriffsvermögen verfügt). Lange schon habe ich mich von der Vorstellung verabschiedet, dass die Männer den Frauen abgesehen von roher Gewalt in jeglicher Hinsicht überlegen wären, (wenn ich das überhaupt jemals ernsthaft in Erwägung gezogen habe). Wie dem auch sei, ich glaube schon, dass Männer für bestimmte Aufgaben besser geeignet sind als Frauen - und umgekehrt -, was aber nicht heißt, dass man sowohl Männern als auch Frauen aufgrund ihres jeweiligen Geschlechts die Möglichkeit verwehren sollte, sich in dieser oder jener Richtung auszuprobieren. Ich schätze, dass ich mich selbst im Sinne der Gleichberechtigung als egalitär bezeichnen würde. Aber wenn ich mir die Radikalfeministinnen so ansehe, bin ich nicht sicher, ob ich mich zu einem ihrer Fans zählen würde.

Nach obigem Statement würden Sie es sicher nicht für möglich halten, dass ich Freude an einem Buch haben könnte und das ich jedem sehr empfehle, welches von einer selbsternannten Radikalfeministin verfasst wurde, die offenbar an die globale Erderwärmung und das bevorstehenden Ende der uns bekannten Welt glaubt. Würde mir auch so gehen. Nicht mein Ding, selbst wenn es bei mir in gewisser Weise offene Türen einrennt.

Aber ich muss Ihnen sagen, Lierre Keiths Buch ist über-fantastisch. Es ist schlicht und ergreifend das beste Buch, das ich seit Mistakes Were Made gelesen habe, wenn nicht besser. Jeder sollte dieses Buch lesen, Vegetarier und Nicht-Vegetarier gleichermaßen. Wenn Sie ein Radikalfeminist sind, sollten Sie es lesen; wenn Sie ein männlicher Chauvinist sind, sollten Sie es lesen; wenn Sie Kinder haben, besonders weibliche Kinder, sollten Sie es lesen; wenn Sie eine junge Frau (oder Mann) sind sollten Sie es lesen; wenn Sie tierlieb sind, sollten Sie es lesen; wenn Sie Vegetarier verabscheuen, sollten Sie es lesen; wenn Sie sich mit der vegetarischen Lebensweise tiefergehend beschäftigen wollen, sollten Sie es auf jeden Fall lesen; wenn Sie einen Vegetarier unter ihren Freunden oder Familienmitgliedern haben, sollten Sie dieses Buch lesen und ihr Freund genau so. Oder wie es MD formulierte nachdem sie es gelesen hatte, “ Jeder, der isst, sollte es lesen.”

lierre keith, vegetarian myth, vegetarismus
© SYSTEMED VERLAGDas Buch auf Deutsch
Jeder, der schon mal ein Buch über das Schreiben gelesen hat wird sicher schon einmal auf den abgedroschenen Ratschlag gestoßen sein, sich die Venen zu öffnen und sich mit viel Herzblut auf dem Papier zu ergießen. Die Autorin dieses Buches Lierre Keith kommt dieser Umschreibung näher als alle anderen Schriftsteller, die ich kenne. Nicht nur, dass nahezu jeder Satz getränkt ist von ihrer Leidenschaft für das Thema, sie schreibt auch in einem hervorragenden, sehr lyrischen Prosastil. Meine Ausgabe hat überall Eselsohren und ist von vorn bis hinten voll mit Understreichungen und Randnotizen. Ich kann mich an kein Buch erinnern, dass so viele denkwürdige Formulierungen beinhaltet.

The Vegetarian Myth ist in der Tat mit so vielen guten Zitaten gespickt - von denen die meisten von der Autorin selbst stammen, jedoch auch von anderen Autoren - dass ich an den alten Witz denken musste, wo sich ein Prolet ins Theater verirrt, um Hamlet zu sehen. Als die Darbietung endet, wird er gefragt, was er davon hält, worauf er antwortet: “Das war nix anderes, als 'n Haufen aneinandergereihter Zitate”. Wie Sie gleich sehen werden, steht The Vegetarian Myth in Sachen zitierbarer Sätze und Paragraphen einem Hamlet in Nichts nach.

Miss Keith war zwanzig Jahre lang praktizierende Vegetarierin (Veganerin), getrieben von ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit und Liebe für alle Lebewesen. Sie konnte keiner Gartenschnecke etwas zuleide tun, geschweige denn sie an einen anderen Ort versetzen, wo sie womöglich durch etwas anderes zu Tode kommen könnte. Jahre der hingebungsvollen Vermeidung jeglicher Lebensmittel tierischen Ursprungs musste sie mit ihrer Gesundheit bezahlen. Ihre Geschichte, wie sie allmählich mit ihrer Einsicht klarkommt, dass jedwede Form der Ernährung das Sterben von Lebewesen voraussetzt, bildet den Mutterboden dieser Erzählung.

Man kann die ersten 14 Manuskript-Seiten ihres Buches auf der Website der Autorin lesen. Ich habe zahlreiche Auszüge aus diesen Seiten unten zitiert.

Die Einleitung zu The Vegetarian Myth gibt Aufschluss über Miss' Keiths Beweggründe, ein solches Buch zu schreiben, was in Anbetracht der jahrelangen vegetarischen Lebensweise unglaublich schwierig gewesen sein muss. Das wird schon mit ihrem ersten Satz deutlich.

Sie denkt intensiv über das Konzept der Massentierhaltung nach, welches sie verabscheut, und dass die meisten Menschen (nicht etwa die meisten Leser dieses Blogs, sondern die meisten Menschen in der Welt) an der Überzeugung festhalten, dass Getreide etwas Gutes sei, und zwar nicht nur für Menschen, sondern für viele Tiere gleichermaßen - dieser weit verbreitete Irrglauben, dass Landwirtschaft, das jährliche Anbauen von Getreide und Pflanzen, eine wunderbare, freundliche und nachhaltige Angelegenheit sei.
Dieses Fehlverständnis ist eine Ausgeburt der Ignoranz, welche den Vegetarischen Mythos in Länge und Breite durchdringt, über das Wesen der Landwirtschaft bis hin zu den Grundsätzen des Lebens. Wir sind urbane Industrielle und haben keine Ahnung, wo unsere Nahrung herkommt. Das gilt auch für Vegetarier, auch wenn diese das Gegenteil behaupten. Das galt auch für mich, ganze zwanzig Jahre lang. Jeder, der Fleisch verzehrte, verschloss seine Augen vor der Wahrheit, nur ich kannte die Fakten. Mit Sicherheit haben sich die meisten Menschen, die Fleisch aus Massentierhaltung konsumieren, niemals die Frage gestellt was wie getötet worden ist. Aber ehrlich gesagt haben das Vegetarier genauso wenig.

In Wahrheit ist die Landwirtschaft das verheerendste Übel, das die Menschheit dem Planeten je zugefügt hat, und mehr davon wird uns ganz sicher nicht helfen. Die Wahrheit ist, dass die Landwirtschaft die Zerstörung ganzer Ökosysteme voraussetzt. Es ist ebenfalls wahr, dass das Leben ohne den Tod nicht möglich ist, dass egal was du isst, jemand oder etwas dafür sterben muss, um dich zu ernähren.

Ich verlange vollständige Rechenschaft, und zwar eine, die über die Frage, was da tot auf meinem Teller liegt, weit hinausgeht. Mich interessiert alles, was im gesamten Prozedere sterben musste, alles was zerstört werden musste, um diese Nahrung auf meinen Teller zu schaffen. Das ist die viel radikalere Frage und die einzige, welche die Wahrheit ans Licht bringt. Wie viele Flüsse wurden gedämmt und trocken gelegt, wie viele Grasebenen beackert und Wälder abgeholzt, wie viel Mutterboden in Staub verwandelt und in den Wind geblasen? Ich will wissen, was mit all den Tieren passiert ist - nicht nur einzelne, sondern ganze Spezies - der Königslachs, das Bison, der Heuschreckenammer und der Grauwolf. Und ich verlange mehr als die bloße Zahl der Opfer. Ich will sie wieder zurück haben.
Vegetarian Myth
© UnknownDer Englische Original Titel
Nachdem sie ihren Fehler, sich der veganen Lebensweise zu verschreiben, eingesehen hatte und sich zwei Jahre lang von Fleisch ernährt hatte, stöberte sie weiterhin auf denselben veganen Websites und Foren herum, genau so, wie sie es früher getan hatte, aber ohne zu wissen warum. Bis sie einen derart bizarren Beitrag zu Gesicht bekam, dass ihr schließlich die intellektuelle Kluft bewusst wurde, die sich zwischen ihrem rationalen Denken und einem geradezu kulthaften Denken aufgetan hatte, und zwar genau so wie man es von einem Kult erwartet. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Aber es gab einen Beitrag, der einen Wendepunkt markiert. Ein Veganer platzte mit seiner Idee heraus, dass man Tiere davor bewahren müsse, getötet zu werden - nicht etwa nur durch Menschen, sondern durch andere Tiere. Man sollte einen Zaun um die halbe Serengeti ziehen und die Jäger von den Gejagten trennen. Töten sei grundfalsch und kein Tier sollte jemals sterben müssen, so dass man die Raubkatzen und Wildhunde auf der einen Seite und die Gnus und Zebras auf der anderen Seite leben lassen würde. Er wusste, dass das für die Fleischfresser OK sein würde, da sie ja keine Fleischfresser sein müssen. Das sei eine Lüge der Fleischwarenindustrie. Er selbst habe seinen Hund Gras fressen sehen, woraus zu schließen sei, dass ein Hund von Gras leben könne.

Es gab keinerlei Einspruch. Im Gegenteil: Andere stimmten mit ein. Meine Katze frisst auch Gras, fügte eine Frau mit großer Begeisterung hinzu. Meine auch, postete ein anderer. Alle stimmten darin überein, dass Zaunziehen DIE Lösung für das Tiersterben sei.

Man bemerke, dass der Gegenstand dieses Befreiungsaktes Afrika war. Niemand sprach von der nordamerikanischen Prärie, wo Fleischfresser und Wiederkäuer gleichmaßen zum Wohl des jährlich Getreideanbaus, den Vegetarier so sehr schätzen, ausgerottet wurden. Aber darauf komme ich noch in Kapitel 3 zu sprechen.

Ich wusste genug, um einzusehen, dass das völlig irrsinnig war. Aber niemand sonst hatte in diesem Forum ein Problem mit dem Plan. Ausgehend von der Annahme, dass die meisten Leser nicht über das nötige Wissen verfügen, dieses Vorhaben richtig zu beurteilen, werde ich das einmal Schritt für Schritt mit Ihnen durchgehen.

Fleischfresser können nicht von Zellulose leben. Sie mögen gelegentlich Gras fressen, doch tun sie das zu medizinischen Zwecken, für gewöhnlich als Abführmittel, um ihren Verdauungtrakt von Parasiten zu reinigen. Wiederkäuer sind dagegen evolutionsbedingt zum Verzehr von Gras geeignet. Sie verfügen über einen Pansen (zum Wiederkäuen), der erste in einer Reihe von verschiedenen Mägen, die als Gärungsfässer fungieren. Was tatsächlich im Innern einer Kuh oder Zebras vor sich geht ist nämlich folgendes: Bakterien verzehren das Gras, während die Tiere die Bakterien fressen.

Löwen und Hyänen und auch Menschen verfügen nicht über ein wiederkäuendes Verdauungssystem. Von den Zähnen bis zum Mastdarm sind wir durch und durch zum Verzehr von Fleisch vorgesehen. Wir verfügen über keinen Mechanismus, der Zellulose verdauen kann.

Auf Seite der Fleischfresser wird also jedes Tier den Hungertod erleiden. Einige werden länger überleben als andere und diese werden als Kannibalen enden. Die Aasfresser werden eine fette Party feiern. Wenn aber der letzte Knochen saubergepickt ist, werden auch sie verhungern. Das Sterben hört hier jedoch noch nicht auf. Ohne die Grasfresser wird sich das Land allmählich in Wüste verwandeln.

Warum das so ist? Weil ohne die Grasfresser, die das Spielfeld buchstäblich ausgleichen, die ganzjährigen Pflanzen heranreifen und der basale Wachstumspunkt an der Basis der Pflanze überschattet wird. In einer trockenen und spröden Umwelt wie der Seringeti findet der Verfall hauptsächlich durch physische (wetterbedingte) und chemische (oxidative) Verwitterung statt und nicht durch bakterielle und biologische Verwitterung wie in einer feuchten Umgebung. Tatsächlich übernehmen die Grasfresser die meisten der biologischen Funktionen des Bodens, indem sie die Zellulose verdauen und die Nährstoffe zurückführen, die in Form von Urin und Exkrementen wieder verfügbar werden.

Ohne Pflanzenfresser wird sich das Pflanzenmaterial jedoch anhäufen, das Wachstum vermindern und allmählich zum Absterben der Pflanzen führen. Der nackte Boden wird daraufhin Wind, Sonneneinstrahlung und Regen ausgesetzt sein, so dass Mineralien verloren gehen und das Bodengefüge zerstört wird. In der Absicht die Tierwelt zu retten, haben wir alles vernichtet.

Wenn wir auf die Zaunseite der Pflanzenfresser schauen, sehen wir, wie sich Gnus und ihre Artverwandten so zahlreich vermehren, wie niemals zuvor. Doch ohne das Gegengewicht der Jäger wird es sehr bald mehr Grasfresser als Grasflächen geben. Die Zahl der Tiere wird die Zahl der verfügbaren Nahrungsquellen übertreffen. Sie werden die Pflanzen bis aufs Letzte abgrasen, so dass sie schlussendlich verhungern und eine verwüstete Landschaft hinterlassen.

Die Moral dieser Geschichte ist offensichtlich, auch wenn sie profund genug ist, eine ganze Religion zu inspirieren: Wir müssen in dem Maße gefressen werden, wie wir selbst fressen müssen. So wie die Grasfresser ihre tägliche Zellulose benötigen, ist auch das Gras auf die Tiere angewiesen. Es benötigt den stickstoff- und mineralreichen Dünger mit seinen Bakterien, und auch die mechanische Ausgleichswirkung des Grasens und nicht zuletzt die Resourcen, die in den Tierkadavern gespeichert sind, die beim Absterben durch Abbauer frei werden.

Gras und Grasfresser brauchen einander im selben Maße wie Jäger ihrer Beute bedürfen. Das sind keine einseitigen Vereinbarungen, keine Frage von Dominanz und Unterlegenheit. Es ist nicht so, dass wir uns gegenseitig ausbeuten, indem wir uns ernähren. Wir wechseln uns lediglich ab.

Das war mein letzter Besuch auf den veganen Seiten. Mir ist schlussendlich klar geworden, dass Menschen, die der Natur des Lebens mit einer derart tiefgreifenden Ignoranz entgegenstehen, die nichts von dem Leben mit seinen Mineral- und Kohlenstoffzyklen wissen, nichts von den Ausgleichspunkten eines uralten Kreislaufs von Produzenten, Konsumenten und Abbauern, mir unmöglich ein Vorbild sein konnten, geschweige denn irgendwelche sinnvollen Entscheidungen über eine nachhaltige Gesellschaft treffen konnten. Indem sie sich vom reifen Verständnis abgewandt haben, dass der Tod ein integraler Bestandteil im Selbsterhalt, in der Ernährung eines jeden Lebewesens ist, vom Bakterium bis zum Grislybären, würden sie niemals den emotionalen und spirituellen Hunger stillen können, der mit dem Eingeständnis dieser Wahrheit in mir schmerzt. Vielleicht ist dieses Buch ein Versuch, diesen Schmerz selbst zu stillen.
Wie jemand diese vierzehn Seiten lesen kann, ohne daraufhin dieses Buch zu lesen, ist mir ein Rätsel.

Im Anschluss an die Einführung, die von den Beweggründen der Autorin handelt, dieses Buch zu schreiben, ist The Vegetarian Myth in vier Teile gegliedert: Moralische Vegetarier, Politische Vegetarier, Ernährungsbedingte Vegetarier und Wie Man Die Welt Rettet.

Die ersten drei Teile betreffen die gründliche Widerlegung der moralischen, politischen und ernährungsbedingten Argumente, derer sich Vegetarier fortlaufend bedienen. Darin leistet sie hervorragende Arbeit.

Im Kapitel über Moralische Vegetarier behandelt sie das moralische Problem, Tiere aus Ernährungsgründen zu töten. Sie bringt die Sache wunderbar auf den Punkt, indem sie das Problem bei der Wurzel packt:
Was mich von Vegetariern unterscheidet ist nicht etwa Ethik oder Hingabe, sondern Information.
Und während ihrer zwanzig Jahre langen Abenteuerreise in die vegetarische Wildnis hat sie sich wie die meisten Kultisten von eben dieser Information abgeschirmt:
Ich stand auf der Seite der Rechtschaffenen, und so wie alle andere Fundamentalisten konnte ich mich dort nur aufhalten, indem ich Information vermied.
Schließlich aber wurde ihr die Wahrheit über die Landwirtschaft bewusst. Ihr wurde klar, dass die bernsteinfarbenen Wogen des Getreides genauso todbringend waren wie jedes Schlachthaus.
Bei der Landwirtschaft kann man nicht gerade von einem Krieg sprechen, weil sich die Wälder, Feuchtgebiete und Prärien, der Regen, der Boden und die Luft nicht wehren können. Landwirtschaft ist tatsächlich mehr mit Ethnischer Säuberung zu vergleichen, indem die einheimischen Siedler ausradiert werden, damit die Invasoren das Land übernehmen können. Wir sprechen hier von biotischer Säuberung, Biozid. ... Das geht keineswegs gewaltfrei vonstatten. Es ist nicht nachhaltig. Und jeder einzelne Bissen ist erfüllt von Tod.

Es bleibt kein Ort mehr, an dem der Büffel umherwandern kann; nur Mais, Weizen und Soja. Kleine Tiere wie Mäuse und Hasen sind so ziemlich das Einzige, das der biotischen Säuberung entgeht; und sogar diese Tiere fallen jedes Jahr millionenfach den Erntemaschinen zum Opfer. Wenn du nicht gerade mit einer Sichel zugange bist, solltest du nicht vergessen, auch sie zu den Opfern deiner vegetarischen Mahlzeit zu zählen. Diese Tiere zählen und sie starben für dein Mittagessen...

Boden, Spezies, Flüsse. Das ist der Tod in deinem Essen. Landwirtschaft ist ein Fleischfresser: Es ernährt sich von Ökosystemen und verschlingt sie im Ganzen.
Im Kapitel "Politische Vegetarier" widerlegt sie die Politik (überwiegend die liberale) der vegetarischen Bewegung und beschreibt die dunkle Seite der politischen Einmischung in unsere Ökosysteme, die zum größten Teil von PETA aber auch anderen vegetarischen Gruppen befürwortet wird. Sie folgt hierbei der Spur des Geldes.
Reis, Weizen und Mais - die alljährlichen Getreideformen, von denen sich laut der Vegetarier alle Welt ernähren soll - sind so durstig, dass sie ganze Flüsse saufen.

Das Resultat sind endlose Fluten von Mais, die unsere Arterien und unsere Insulinrezeptoren ertränken, unsere ländlichen Siedlungen und ärmliche Bedarfsdeckungswirtschaft weltweit überschwemmen. Für Mais verlangt man eine horrende Umweltgebühr: Eine halbe Gallone Öl kommt auf jeden Scheffel. Wir haben es hier mit einem massiven Geldtransfer vom US-amerikanischen Steuerzahlern hin zu den gewaltigen Getreide-Kartellen zu tun, die dafür sorgen können, dass der Getreidepreis niedriger ist als die Produktionskosten und wir alle für die Differenz aufkommen dürfen - fünf Milliarden Dollar Subventionen fließen allein für Mais, und zwar geradewegs in die Säckel von Cargill und Monsanto.
Das Kapitel "Ernährungsbedingte Vegetarier" handelt von den ernährungsbedingten Unzulänglichkeiten einer vegetarischen und insbesondere einer veganen Ernährung. Und sie leistet besonders hervorragende Arbeit, wenn es darum geht, die Beweggründe hinter einer getreidefreien und kohlenhydratarmen Ernährung darzulegen.

An dieser Stelle muss ich einen Diskurs einlegen. Viele der Informationen in diesem Kapitel basieren auf “Protein Power” und “The Protein Power Life Plan". MD und ich werden in der Danksagung aufgeführt, aber ich versichere Ihnen, dass ich das erst bemerkte, als ich das Buch gekauft hatte. Obwohl wir nicht die einzigen sind, gibt es zahlreiche Zitate von uns in diesem Kapitel. Gary Taubes, Malcom Kendrick und (ich traue mich kaum, es zu sagen) Anthony Colpo werden ebenso viel zitiert. Mir hätte das Buch genauso gefallen, wenn wir kein einziges Mal zitiert worden wären.

Miss Keith sind in diesem Kapitel ein paar harmlose Fehler unterlaufen, aber alles in allem hat sie hervorragende Arbeit geleistet, die wissenschaftlichen Ausführungen auf leicht verständliche und informative Weise dem Leser nahe zu bringen.

Der Teil über die ernährungsbedingten Vegetarier handelt nicht nur von der Wissenschaft hinter der Tatsache, dass Vegetarismus schlecht und Fleischessen gut ist, sondern behandelt auch die ernährungspolitische Dimension (die im vorangegangenen Kapitel der Vegetarierpolitik entgegengesetzt wird). Miss Keith zeigt wie wir da hingekommen sind, wo wir jetzt stehen, nämlich durch die Nötigung des McGovern-Kommitees in Fragen der Ernährung in den späten siebziger Jahren. George McGovern (ein Senator aus einem getreidestarken Produktionsland) und seine Spießgesellen haben nämlich die Ernährungsstandards festgesetzt, die uns nach wie vor aufgebürdet werden und die bis heute ein Desaster sind, wie einige Wissenschaftler schon damals vorausgesagt haben.
Und einige Wissenschaftler sahen voraus, dass es das sein würde. Phil Handler, der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften fragte den Kongress, “Welches Recht hat die Bundesregierung, dem amerikanischen Volk nahezulegen, als Versuchspersonen an einem umfassenden Ernährungsexperiment teilzunehmen, das auf derart spärlichen Beweisen fußt, dass es fraglich ist, ob es überhaupt gut für sie ist?” Dr. Pete Ahrens, ein Experte auf dem Gebiet des Cholesterin-Metabolismus, berichtete dem McGovern Komitee, dass die Auswirkungen einer fettarmen Ernährung keine wissenschaftliche Angelegenheit, sondern vielmehr ein “Wettgeschäft” sei.

Nun sind zwanzig Jahre vergangen und es sieht nicht so aus, als wenn wir diese Wette gewinnen werden. Jeder US-Amerikaner verzehrt mittlerweile sechzig Pfund mehr an Getreide pro Jahr und dreißig Pfund mehr billige Zuckerarten, die zum größten Teil aus Mais gewonnen werden. [Ist es da noch verwunderlich, dass wir alle fettleibig sind?]

Die Ernährungsrichtlinien für Amerikaner ["Dietary Goals for Americans" - AdÜ] führten zu einem grundlegenden Wandel in den Überzeugungen und im Verhalten der Bevökerung. ... Diese Ernährungsrichtlinien waren der vorhersehbare Triumph eines Krieges, der vor zehn Tausend Jahren seinen Anfang nahm. Was wirklich triumphierte waren jene einjährigen Gräser, die den Menschen schon längst zu Söldnerheeren im Feldzug gegen den Rest des Planeten gemacht haben. Jetzt verehren wir sie wie Halbgötter - jenes volle Korn mit seinen süßen, opiaten Verlockungen, daran glaubend, dass es die Macht habe uns Gesundheit und ein langes Leben zu bescheren, auch wenn sie uns währenddessen allmählich bei lebendigem Leib verzehren.
Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Buchbesprechung gelesen habe, die von vorn bis hinten positiv war und diese ist keine Ausnahme. Anhand der vielen Kommentare zu diesem Blog und meine Antwort darauf, bin ich sicher, dass viele von Ihnen über meinen wichtigsten Kritikpunkt überrascht sein werden. Es ist zuviel Politik in dem Buch und nicht etwa in Sachen Ernährung, sondern feministische Politik.

Ich weiß, ich weiß - ich lasse bei allen möglichen Blog-Beiträgen und Antworten auf Kommentare meine extrem liberale Neigung durchscheinen, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Mein Blog ist einfach nur ein Weblog von Dingen, die ich interessant oder informativ finde. Und er ist kostenlos. Ich bin nicht unbedingt scharf darauf für ein Buch zu einem bestimmten Thema zu bezahlen, damit mir daraufhin eine politische Sichtweise um die Ohren gehauen wird (und für dieses Buch habe ich den vollen Preis bezahlt, plus Versandkosten). Ich versichere Ihnen, dass unser neues Buch absolut null Politik beinhaltet. Und wenn Leute unser Buch kaufen, in der Erwartung die Querelen ihres mittleren Alters loszuwerden, und dann inmitten der Informationen ausgiebig meine politischen Ansichten aufgetischt bekommen, dann würde ich erwarten, dass sie aufgebracht wären.

Folgendes muss ich zur Verteidigung der Autorin sagen: Da die vegetarische Ideologie, in deren Griff sie sich zwanzig Jahre lang befand, mit der feministischen Politik verwoben ist, ist ein bisschen davon notwendig, um nachvollziehbar beschreiben zu können, warum sie so lange daran geglaubt hatte. Aber ich denke, dass sie es damit ein bisschen übertrieben hat.

Und ich denke, dass der abschließende Teil des Buches - "Wie Man Die Welt Rettet" - am schwächsten ist. Die Autorin macht mehrere Vorschläge, die bis auf einen meiner Meinung nach vollkommen unrealistisch sind. Doch ich will es Ihnen überlassen, sich selbst ein Bild davon zu machen, nachdem Sie das Buch gelesen haben.

Ich habe gelesen, dass den Leuten bei der Frage, an was sie sich nach dem Lesen von etwas noch erinnern können, tendenziell der Anfang und das Ende einfallen. Das meiste vom Mittelteil verschwimmt zu einer vagen Erinnerung an den Inhalt des Artikels. Ich will bestimmt nicht, dass die Leute sich jetzt nur an den negativen Teil meines Artikels erinnern, so dass sie davon absehen, das Buch zu lesen. Die guten Teile des Buches überwiegen die nicht so guten Teile so sehr, dass es wirklich nicht ins Gewicht fällt.

Zu einer Zeit, in der PETA und andere vegetarischen Gruppierungen mobil machen und ihre Initiativen immer mehr intensivieren, ist solch ein Buch wie dieses, das diese Debatte mit Vernunft angeht, wichtiger denn je. Und glauben Sie nicht, dass diese Gruppen nicht noch aktiver werden. In der Vergangenheit haben PETA und PETA-phile sehr wohl ihre Weiterbildungsbestrebungen ganz und gar der Vorstellung gewidmet, dass Tiere zu essen grausam ist. Jetzt fangen sie an, dahingehend zu argumentieren, dass eine vegetarische Ernährung das Problem der Fettsucht lösen wird. Sehen sie sich nur einmal diese Plakatwand in Jacksonville, Florida an.

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© 2009 Media Boy Todd"Retten Sie die Wale. Werden Sie den Walspeck los. Werden Sie Vegetarier."
Wenn Ihnen dieses Plakat auf den Geist geht, kaufen Sie das Buch The Vegetarian Myth und schlagen Sie damit zurück. Und wenn Sie eine Tochter haben oder jemanden kennen, der eine Tochter hat, die mit dem Gedanken spielt, Vegetarier zu werden (denn gerade junge Frauen sind die häufigsten Opfer), geben Sie ihr bitte dieses Buch. Es könnte das Wichtigste sein, das Sie jemals zur langfristigen mentalen und physischen Gesundheit einer jungen Frau beitragen können.

Wenn Sie es über diese lange Buchbesprechung hindurch bis hierher geschafft haben, nehmen Sie sich noch einen Augenblick Zeit und schauen Sie sich dieses YouTube-Video an, in dem Lierre Keith an einem Buch-Event teilnimmt; sie hört sich genauso faszinierend an wie sie sich liest.