So langsam kommt es heraus: Es herrscht Krieg. Und zwar zwischen Sparern und Anlegern auf der einen sowie Banken und Regierungen auf der anderen Seite. Hinter dem salbungsvollen Rettungsgeschwätz verbirgt sich nichts weiter als ein Bankraub von oben. Der Chef der siebtgrößten Bank in Europa, der "UniCredit", hat nun eine Idee, wie man die europäischen oder sogar globalen Anleger am besten gemeinsam schröpfen kann...
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»Das kostenlose Online-Konto mit Beratung in 615 Filialen! Garantiert kostenlos«, wirbt die Hypovereinsbank (HVB) auf ihrer Website. Wer's glaubt. Denn so kostenlos, wie die Bank das darstellt, ist ein Konto bei der Hypovereinsbank möglicherweise nicht mehr lange. Im Gegenteil. Folgt man dem obersten Chef der italienischen "UniCredit", zu der die HVB gehört, kann so ein Konto in Zukunft ganz schön teuer werden. Nicht wegen Kontogebühren, Dispo-Zinsen und ähnlicher Peanuts. Sondern die Banken und Regierungen planen nach dem Zypern-Test nun einen konzertierten Angriff auf die Bankguthaben ihrer Kunden: »Um Verluste auszugleichen, ist das Beschneiden von großen Konten und Verbindlichkeiten wie Anleihen bei insolventen Banken akzeptabel, solange kleine Sparguthaben geschützt werden«, sagte UniCredit-Chef Federico Ghizzoni dem Nachrichtendienst Bloombergzufolge am 3. April 2013 in Wien.

Kampfansage an die Bürger

Sind die Banken in den Miesen, bedienen sie sich also bei den Kunden. Na, klar - und demnächst auch der klamme Handyhersteller, Versicherer oder Medienkonzern? Oder darf zum Beispiel schon bald die Autowerkstatt das Auto beschlagnahmen, wenn sie vor der Pleite steht? Oder die Reinigung den Mantel? Natürlich nicht - jedenfalls noch nicht. Denn die Beschlagnahme von Kundenvermögen ist in der Privatwirtschaft allein das Privileg der Banken - vorerst. Denn da mitten in Europa offenbar der Wilde Westen wieder auferstanden ist, ist in Zukunft alles möglich. Fand die Jagd auf das Vermögen der Bürger bisher eher im Verborgenen statt - zum Beispiel mithilfe gehypter Aktien an den Börsen (Telekom) - , leistet man sich nunmehr die direkte Strategie und greift einfach auf die Kundenkonten zu. Lässt man mal all das Rettungsgerede beiseite, ist das nichts anderes als eine Kampfansage an die Bürger. Während die Medien den fundamentalen Interessengegensatz zwischen Tätern und Opfern in immer neuen Talkshows zuquatschen, geht es in Wirklichkeit um Bürgerkrieg, wie die Morddrohungen gegen den zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiadis und den Zentralbankchef Panicos Demetriadis zeigen: Die Absender dieser Drohungen haben die Beschlagnahme ihrer Gelder ganz klar als Kriegserklärung verstanden - sofern die Drohungen echt und keine Provokation von Geheimdiensten sind, versteht sich. Dabei trifft einen Banker nichts so sehr ins Herz, wie wenn die Kunden ihre Gelder abziehen.

Konten sind seit vielen Jahren eingeplant

In Wirklichkeit sind die Kundenkonten bei den Krisen der »systemrelevanten Banken« schon seit vielen Jahren eingeplant. Wie sagte doch der Wirtschaftsexperte Professor Karl Albrecht Schachtschneider: »Man wird die Bürger dann in jeder Weise in Anspruch nehmen, ihre Vermögen, die ja nicht gering sind. Man spricht von neun Billionen an privaten Vermögen; jedenfalls an kurzfristigen Einlagen spricht man von zwei Billionen. Die werden in Anspruch genommen werden durch Kontosperrungen. Aber auch die Grundschuldvermögen werden durch Zwangsanleihen belastet werden; das haben wir ja alles schon mal gehabt.« Selbst das Gold werde beschlagnahmt werden, fürchtet Schachtschneider, zumindest werde ein Handelsverbot verhängt werden. Denn die Vermögen seien angesichts der Verschuldung »schon längst verausgabt. Die müssen nur noch in Anspruch genommen werden, sie sind eigentlich schon verloren, und es ist sehr schwierig, sie irgendwie noch zu retten«.

Denn bei dieser Krise handelt es sich nicht um einen kleinen Unfall, sondern um ein strategisch geplantes Unternehmen. Wegen der Bankguthaben konnten die Banken und Staaten Geschäfte machen, als ob es kein Morgen gäbe. Denn am nächsten Morgen gibt es ja immer noch die Kundenkonten. Immer mehr entpuppen sich Banken und Regierungen als das, wofür manche sie schon immer gehalten haben: als kriminelle Vereinigungen. Die bittere Wahrheit ist, dass man sein Geld niemandem anvertrauen kann, außer sich selbst. Deshalb:

  • keiner Bank oder Regierung mehr vertrauen
  • nur noch die nötigsten Bankguthaben unterhalten
  • nur noch in Vermögenswerte investieren, die Banken und Regierungen (noch) nicht erfassen können (Bargeld, Fremdwährung, Edelmetalle und andere mobile Sachwerte)
  • keine etablierten Parteien wählen (wozu auch die NPD gehört).
Diebstahl ist nur eine Frage der Organisation

Freilich gibt es für den großen Haircut noch eine kleine Hürde zu nehmen, denn wie das Beispiel Zypern zeigt, drohen die frechen Kunden in so einem Fall rechtzeitig ihre Guthaben abzuziehen. Deshalb empfiehlt der vertrauenswürdige Herr Ghizzoni von UniCredit/Hypovereinsbank/Bank Austria, die Europäische Union möge doch in allen Mitgliedsstaaten einheitliche Regeln für diese Art Bankraub - pardon: Bankenrettung - erlassen. Ja, noch besser wäre es, wenn derartige Regeln gleich auf globaler Ebene erlassen würden, damit nun wirklich keiner mehr raus kann.

Denn die Kunden zu beklauen ist für Banken und Regierungen schon längst keine Frage der Moral mehr, sondern nur der richtigen Organisation. Kundenkonten zu schröpfen »ist akzeptabel, wenn es im Rahmen einer europäischen Lösung geschieht«, sagt Herr Ghizzoni laut Bloomberg. »Was wir nicht akzeptieren können, sind Unterschiede von Land zu Land innerhalb derselben Region. Ich würde dringend empfehlen, diese Entscheidung nicht nur innerhalb Europas zu treffen, sondern im Basel-Komitee, wo alle Länder repräsentiert sind. Anderenfalls würden wir den Markt für Abwanderung öffnen.« Natürlich wäre es Herrn Ghizzoni viel lieber, überhaupt keine Kundenguthaben anzutasten, und wenn, dann nur innerhalb eines »globalen Plans«.

Jeder Fluchtweg soll abgeschnitten werden

Ghizzonis Aussage zeige, »was hinter der Idee der europäischen Bankenunion steckt«, so die Deutschen Wirtschafts-Nachrichten: »Es soll den Anlegern jeder Fluchtweg abgeschnitten werden. Wie schon im Fall der globalen Steuer-Razzien sollen die privaten Vermögen massiv zur Sanierung der globalen Pleitestaaten herangezogen werden. Wenn die Banken-Union in Europa steht, können im Grunde alle Banken saniert werden - und zwar mit dem Geld der Kunden

Aus Ghizzonis Zustimmung zur Enteignung der Sparer gehe hervor, »dass es sich beim Modell Zypern sogar um mehr handelt als um eine Blaupause«: Finanzwirtschaft und EU-Politik hätten sich darauf geeinigt, »ihre Probleme mit dem Geld der Anleger zu lösen. Der Vorgang geht bereits weit über das Stadium der Planung hinaus - er ist in vollem Gang, weil Banken und Politik das Wasser bis zum Hals steht«.