Kitakami - Extrem radioaktiv verseuchtes Wasser mit einer zehn millionenfach erhöhten Strahlung ist aus Reaktor 2 der japanischen Atomanlage Fukushima 1 ausgetreten und hat die Arbeiten erneut unterbrochen. Nach Angaben des Akw-Betreibers Tepco stieg weißer Dampf aus der Anlage empor. Die Regierung und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gaben sich wenig optimistisch, dass sich die Lage in Fukushima rasch bessert.

Die erhöhten Werte hätten 1000 Millisievert pro Stunde betragen, sagte ein Tepco-Sprecher. Damit sei der Grad der Kontamination zehn Millionen mal höher als die Radioaktivität des Wassers in einem funktionierenden Reaktor. Noch werde der Grund für die extremen Werte gesucht, die Arbeiten an dem Akw seien zunächst eingestellt worden. Experten begannen aber damit, das aus den Reaktoren entweichende radioaktiv verseuchte Wasser abzupumpen.

"Auch hohe Werte von Cäsium und anderen Substanzen wurden entdeckt, die eigentlich nicht in Reaktorwasser zu finden sein dürften", sagte der Sprecher. Es gebe daher eine "hohe Wahrscheinlichkeit", dass die Brennstäbe in dem Reaktor defekt seien. Auch die Atombehörde erklärte, das Wasser komme mit "hoher Wahrscheinlichkeit" aus dem Reaktor.

Regierungssprecher Yukio Edano sagte dem Fernsehsender NHK, er "würde gern einen Zeitplan vorlegen", wann die Krise in Fukushima gebannt sein würde. "Aber ich kann nicht optimistischer sein als die Realität." Techniker versuchen seit Tagen, in dem von dem Erdbeben und dem Tsunami vor gut zwei Wochen stark beschädigten Atomkraftwerk durch das Kühlen der Brennstäbe eine komplette Kernschmelze noch zu verhindern. Experten zufolge könnte eine teilweise Schmelze in den Reaktoren aber längst begonnen haben.

Auch nach Einschätzung von IAEA-Chef Yukiya Amano ist die Gefahr in dem havarierten Werk noch lange nicht gebannt. Die japanischen Behörden seien noch immer nicht sicher, ob die Reaktorkerne und abgebrannten Brennelemente mit dem notwendigen Kühlwasser bedeckt seien, sagte er der New York Times. Angesichts des Ausmaßes der Zerstörung könne sich die Notfallsituation noch Wochen oder Monate hinziehen. Nach Angaben der IAEA wird die Anlage seit Samstag mit Süßwasser und nicht mehr mit Meerwasser gekühlt. Grund dafür seien drohende zusätzliche Schäden an den Reaktoren durch das Salz.

Tepco versprach, künftig besser und schneller über die Entwicklungen in Fukushima zu informieren. Der Betreiber teilte zudem mit, dass Meerwasserproben 300 Meter südlich von Reaktor 1 eine deutlich erhöhte Radioaktivität aufgezeigt hätten. Eine Gefahr für Meerestiere und Pflanzen bestehe aber nicht, weil sich die Radioaktivität schnell zersetze, erklärte die japanische Atombehörde.

China entdeckte nach Angaben des Umweltministeriums "winzige" Spuren radioaktiven Jods in der Luft. Singapur weitete den Importstopp für japanische Nahrungsmittel aus.