"Mission accomplished", Mission erfüllt, prahlte George W. Bush auf einem der US-Flugzeugträger, von wo nun wieder die Kampfjets starten, um erneut zu bomben, diesmal gegen die ISIS-Leute, die ein Kalifat errichten wollen vom Mittelmeer bis ins Zweistromland, mit Hackebeil und Handgranaten, Säbeln und Schnellfeuerwaffen. Woher sie die nun alle haben?! Aus Syrien, das die CIA vollpumpte mit Kriegsgerät, damit die sunnitischen Rebellen Alewiten jagen, Kurden massakrieren und Christen verjagen? Aus Libyen, das die NATO kurz zerschlug und in den endlosen Bürgerkrieg entließ? Aus Saudi-Arabien, dem engsten Bündnispartner der USA im Nahen Osten, gleich hinter Israel? Der alkoholische Kriegsherr hat es tatsächlich geschafft: Der Irak zerbricht, das Chaos ist perfekt, wieder ein Staat mehr ist kurz davor komplett zu scheitern; jedenfalls ist er nicht mehr in der Lage, sein Territorium zu sichern und die ihn bewohnenden Bevölkerungsgruppen zusammenzuhalten.

Bild
Genau nach dem Geschmack der USA. Die sunnitischen Gottesstaats-Kämpfer rücken fast kampflos im Irak vor. Unterstützt und begrüßt von jenen entmachteten Soldaten und Funktionsträgern Saddam Husseins, die bis vor 11 Jahren noch einem säkularen Staat gedient hatten. Nun sind sie sich einig gegen die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad. Jetzt trifft es die Jesiden. Und die Kurden, die im Nordirak jedenfalls mit den USA verbündet sind, während die im Westen von der Türkei drangsaliert werden, im südöstlichen Eckpfeiler der NATO. Und überhaupt die Christen im Irak: Ein Empörungsaufschrei, zurecht! Christen wie so manche Palästinenser in Gaza: Dort aber kein Empörungsaufschrei zum Unrecht. Denn das Unrecht ist ein israelisches. Gegen israelisches Unrecht wird allenfalls besorgt gemahnt, denn es ist auch jüdisches, zionistisches. Da lauert bereits die Antisemitismus-Falle. Im Irak lauert die Kriegsfalle, in die Obama eigentlich nicht noch mal stolpern wollte. Also lieber in die Völkermord-Falle, und dann ab in die Völkerrechts-Falle eines weiteren Irakkrieges, nur mal so eben aus der Luft. Irgendwie konsequent, denn die USA haben es schließlich angerichtet und angeheizt, das Desaster. Sie sind natürlich nicht an allem schuld, so wie sie das von Putin immer behaupten. Dennoch half ihre Politik den blutigen Boden zu bereiten.

Nun hat er sie wieder, der Krieg. Zunächst auf niedrigem Niveau, als Bürgerkrieg: Geld, Waffen, politische Unterstützung. Jetzt gegen die sunnitischen Gotteskrieger der IS, die man vorher gegen Syriens Regierung fleißig beliefert und aufgerüstet hatte. Neuerdings sogar mit dem Iran zusammen, dem alten Erzfeind der USA. Was wird Israel dazu sagen? Die Feindbilder und Fronten geraten locker durcheinander. Nicht nur in der Ukraine mit den Faschisten, auch im Mittleren Osten mit den Schiiten. Beginnen tut man sowas am besten als "humanitäre Aktion", wie gehabt. Das macht sich gut in der Weltmeinung.
Bild
Man wirft Lebensmittel ab und 20.000 Liter Wasser. Dafür auf der anderen Seite Feuer. Das gleicht sich aus. Wieso eigentlich jetzt plötzlich? Bisher hatten sich die USA nur darum gesorgt, ob US-Ölfirmen in Bedrängnis geraten. Nun geraten ihre Militär-Berater in Gefahr: In Erbil ist eine Kommandozentrale. 40 Kilometer vor Erbil ist Schluss mit Irak erobern! Schließlich sind die Erdölfelder um Kirkuk nicht weit. Darum geht es der Airforce. Die grüne Zone in Bagdad würde sie auch verteidigen. Und ein US-Leben zählt ihnen um so vieles mehr als ein x-beliebig anderes, dass sie dafür schon mal ausrücken und bombardieren.

Selbstverständlich wird zielgenau und präzise nur die IS-Artillerie ausgeschaltet. Natürlich wird den ins Gebirge geflüchteten Jesiden exakt und prompt geholfen. Nur mal so eben kurz. Und dann wird sich wieder herausgehalten, denn die "Mission" muss sich ja erfüllen. Erfüllen nach der Schrift, welche radikale US-Evangelikale so interpretieren: Zuerst müssten die Juden das "Heilige Land" vollkommen in ihren Besitz nehmen und die andern Völker darauf und drumherum besiegen, auf dass der Endkampf des Armageddon beginnen könne, in dem sie den Christen schließlich unterliegen. So klingt Verheißung auf lang anhaltenden Krieg, den natürlich der Liebe Gott gewinnt, sonst wäre er ja nicht allmächtig. Und die USA wären im Irrtum.

Sie sind es zweifellos. Sie wähnen sich (nicht ganz zu Unrecht) kurz vor dem Ende. Sie setzen alles auf eine Karte. Sie eskalieren die Konflikte dieser Welt mit aller verbliebenen militärischen Macht. Die ökonomische schwindet. Die moralische ist längst desavouiert. Die kulturelle wirkt noch. Aber die politische geht langsam über auf andere. Die Initiative entgleitet. Die BRICS-Staaten formieren sich zu einer Gegenmacht mit eigenem Währungsfonds und in Konkurrenz zur Weltbank. Putin punktet: In Syrien, auf der Krim. Die westliche Welt lauert darauf, dass er einen entscheidenden Fehler macht. Doch was könnte die NATO in der Ukraine schon ausrichten? Sie will ja die ganze Ukraine samt dem industrialisierten Osten, um direkt an der russischen Grenze zu stehen. Also lässt man die Drecksarbeit von Söldnern und Nazi-Knechten aus Kiew verrichten.

Das Kalkül der Welt-Schach-Strategen geht ungefähr so: Zwietracht säen, vorhandene Konflikte schüren, Aufstände anfachen, Rebellionen inszenieren, Waffen liefern, Bürgerkrieg finanzieren, Regierungen stürzen und durch willfährige ersetzen oder gleich den ganzen Staat zerschlagen, wie in Jugoslawien, wie in Libyen, im Sudan, wie jetzt im Irak. Was daraus wird, wer dann hochkommt, wie es den Menschen dabei geht ist eigentlich Nebensache. Die Feinde wechseln, der Konflikt bleibt. Der Krieg regelt den Rest. Alles ist recht außer Frieden. Zyniker nennen das Befriedung, Konfliktlösung, Humanitäre Intervention. Sie nennen die USA "Weltpolizisten". In Wahrheit sind die US-Regierungen der letzten Jahrzehnte gleich welche Couleur wie pyromanische Feuerwehrler, die ihre eigens gelegten Brände totspritzen. Auf dass sich ihre Mission erfülle. Die wäre erst kurz vor dem partiellen Weltuntergang komplett erfüllt. So lange sollten die Europäer nicht an deren Seite zuwarten.


Kommentar: In Wahrheit wurden die US-Regierungen der letzten Jahrzehnte durch gefühllose Psychopathen regiert. Die Taktik "Teile und Herrsche" wurde schon immer durch diese gewissenlose Machtelite als Waffe eingesetzt, um ihre gierigen dunklen Ziele zu erreichen.


Viele beginnen sich bereits zu fragen: Wie lange denn noch?! Doch darf die Antwort nicht tumber Nationalismus oder blinder Antiamerikanismus sein, schon gar nicht dümmlich stolzer Euro-(Supra)nationalismus. Sind das doch genau die ideologischen Waffen, mit denen der Imperialismus hauptsächlich hantiert, um seine Macht zu sichern: Nation und Religion. Das sind neben den Aktienkurse die wesentlichen "Werte" der "Gemeinschaft". Deren geistiges Verheerungspotenzial ist gerade in Gaza exemplarisch zu besichtigen: Ruinen und Leichenberge, Haufen von Verletzten und Flüchtlingen, angerichtet auf dem Altar des national-religiösen Kampfes um ein palästinenserfreies Zion, für den reinen Judenstaat, für ein Großisrael über das gesamte "Gelobte Land". In der Ukraine erweist sich derzeit, wie wenig Berührungsängste die Bundesregierung mit einer Regierung hat, die sich faschistischer Kräfte bedient, trotz mauer Wahlergebnisse in durchaus entscheidenden Positionen des Gewaltapparats.

Menschenrechte und Völkerrecht stören da nur. Nicht einmal die Genfer Konvention wird da noch beachtet, wo gnadenlos auf verwundete Zivilisten geschossen und einem Volk, das hilflos bombardiert, eingesperrt und von der Blockade ausgehungert ist, die Lebensgrundlage entzogen wird, im größten Ghetto der Welt. Von Sanktionen gegen Israel war noch nicht die Rede, und auch von US-Hilfslieferungen an die Gaza-Bevölkerung nicht. Brot und Bomben werden gerade anderswo gebraucht.