Einige westliche Kommentatoren bezeichnen den von Putin erreichten Waffenstillstand in der Ukraine als einen Sieg für Russland. Als Begründung wird angeführt, die Feuerpause belasse die Ukraine mit umstrittenen Grenzen, was eine NATO-Mitgliedschaft des Landes unmöglich mache.

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Aber wird der Waffenstillstand halten? Die rechtsgerichteten Milizen in Kiew, deren Mitglieder Nazi-Insignien tragen, stehen nicht unter der völligen Kontrolle Kiews. Diese Milizen können sehr leicht den Waffenstillstand verletzen, und es wurde bereits von derartigen Verletzungen berichtet. Darüber hinaus würde der von Washington in Kiew an die Macht gebrachte milliardenschwere Oligarch auf Geheiß Washingtons ebenfalls die Feuerpause brechen, es sei denn, Putin hätte ihn das Fürchten gelehrt.

Für einen Militärstrategen ist die russische Reaktion auf die Probleme, die Washington in der Ukraine, die länger zu Russland gehörte, als die USA überhaupt existieren, ausgelöst hat, ein Rätsel. Russland hat die Ukraine in der Phase der Schwäche nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verloren, und Washington hat Russland [damals] gezwungen, die Unabhängigkeit der Ukraine anzuerkennen, die Washington seinem Ziel näher bringen sollte, die Russische Föderation auseinanderzubrechen.

Die Ukrainer im Westen des Landes, von denen viele während des Zweiten Weltkriegs an der Seite Hitlers kämpften, verfügten über eine beeindruckende Lobbyorganisation in Washington und konnten so die Unabhängigkeit ihres Landes bewahren, aber sie kontrollierten die Ukraine nicht völlig, da ein erheblicher Teil ihres Landes aus früher russischen Gebieten besteht, die der Ukraine erst im 20. Jahrhundert zugesprochen worden waren.



Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen durch Mischehen seit Jahrhunderten sowie der engen wirtschaftlichen Verbindungen zwischen der Ukraine und Russland, die sich in ihrer langen gemeinsamen Vergangenheit entwickelt haben, blieb die Ukraine praktisch ein Teil Russlands, zu dem sie ja jahrhundertelang gehört hatte.

Diese Entwicklung frustrierte die nach weltweiter amerikanischer Vorherrschaft strebenden Neokonservativen, die die amerikanischen Regierungen seit den korrupten Clintons kontrollieren, enorm. Das Regime der Clintons führte in das politische Leben Amerikas eine Korruption ein, wie man sie aus der Dritten Welt kennt. Man erinnere sich nur an Robert Reich, einen persönlichen Freund Clintons seit Universitätszeiten und dann Arbeitsminister, der aus Protest gegen die Politik der Regierung zurücktrat. Clinton verriet die Verfassung, die ihn ins Amt gebracht hatte. Clintons betrogene Ehefrau, die ein enges Bündnis mit dem zionistischen Israel, den Bankstern und dem militärisch-sicherheitspolitischen Komplex eingegangen ist, gilt bei den Demokraten als Favoritin für die kommende Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin.

Ähnlich wie im antiken Rom bilden heute Dynastien die maßgebliche Quelle präsidialer Führungsstärke und -macht. Und ähnlich wie Rom befinden sich auch die USA auf dem Weg in den Untergang, zu dem es immer dann kommt, wenn der Ehrgeiz der Führungselite Vorrang gegenüber dem Allgemeinwohl gewinnt.




Kommentar: Hier geht es um mehr als Ehrgeiz. Die Machtelite, die überwiegend aus Psychopathen besteht, ist wohl nicht imstande, die Folgen ihrer Handlungen abzuschätzen (Beispiele: Kriegshetze und sinnlose Sanktionen gegen Russland, die Europa mehr Schaden als Nutzen bringen) und so zieht sie die ganze Welt mit in den Abgrund.


Die russische Regierung will zweifellos eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine verhindern. Aber die Schwierigkeiten, in die Washington Russland in der Ukraine gebracht hat - indem es einen Putsch organisierte, eine willfährige Marionettenregierung an die Macht brachte und ein gewaltsames Vorgehen gegen die Bewohner der früher russischen Regionen lostrat - , dienen noch umfassenderen Zielen als nur einer Einbeziehung der Ukraine in die NATO. Mit anderen Worten gehen die strategischen Ziele Washingtons weit über eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine hinaus.

Eines dieser Ziele besteht darin, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Europa und Russland massiv zu stören. Indem Washington die Krise in der Ukraine dazu benutzte, Russland zu dämonisieren, gelang es ihm, die Europäische Union dazu zu bringen, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, die den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen schaden und Misstrauen säen.

Dieses Misstrauen befördert wiederum die Absichten Washingtons, das Russland gegenüber bewiesen hat, dass die von Washington gekauften und unter Druck gesetzten europäischen Politiker nicht bereit sind, eine von Washington unabhängige Außenpolitik zu betreiben. Dieses Fehlen einer unabhängigen Außenpolitik bedeutet aber, dass die russische Regierung diplomatische Mittel nur eingeschränkt wirksam einsetzen kann.

Ein weiteres Ziel Washingtons betrifft die Verstärkung von Streitkräften an der russischen Grenze. Die NATO hat die gegenwärtige »Krise« dazu benutzt, in den baltischen Staaten und Polen Ängste vor Russland zu schüren. Generäle Washingtons und der NATO sprechen von russischen Angriffen, als handele es sich um eine feststehende Tatsache, dass Russland beabsichtige, in Osteuropa einzumarschieren. Als Schutz vor dieser »russischen Bedrohung« hat die NATO ­eine »schnelle Eingreiftruppe« aufgebaut und will die militärische materielle und personelle Präsenz verstärken und dort weitere Militärstützpunkte errichten. Wie auch immer die Krise in der Ukraine ausgehen wird, hat Washington sie dazu benutzt, einen neuen Kalten Krieg zu beginnen.




Die westlichen korrupten Medien, die zu Propagandainstrumenten verkommen sind, haben die Lage in der Ukraine von Beginn an falsch dargestellt. Anstelle einer objektiven Berichterstattung gab es nur russlandfeindliche Propaganda. Als Folge davon ist die Bevölkerung im Westen, die diesen Medien vertraut, völlig falsch informiert und macht Russland für die Krise verantwortlich. Die Tatsache, dass die amerikanische Bevölkerung so falsch informiert ist, erleichtert es Washington, die Ereignisse weiterhin zum Schaden Moskaus zu manipulieren.

Washington hat keinerlei Interesse daran, die Probleme in der Ukraine zu lösen, die es erfolgreich dazu benutzt hat, in Europa und den USA Furcht vor Russland zu schüren. Im Zuge der Ukraine-Krise ist es Washington zudem gelungen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und Russland massiv zu schädigen sowie darüber hinaus einen neuen Kalten Krieg loszutreten, der weiterhin dafür sorgen wird, dem amerikanischen militärisch-sicherheitspolitischen Komplex satte Gewinne zu verschaffen. Da die Regierung in Kiew eine Marionette Washingtons ist, kann man vernünftigerweise nicht mit einer Beilegung des Konflikts rechnen, den Washington ja der Ukraine und Russland aufgehalst hat.

Aber nicht nur Washington, sondern auch die EU hat eine Lösung der Probleme in der Ukraine verhindert, die von Washington und der EU geschaffen wurden. Washingtons Handlanger Hermann Van Rompuy, Vorsitzender der Washingtoner Frontorganisation, des Europa-Rates, kündigte an, wenn die Berichte zutreffend seien (was sie selten sind), werde die EU Sanktionen gegen die russischen Energiekonzerne Rosneft, Gazprom Neft und Transneft sowie staatliche Unternehmen verhängen, die insgesamt einen Jahresumsatz von mehr als 27 Mrd. Dollar erzielen.

Als Reaktion auf diese Dreistigkeit sollte Russland ohne Vorwarnung die Gaslieferungen im Winter einstellen - und zwar vollständig. Es liegt in Putins Interesse, Europa aus der Kontrolle Washingtons zu befreien - und ein solcher Schritt könnte das bewerkstelligen. Ost- und Westeuropa und die Ukraine würden Moskau dann auf Knien bitten, die Energielieferungen wieder aufzunehmen. Dann müsste Putin nur noch sagen: »Mitglieder der NATO bekommen kein Gas.« Das würde die Angriffe Washingtons auf Russland beenden.

Die amerikanischen Neokonservativen, ein verkommener Kader aus Kriegstreibern, werfen Obama »Schwäche« vor, weil er keine Soldaten in die Ukraine entsenden will. Diese Neokonservativen, die die USA seit der Regierung Clinton in kostspielige und gescheiterte aggressive Militäroperationen hineingedrängt haben, behaupten, unter Obamas Führung habe die NATO ihre Willensstärke, ihre Kraft und ihren Einfluss eingebüßt.

Es bleibt der russischen Regierung vorbehalten, zu demonstrieren, dass Moskau in Bezug auf die Ukraine und Europa am längeren Hebel sitzt.

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