Die Menschheit zerfällt in zwei Teile, haben wir vor wenigen Tagen von Oxfam gehört. Die Superreichen ein Prozent, und der Rest der Welt, der zusammen weniger Besitztümer angehäuft hat als diese winzige Geld-Elite. Jetzt erklären uns auch die Mediziner, dass die Menschheit vom Spaltpilz befallen ist und in zwei Teile zerfällt: Diejenigen, die konform sind (Michel), und die Oppositionellen, die in einer Gesellschaft Unruhe stiften.
V, Proteste, Demonstrationen
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»Nun ist es offiziell«, heißt es dazu auf der Webseite Acting Man.»Wenn man Autoritäten infrage stellt, ist man krank.« Das klingt wie eine Verschwörungstheorie, ist aber bittere Wahrheit. Die Gesundheitsindustrie hat wieder einmal eine neue »Krankheit« erfunden, damit uns die Pharmabranche noch mehr mit unnötigen Pillen und Tabletten traktieren kann.

Das sogenannte »Oppositionelle Trotzverhalten« (oppositional defiant disorder=ODD) wurde von der amerikanischen Bibel der mentalen Störungen - dem American Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders − schon Ende 2013 offiziell zu einer Krankheit erklärt.

Doch erst jetzt wird diese Ungeheuerlichkeit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Wir hatten an dieser Stelle erstmals im Mai 2014 darüber berichtet. Vereinfacht gesagt, verwandelt die ODD-Diagnose ein anhaltendes Muster von fehlender Konformität sowie kritisch-renitentem Hinterfragen in eine mentale Störung. Auf der Webseite Psychiatry Online findet sich dazu folgende Definition zu ODD:
Das Oppositionelle Trotzverhalten ist im weitesten Sinne definiert als ein hartnäckiges Muster von Ungehorsam und Feindseligkeit gegenüber Autoritätspersonen (wie Eltern oder Lehrern). Es ist am weitesten verbreitet unter Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren.
Die Mayo-Kliniken beschreiben auf ihrer Webseite auch schon, was man gegen ODD tun kann. »Es mag bisweilen schwierig sein, den Unterschied zwischen einem willensstarken, emotionalen Kind,und einem mit einer ODD-Störung zu erkennen«, heißt es dort über die Symptome.

Opposition sei bei Kindern ein durchaus normales Verhalten. Doch dann wird festgestellt: »Aber es gibt zwischen dem normalen Streben nach Unabhängigkeit und ODD eine Spanne.«

Alarmierend sei es, so Mayo, wenn das Verhalten seit mindestens sechs Monaten zu beobachten sei und den Frieden in der Familie oder der Schule störe, wenn das Kind Regeln andauernd ignoriere und sich leicht ärgere. Vom Alter einmal abgesehen, könnte diese Beschreibung auch auf die Mitglieder einer Protestbewegung zutreffen.

Da gehen bekanntlich nicht Kinder auf die Straße. Aber wir wissen ja von modernen Arzneimitteln, dass sie gerne auch über den definierten und von Marktaufsehern genehmigten Anwendungsbereich hinaus verschrieben werden.

Und wir ahnen, was als Nächstes kommen könnte: Kampagnen in der Schule, um die Renitenten von den Herdenmenschen zu unterscheiden und eventuell ein flächendeckendes Impfprogramm zu starten. Dann entdeckt irgendein schlauer Mediziner, dass man die entwickelten Medikamente auch Erwachsenen verschreiben kann.

Von da ab ist es nur noch ein kurzer Weg, bis auch eine Protestbewegung nicht mehr in die rechte oder linke Ecke geschoben, sondern einfach einer kollektiven Impfung unterzogen wird. »Was, Sie wollen eine Demo in Dresden anmelden? Haben Sie ihren Impfpass dabei?«

Die Historie neu definierter »Krankheiten«, mit denen das Universum der Pillen-Branche erweitert wird, ist lang. Deren Zahl wuchs von 59 vor 80 Jahren auf 374 bis zum Jahr 2010 an. Davon wurden 77 neue »Störungen« und »Krankheiten« in nur sieben Jahren »entdeckt«.