Ungeachtet der heftigen Kritik will die Ruhrgebiets-Stadt Schwerte Flüchtlinge im ehemaligen Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald unterbringen. Bürgermeister Heinrich Böckelühr verteidigt die Pläne.
Bild
© dpa
Schwerte - Die Ruhrgebiets-Stadt Schwerte will ungeachtet heftiger Kritik Flüchtlinge auf dem Gelände einer ehemaligen Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald (Thüringen) unterbringen. Dort hatten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter im Reichs-Eisenbahnausbesserungswerk Schwerte Ost Lokomotiven reparieren müssen. 21 Asylbewerber sollen jetzt in einer alten Baracke unterkommen, die vor Jahren schon einmal Flüchtlingen und zuletzt Künstlern als Domizil diente.

Die Baracke sei aber erst in den fünfziger Jahren entstanden, betonten Vertreter der Stadt am Freitag. Das habe die Auswertung von Luftbildaufnahmen in den vergangenen Tagen ergeben. Die Gebäude des Lagers wurden vor langer Zeit abgerissen. Zunächst war der Eindruck entstanden, die Flüchtlinge sollten in einer ehemaligen Wachbaracke der KZ-Außenlagers wohnen.

„Die Entscheidung ist sachgemäß“, sagte Schwertes Bürgermeister Heinrich Böckelühr (CDU) am Freitag während einer Pressekonferenz. „Rat und Verwaltung der Stadt Schwerte halten an ihrer Entscheidung aus Überzeugung fest.“ Das Gebäude mit wechselvoller Geschichte werde einer sinnvollen Nutzung zugeführt.

Kritik an der Stadt kam von vielen Seiten. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte nach Gesprächen mit Vertretern von jüdischen Verbänden noch kurzfristig an die Stadt appelliert, den Plan fallenzulassen. Auch von Historikern und Integrationsorganisationen kam Kritik.

Schwerte ist nicht die einzige Stadt, die Flüchtlinge in einer KZ-Außenstelle unterbringen will. Augsburg verfolgt ähnliche Pläne und lässt derzeit eine Kostenanalyse erstellen. Zuletzt hatte dort die US-Armee das Gebäude genutzt.

(dpa)