Die Luftangriffe auf die Stellungen der Dschihadisten im Irak und in Syrien sind wenig effizient und eigentlich rechtswidrig, weil sie ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrats erfolgen. Das sagte Wladimir Putin in einem Zeitungsinterview. Er kritisierte die Anti-Terror-Koalition auch wegen ihrer Weigerung, mit der syrischen Führung zu kooperieren.
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„Was derzeit in Syrien und im Irak geschieht, geht unter andrem auf die grobe und verantwortungslose Einmischung von außen in die Angelegenheiten der Region zurück, aber auch darauf, dass man eigenmächtig zu Gewalt und Doppelstandards greift und die Terroristen in ‚gut‘ und ‚böse‘ aufteilt“, sagte Putin im Interview mit der ägyptischen Zeitung „Al-Ahram“.

Er sprach von einer „beispiellosen Herausforderung“ an die internationale Gemeinschaft durch die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS): „Eigentlich versuchen die Terroristen, einen riesigen Teil des irakischen und des syrischen Territoriums mit einer Gesamtbevölkerung von knapp zehn Millionen Menschen unter Kontrolle zu stellen. Mittlerweile bedrohen sie auch Länder, die weit außerhalb der Nahost-Region liegen. Wir haben das in Frankreich, Australien und Kanada beobachtet.“

„Leider müssen wir feststellen: Das derzeitige Vorgehen der Mitglieder der Anti-Terror-Koalition sowie ihre Strategie und Taktik entsprechen nicht dem Ausmaß und dem Charakter der bestehenden Gefahr“, so Putin.

Durch Luftangriffe alleine lasse sich der „Islamische Staat“ nicht bekämpfen: „Darüber hinaus sind diese Aktivitäten illegitim, denn sie erfolgen ohne direkte Zustimmung des UN-Sicherheitsrates und manchmal auch ohne Zustimmung der Länder, wo die Luftangriffe geflogen werden. Im Irak erfolgt der Kampf gegen den Terrorismus zwar in Kooperation mit der Regierung in Bagdad, in Syrien weigert sich die Koalition jedoch, mit der legitimen Staatsführung zusammenzuarbeiten.“

Laut Putin setzt sich Russland für einen Schulterschluss der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen den Terror aufgrund des Völkerrechts, wobei die Souveränität und die territoriale Integrität aller Staaten beachtet werden müssen.

„Russland ist daran interessiert, die Zusammenarbeit mit dem befreundeten Ägypten in diesem Bereich auszubauen - sowohl bilateral, als auch im internationalen Format. Zumal unsere Staaten mehrmals mit Terror-Attacken konfrontiert wurden“, sagte der russische Präsident.

Wie er weiter betonte, haben die Regierungen in Kairo und Moskau ähnliche Ansichten dazu, welche Maßnahmen vorrangig wären, um die Syrien-Krise zu lösen: „Vor allem geht es darum, einen Dialog zwischen den syrischen Konfliktparteien ohne Vorbedingungen und ohne Einmischung von außen zu starten, und zwar aufgrund der Genfer Erklärung vom 30. Juni 2012.“

Russland und Ägypten seien für ein einheitliches und souveränes Syrien. Es gebe keine Alterative zu einer politisch-diplomatischen Regelung, hieß es. Putin wies darauf hin, dass syrische Oppositionelle derzeit in Kairo beraten, um eine gemeinsame Plattform für ihre Gespräche mit der syrischen Regierung auszuarbeiten. Auch in Moskau hatten kürzlich Konsultationen syrischer Oppositionsgruppen und Regierungsbeamter stattgefunden.

„Es ist offensichtlich, dass die Bemühungen von Russland und Ägypten einander ergänzen und darauf abzielen, die Stagnation in der politischen Regelung der Syrien-Krise zu überwinden und einen Dialog zwischen der syrischen Regierung und deren politischen Opponenten einzuleiten, damit sie selbständig und ohne Druck von außen gegenseitig annehmbare Kompromisse und Lösungen finden“, mahnte Putin.