Mittlerweile befinden wir uns in der “Post-Snowden-Ära” und wie ich es seinerzeit befürchtet hatte, wurde die totale Überwachung durch die Veröffentlichungen nicht abgewendet, sondern legalisiert. Damals schrieb ich, wenn sich nun nicht ein globaler Widerstand bildet, werden diese Praktiken durch “positive Kenntnis” zu legalen Handlungen erklärt. Nun fast zwei Jahre nach den ersten Veröffentlichungen, haben sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Kaum jemand stellt die demokratiefeindlichen Aktivitäten der Geheimdienste noch in Frage, sehr zur Freude der Überwacher gehen die Bürger lascher denn je mit dem eigenen Datenschutz zu Werke.
Surveillance State
© Louie Psihoyos/Corbis
An dieser Stelle die Situation mit “das habe ich doch gesagt” zu kommentieren, wäre mehr als zynisch. Leider haben die Menschen in der heutigen “Glitzerwelt” die Eigenverantwortung völlig verlernt. Dafür gibt es etliche untrügliche Anzeichen, beispielsweise Apps wie den Wahl-O-Maten, der dabei hilft eine Entscheidung bei Wahlen zu treffen. Vermutlich wäre es auch vielen Mitarbeitern recht, wenn die Pinkelpausen gesetzlich geregelt wären, dann bräuchte man nicht mehr mit diesem mulmigen Gefühl etwas unrechtes zu tun in Richtung der Sanitäranlagen zu huschen. Ja die Welt wird Stück für Stück ein wenig strukturierter, das Schützt vor eigenen Entscheidungen die möglicherweise in einer kognitiven Dissonanz enden könnten.

Nun gibt es ein weiteres kleines Leckerli. Die Softwareschmiede “Palantir Technologies” rollt wie es scheint den Arbeitsmarkt etwas auf. Zu dem Unternehmen ein kurzes Zitat aus Wikipedia:
Gründer und erste Mitarbeiter kannten sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Aufbau von paypal. Kapitalanteile des Unternehmens werden von der Risikokapitalgesellschaft Founders Fund gehalten. Der Name wurde nach den Palantiri (die weithin Sehenden) in Tolkiens Fantasy-Saga Der Herr der Ringe gewählt. Mittlerweile hat das Unternehmen Niederlassungen in New York City, Washington D.C. sowie in Europa in London. Peter Thiel und Alex Karp sind Mitglieder des Lenkungsausschusses der Bilderberg-Konferenz.[1]
Prima, dann haben wir ja wieder mal alle Philanthropen unter einem Dach vereint. Das beispielsweise die CIA zu den Hauptkunden von Plantir gehört, braucht sicherlich nicht extra erwähnt zu werden.

Kommen wir nun zum aktuellen Geniestreich bei JPMorgan, der größten Bank Amerikas, wenn nicht gar weltweit. Um das Unternehmen vor weiterem Schaden zu bewahren, sollen die Mitarbeiter mittels Software überwacht und ausgewertet werden. Noch bevor ein möglicher Schaden entstehen könnte, sollen die Mitarbeiter durch eine Art “Minority Report” ausgesiebt werden. Dazu ein Zitat aus dem Manager Magazin:
Deshalb greift JP Morgan nun zu drastischen Mitteln: Sie lässt ihre Mitarbeiter überwachen. Ein Algorithmus soll anhand der gewonnenen Daten ein mögliches Fehlverhalten der Mitarbeiter vorhersagen.

JP Morgan testete das Programm bislang nur im Händler-Geschäft. Bis 2016 soll es jedoch auch im Investment-Banking und Vermögensmanagement zum Einsatz kommen. Mitarbeiter, die gegen Regeln verstoßen, sollen identifiziert werden, bevor sie Schaden anrichten können.[2]
Nun könnte sich der geneigte Leser fragen warum ich das für einen Geniestreich halte und ich möchte daher auch nicht lange mit der “Erleuchtung” warten. Seit dem Beginn der Bankenkrise und den Skandalen die nach und nach an die Oberfläche drangen, sind Banker zu einer verachteten Spezies geworden. Das damalige Selbstbewusstsein und die Arroganz sind weitestgehend gewichen. Stellt sich nun eine Bank hin und kolportiert die Überwachung der Mitarbeiter, dürfte das von den Menschen völlig anders wahrgenommen werden als würde man das beispielsweise in einem Industriebetrieb machen. Würden die Bankmitarbeiter dagegen Sturm laufen, würde man ihnen einfach unterstellen sie wollen etwas verbergen und das macht natürlich verdächtig und wer möchte schon verdächtig wirken?

Wenn eine der weltgrößten Banken einen solchen Vorstoß macht und es keinen Aufschrei gibt, wie lange wird es wohl dauern, bis auch die anderen Unternehmen nachziehen? Über die Folgen dürfen sich die Leser ihre eigenen Gedanken machen. Im Prinzip lässt sich das in vier kurzen Worten formulieren, “Das ist die Zukunft”. Noch hätten die Menschen eigentlich die Möglichkeit die eigene Zukunft zu gestalten, durch Apathie und Desinteresse wird dieses Privileg jedoch verschenkt. Die digitale Diktatur und der Überwachungsstaat machen jeden Tag einige Raumgewinne gut und irgendwann ist die Dominanz so groß, dass es kein Zurück mehr gibt. Zu dem Thema habe ich bereits unzählige Artikel geschrieben, die in ihrer Gesamtheit ein ganz gutes Bild der Zukunft ergeben.

Bleiben Sie einfach weiter ohnmächtig, dann wachen Sie in der “Schönen neuen Welt” auf, wo alles bis hin zur Betätigung der Wasserspülung für Sie vom Staat geregelt wird. Das ist doch schließlich sehr bequem und komfortabel. Wenn man nicht mehr selber für das eigene Handeln verantwortlich ist.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Palantir_Technologies
[2] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/wie-die-bank-jp-morgan-die-eigenen-mitarbeiter-ueberwacht-a-1027575.html