Ebola kann bis zu sechs Monate nach der vollständigen Genesung eines Patienten durch sexuelle Kontakte übertragen werden. Davor warnen die Weltgesundheitsorganisation und die US-Gesundheits- und Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control andPrevention), gestützt auf neue Erkenntnisse. Bis auf weiteres sollten Ebola-Überlebende Safer Sex praktizieren, ähnlich den Vorsichtsmaßnahmen gegen eine HIV-Infektion.
Ebola
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Mit bisher mehr als 10 600 Opfern ist der noch immer nicht beendete Ebola-Ausbruch in Westafrika der schlimmste, den die Welt bisher erlebt hat. Als wichtigster Übertragungsweg galt und gilt der direkte Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Patienten oder den Leichen der an der Krankheit Verstorbenen. Doch auch die Möglichkeit einer sexuellen Übertragung wurde zuvor nicht ausgeschlossen, Ebola-Überlebenden wurde deshalb empfohlen, drei Monate nach einemnegativen Bluttest enthaltsam zu leben oder sich entsprechend zu schützen.

Eine Frau wurde offensichtlich Monate nach der Genesung ihres Freundes infiziert

Ausgelöst wurde die neue Empfehlung durch den Fall einer Frau in Liberia, die kürzlich an Ebola erkrankte und starb. Es war der erste neue Ebola-Fall im Land seit drei Wochen. Sie war mit keinem Ebola-Patienten oder der Leiche eines Ebola-Opfers in Kontakt gekommen.

Später stellte sich jedoch heraus, dass ihr Freund Ebola-Überlebender war. Mit ihm hatte sie sexuellen Kontakt gehabt, nachdem ein Bluttest auf Ebola sechs Monate zuvor negativ gewesen war.

Der Mann war bereit, eine Spermaprobe abzugeben; sie wurde positiv auf Spuren des Ebola-Virus getestet. Vorher waren bei Spermaproben, die bis zu 101 Tage nach einem negativen Bluttest genommen worden waren, nie genetische Spuren von Ebola entdeckt worden. »Er hat eine Spermaprobe abgeliefert, die 175 Tage nach seinem negativen Bluttest positiv auf Ebola getestetwurde«, erklärte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic.

Genetische Tests ergaben, dass der Virenstamm aus dem Sperma des Mannes mit Proben übereinstimmte, die von seiner verstorbenen Freundin und auch von Menschen entnommen wurden, die ihn möglicherweise ursprünglich infiziert hatten. Diese Erkenntnisse sprechen für eine sexuelle Übertragung, reichen aber nicht, sie zu beweisen.

Zurzeit untersuchen CDC-Wissenschaftler, ob es sich bei den genetischen Spuren, die im Sperma des Mannes nachgewiesen wurden, lediglich um tote Bruchstücke oder um lebendige (und damit infektiöse) Viren handelte. Einstweilen setzen die Gesundheitsbehörden auf vorsorgliche Empfehlungen.

Wie hoch ist das Risiko?

Es gab zwar bereits früher Hinweise darauf, dass Ebola sexuell übertragbar sein könnte, aber Experten zufolge war der Ebola-Ausbruch so gewaltig, dass dieser Hypothese nicht nachgegangen werden konnte. Jetzt, wo die Erkrankungsrate sinkt, können Wissenschaftler Verdachtsfälle besser nachverfolgen. Darüber hinaus planen WHO, CDC und das Gesundheitsministerium von Sierra Leone eine Studie, bei der untersucht werden soll, wie lange das Ebola-Virus nach einem negativen Bluttest in Sperma, Urin, Muttermilch und anderen Körperflüssigkeiten von Überlebenden verbleibt.

»Das Problem liegt darin, dass wir nicht genug Fälle untersucht haben«, sagte der Ebola-Forscher Stuart Nichol von den CDC. Wenn Ebola tatsächlich über sexuellen Kontakt übertragbar ist - auch wenn eine solche Übertragung selten vorkommt - , ist die Epidemie möglicherweise noch lange nicht vorüber.

»Bei diesem Ausbruch gibt es eine so unglaublich hohe Zahl von Fällen«, sagte Dr. Daniel Bausch, Experte für Infektionskrankheiten bei der WHO. »Man sieht auf einmal Dinge, die vielleicht nicht häufig, aber trotzdem passieren oder passieren können. Wie geht man mit diesen Sonderfällen um?«

Wie der liberianische Arzt und Ebola-Überlebende Philip Ireland meint, sollte Überlebenden die Möglichkeit gegeben werden, ihre Körperflüssigkeiten auf die Krankheit untersuchen zu lassen: »Es müssen Tests angeboten werden, und zwar praktisch kostenlos.« Die WHO prüft die Machbarkeit eines solchen Programms. »Es wäre klug«, sagte Bruce Aylward, Vizegeneraldirektor und führender Ebola-Experte der Weltgesundheitsorganisation.


Quellen:

yahoo.com
nytimes.com
nytimes.com



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