Cash ist fesch! Aber wie lange noch? Die Anzeichen mehren sich, dass Bargeldgeschäfte bald abgeschafft oder zumindest eingeschränkt werden. Aus Sicht der Regierungen hätte das eine Reihe von Vorteilen. Zum Beispiel, dass Sparer noch ungenierter abgezockt werden können.

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Gut möglich, dass die Notenpressen schon bald gestoppt werden, oder aber ihr Ausstoß an Papiergeld zumindest sinkt. Dies wäre dann aber nicht der Einsicht in die langfristig gravierenden Folgen der Politik des lockeren Geldes geschuldet, sondern einem weiteren Schritt weg von werthaltigem Geld: An die Stelle des Papiergeldes dürfte nach dem Willen vieler Regierungen und Notenbanken nämlich bald das Digitalgeld treten.

Zuletzt war es der deutsche Ökonom Peter Bofinger, der für eine Abschaffung des Bargeldes plädierte. Natürlich verfolgt er damit - wie alle anderen Propagandisten des Digitalgeldes - vor allem hehre Ziele.

Ohne Bargeld gebe es keine Schwarzarbeit, keine Geldwäsche und weniger Steuerhinterziehung. Schon heute gilt zunehmend als suspekt, wer mit einem 500-Euro-Schein seine Rechnungen begleicht. Als »Mafia-Note« wird dieser Geldschein diskreditiert, ganz so, als sei jeder per se kriminell, der mehr Bargeld mit sich führt als der Durchschnitt seiner Landsleute. Bofinger hat mit seinem Vorstoß einen neuen Versuchsballon gestartet, um die Stimmung in der Bevölkerung und bei den Entscheidungsträgern zu testen: Wie reagieren die Deutschen auf ein mögliches Bargeldverbot? Werden sie es ebenso klaglos hinnehmen wie die faktische Abschaffung der Sparzinsen? Zuvor hatte sich bereits der US-Ökonom Kenneth Rogoff für ein Ende des Bargeldes ausgesprochen.

EU-Nachbarländer gehen voran

Noch stoßen solche Vorschläge in Deutschland mehrheitlich auf Ablehnung. Rund 74 Prozent der Bundesbürger wollen nach dem Resultat einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov auch in Zukunft in bar bezahlen können. Doch allein die Tatsache, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen ein Vorhaben ist, dürfte die Politik nicht daran hindern, es umzusetzen.

Die Mehrheit der Deutschen und Österreicher war bekanntlich seinerzeit auch gegen die Abschaffung von D-Mark und Schilling. Und ebenfalls besteht breiter Konsens, nicht weitere Hilfsmilliarden nach Athen zu pumpen. Trotzdem geschieht es.

In vielen EU-Staaten wurde der Bargeldverkehr schon drastisch eingeschränkt - die erste Stufe auf dem Weg zur Cash-Abschaffung. Schweden hat das Bargeldverbot weitgehend umgesetzt, in Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und Zypern gelten für Bargeld-Käufe Obergrenzen zwischen 1000 und 3000 Euro. Dänemark wird wohl zum 1. Januar 2016 folgen.

Der Enteignung werden Tür und Tor geöffnet

Dass sich die Regierungen und die ihr nahestehenden Claqueure in dieser Angelegenheit so sehr ins Zeug legen, hat gleich mehrere Gründe, die der Sparer kennen sollte, schließlich geht es um sein Geld.

Erster Grund: Ein Bargeldverbot schafft die Voraussetzung, um die finanzielle Repression, die nichts anderes ist als eine schleichende Enteignung, weiter zu verschärfen. Derzeit haben die Sparer eine recht simple Möglichkeit, sich gegen Negativzinsen zu wehren: Sie heben einfach ihr Erspartes vom Konto ab und bunkern es im Safe - oder kaufen gleich Gold. Wenn es kein Bargeld mehr gibt, ist dem Bankkunden dieser Ausweg verbaut.

Wie dreist die Regierungen ihre Bürger mittlerweile abzocken, zeigt das Beispiel Australien, wo im nächsten Jahr eine »Sparbuchsteuer« erhoben werden soll. Bisher kam es dort zu keinen nennenswerten Protesten seitens der Bürger. Das ist keine gute Nachricht für Sparer und Anleger. In Deutschland dürfte man eine solche Steuer wohl verniedlichend »Sparer-Soli« nennen. Oder auch »Begrüßungsabgabe« zur Förderung der Willkommenskultur für Flüchtlinge.

Interessant ist überdies die Frage, was passiert, wenn nach einem Bargeldverbot der Kunde ein paar Jahre später Bargeld auf sein Konto einzahlen möchte. Erfolgt dann automatisch eine Meldung an die Finanzämter? Schon heute müssen Unternehmer und Freiberufler selbst kleine Bareinzahlungen auf ihr Konto im Rahmen von Betriebsprüfungen lückenlos aufklären können, um nicht der Willkür des Fiskus ausgeliefert zu sein.

Zweiter Grund: Der Bürger ist nach einer Bargeld-Abschaffung wirklich zu 100 Prozent »gläsern«. Nicht einmal das kleine Trinkgeld für den Kellner oder den Friseur, das dann von der Karte abgebucht werden muss, bleibt für die Steuerbehörde unentdeckt. Wie immer wir unser Geld verdienen, wofür wir es auch immer ausgeben, wie hoch unsere Rücklagen für Reparaturen odersonstige unkalkulierbare Fälle sind - Big Fiskus weiß alles. Und wenn es sein muss, sogar tagesaktuell.

Die finanzielle Privatsphäre wäre komplett abgeschafft. Doch nicht nur das: Da der Verbraucher nur noch mit Karte zahlen kann, lassen sich komplette Bewegungsprofile anfertigen: Wo hat der Bürger getankt, wo gegessen, wo übernachtet? Kein Problem, es ist alles registriert. Auch die Werbewirtschaft dürfte sich freuen. Denn in bargeldlosen Zeiten weiß sie alles über die Konsumgewohnheiten der Verbraucher und kann sie mit entsprechenden Werbebotschaften fluten.

Dritter Grund: Staatliche Rettungsaktionen für Banken in Schieflage werden seltener und vielleicht irgendwann sogar überflüssig. Denn wo es kein Bargeld gibt, gibt es logischerweise auch keinen Banken-Run mehr. Wenn eine Bank pleite zu gehen droht, haben die Kunden keine Möglichkeit, ihre Konten zu plündern. Außerdem stellt Digitalgeld lediglich eine Forderung gegenüber der Geschäftsbank dar. Ist diese zahlungsunfähig, haben die Kunden Pech gehabt. Eine Banknote ist immerhin noch eine Forderung gegenüber der Notenbank. Das ist zwar ebenfalls nicht gerade beruhigend, doch der Übergang zum Digitalgeld würde aus Sicht der Bankkunden noch einmal eine Verschlechterung bedeuten. Sie trügen letztlich zum großen Teil das Insolvenzrisiko ihrer Banken.

Vierter Grund: Gleichsam nebenbei würden mit einem Bargeldverbot die so genannten Tafelgeschäfte verhindert, die den Regierungen schon seit Langem ein Dorn im Auge sind. Bislang ist es noch möglich, Edelmetalle bis zu einem Betrag von 14 999 Euro völlig anonym zu kaufen. Das heißt, der Kunde muss sich nicht legitimieren, und seine Personalien würden nirgendwo festgehalten.

Schon bei einer betragsmäßigen Begrenzung von Bargeldgeschäften zum Beispiel auf 3000 Euro pro Transaktion wäre es nicht mehr möglich, einen 100-Gramm-Goldbarren anonym zu erstehen. Allenfalls bliebe die Alternative, das Gold in einem Staat zu erwerben, wo Bargeldgeschäfte weiterhin möglich sind.

Um Probleme bei der Einfuhr ins Heimatland zu vermeiden, müsste man dann allerdings die Barren und Münzen sicherheitshalber dort verwahren lassen, wo man sie kauft. Mancher verbannt die Diskussionen über die Bargeldabschaffung ins Reich der Verschwörungstheorien. Das kann sich bald als fataler Irrtum erweisen. Denn erstens haben viele EU-Staaten längst bewiesen, dass sie vor einem solchen Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger nicht zurückschrecken. Und zweitens sind die Regierungen und Notenbanker beim Management der Staatsschuldenkrise nun offenkundig am Ende ihres Lateins. Und dann wächst die Kreativität bei der Abzocke der Bürger.