Am Freitag nahm Ren Xifen in der südwestchinesischen Provinz Guizhou von ihren vier Kindern Abschied, die vergangene Woche starben, nachdem sie Pestizide getrunken hatten. Ren, 32, kehrte am Freitag in ihr Heimatdorf Cizhu im Bezirk Qixingguan der Stadt Bijie zurück, um die Leichname ihrer Kinder zu sehen. Sie hatte über ein Jahr lang in der südchinesischen Provinz Guangdong gelebt und gearbeitet.
idylle
Die Idylle trügt.
Ihre Kinder im Alter von 5 bis 13 starben am Dienstag in ihrem Zuhause in Bijie, eine der ärmsten Gegenden in der Gebirgsregion der Provinz, nachdem sie Pestizide geschluckt hatten. Die Polizei ermittelte, dass es sich um Selbstmord handelte. Die Leichname wurden am Freitag eingeäschert.

Ren gibt zu, dass sie ihren Ehemann und ihre Kinder nur einmal angerufen hatte, und zwar kurz nachdem sie im März 2014 in Guangdong angekommen war. Seitdem hatte sie ihre Kinder nicht mehr kontaktiert. "Ich habe meine Verantwortung für sie nicht übernommen. Ich musste zurückkommen, um sie noch ein letztes Mal zu sehen", sagte Ren in einem Interview mit Xinhua am Freitag. "Wenn ich die Chance noch hätte, würde ich um jeden Preis für sie eine ordentliche Regelung treffen." Ein Regierungsbeamter, der Ren bei ihrem letzten Abschied von den Kindern begleitete, sagte, sie habe fast den ganzen Tag geweint.


Kommentar: Es ist tragisch, wenn sich die Mutter nicht besser um die Kinder kümmern konnte.


Ren hatte ihr Zuhause nach einem langen und schweren Streit mit ihrem Ehemann Zhang Fangqi verlassen, um in einer Spielzeugfabrik zu arbeiten. Zhang zog im März dieses Jahres aus dem Dorf weg und ließ die Kinder zurück. Die häufigen Streitigkeiten zwischen Ren und ihrem Ehemann hatten das Familienleben zerrüttet. Ren sagte, sie sei nicht zurückgekehrt, um ihre Kinder zu sehen, aus Angst, von ihrem Ehemann geschlagen zu werden, auch wenn sie sie sehr vermisst habe. Bei den Ermittlungen in dem Fall fand die Polizei eine Mitteilung von dem Sohn, die lautete: „Danke für Deine Güte, aber es ist Zeit für uns zu gehen...".

In China gibt es über 60 Millionen Kinder in den ländlichen Gebieten, die bei ihren Verwandten, zumeist Großeltern, vor dem Hintergrund zurückgelassen werden, dass der Urbanisierungstrieb des Landes Millionen Eltern weg von ihrer Heimat in die Städte zur Arbeitssuche zieht. Diese Kinder werden als "zurückgelassene Kinder" bezeichnet.

Im Fall von Ren's Familie lebten die Großeltern nicht mehr, so dass sie sich allein durchschlagen mussten, indem sie Geld vom Vater auf ein Konto überwiesen bekamen, auf das vom Vater dem ältesten Kind der Zugriff übertragen wurde. Solche Regelungen sind nicht selten. Einem Bericht von 2013 zufolge, der von der All-China Women's Federation veröffentlicht wurde, leben 3,4 Prozent aller zurückgelassenen Kinder allein und werden häufig Opfer von Tragödien wie Selbstmord und Menschenhändlern. "Ich hoffe, dass die Tragödie meiner Familie sich niemals wiederholt. Wenn Eltern sich um ihre Kinder kümmern und sie leiten, werden solche Tragödien nicht geschehen", sagte Ren.

2012 starben fünf Straßenkinder - ebenfalls aus Bijie - an Kohlenstoffmonoxidvergiftung, nachdem sie Holzkohle in einem Müllcontainer am Straßenrand verbrannt hatten, um sich zu wärmen. Der tragische Vorfall reflektiert den Mangel an adäquater elterlicher Fürsorge und Sozialdiensten für Tausende zurückgelassener Kinder.

Nach den Nachrichten der neuesten Tragödie forderte der chinesische Premierminister Li Keqiang dazu auf, die Kontrolle diesbezüglich zu verstärken, indem er an entsprechende Regierungsbehörden appellierte, zuverlässige und sorgfältige Arbeit bei der Fürsorge für hilfebedürftige Menschen zu leisten. Li sagte, solche Tragödien dürften nicht wieder und wieder geschehen, und fahrlässige Beamte müssten zur Verantwortung gezogen werden.