Bei einem Luftschlag in Jemen, der offenbar von Saudi-Arabien ausging, werden Dutzende Zivilisten getötet. Die UN werfen allen Konfliktparteien vor, Kriegsverbrechen zu begehen.
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© Reuters/Khaled Abdullah
In Jemen sind mutmaßlich bei einem Luftangriff auf eine Hochzeitsfeier nahe der Hafenstadt Mokha mindestens 70 Menschen getötet worden, nach Berichten örtlicher Behörden sogar mehr als 130. Unter den Toten seien 80 Frauen. Die Identifizierung der Leichen ist schwierig, weil viele verkohlt sind oder von der Gewalt der Explosion in Stücke gerissen wurden. Viele Menschen starben laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) auf dem Weg nach Hodeidah ins dortige Krankenhaus. In Mokha hat die Klinik geschlossen, weil sie weder über Benzin noch Strom oder Medikamente verfügte. Augenzeugen berichteten, zwei Raketen hätten die Zelte getroffen, in denen sich eine Hochzeitsgesellschaft in dem Dorf Wahijah aufhielt. Ihren Aussagen nach wurden die Raketen von Kampfjets abgefeuert, eine Version, die MSF bestätigte. Jemens Luftwaffe ist zerstört, Einsätze fliegt nur die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition.

Sie wies wie bei früheren Angriffen auf eindeutig zivile Ziele jede Verantwortung zurück. Ein Sprecher sagt, es habe in dem fraglichen Gebiet "drei Tage lang keine Luftoperationen gegeben". Verantwortlich seien örtliche Milizen. Dagegen bestätigten Quellen im jemenitischen Sicherheitsapparat der Nachrichtenagentur Associated Press, es habe einen Angriff gegeben; ein hochrangiges Mitglied der international anerkannten Regierung sprach von einem "Fehler". Die Militärkoalition verfolgt offiziell das Ziel, Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi wieder die Kontrolle über Jemen zu verschaffen. Er war vor den aufständischen Huthis nach Riad geflohen.

Die UN beklagen, die meisten Toten gebe es durch Luftschläge

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff. Jede Attacke auf Zivilisten sei eine schwere Verletzung internationalen Rechts und müsse von unabhängiger Seite untersucht werden. Saudi-Arabien und seine Verbündeten, unter ihnen zehn arabische Staaten, bestreiten immer wieder, dass sie zivile Ziele bombardieren. Zugleich versuchen sie eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe durch die UN zu verhindern, wie die Niederlande sie mit Unterstützung europäischer Staaten im Menschenrechtsrat in Genf fordern.

Nach Angaben des UN-Hochkommissars für Menschenrechte sind seit Beginn der Kämpfe im März mindestens 2355 Zivilisten getötet worden; die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. UN-Generalsekretär Ban kritisierte, beide Seiten zeigten "Missachtung für menschliches Leben", die meisten Toten gebe es jedoch durch Luftangriffe. Erst am Sonntag hatten nach Aussagen von Augenzeugen Kampfhubschrauber von Saudi-Arabien aus kommend ein Dorf in der Grenzprovinz Hajjah mit Raketen attackiert und mehr als 30 Zivilisten getötet. Auch hier bestritt ein Sprecher der Koalition in Riad jede Beteiligung. Saudi-Arabien wird beschuldigt, Ziele in dicht besiedelten Wohngebieten, eine Abfüllanlage für Wasser und Lager von Hilfsorganisationen attackiert zu haben.