Diese Bilder schmerzen beim Ansehen - und sie erschüttern uns zutiefst.

Denn die Schönheit dieser Fotos bildet einen starken Kontrast zu der Tragödie, die sie zeigen. Der schwedische Fotograf Magnus Wennman nahm diese Bildersammlung auf - sie trägt den Titel “Wo die Kinder schlafen” und zeigt die Verzweiflung der jüngsten Flüchtlinge, die vor der Grausamkeit des syrischen Bürgerkrieges fliehen.

Obwohl sie dem Krieg entkommen sind, befinden sie sich in einer unsicheren Lage und sind daher gezwungen, auf provisorischen Kissen zu schlafen und Kleidung zu tragen, die durch die lange Flucht aus ihrer Heimat zerrissen und verschmutzt wurde.

Tamam, 5 Jahre

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© Magnus Wennman
Azraq. Die 5-jährige Taman hat Angst vor ihrem Kissen. Sie weint jeden Abend beim Schlafengehen. Die Luftangriffe auf ihre Heimatstadt Homs erfolgten gewöhnlich in der Nacht. Und auch wenn sie mittlerweile schon weit entfernt von ihrem Zuhause schläft, begreift sie nicht, dass das Kissen nicht für die Gefahr verantwortlich ist.

Ahmad, 7 Jahre

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© Magnus Wennman
Horgos/Roszke. Auch Schlaf bedeutet keine Ruhe, besonders dann nicht, wenn der Terror sich in den Träumen wiederholt. Ahmad war zu Hause, als eine Bombe sein Familienhaus in Idlib zerstörte. Granatsplitter trafen ihn in den Kopf, doch er überlebte. Sein jüngerer Bruder überlebte dagegen nicht. Die Familie lebte einige Jahre mitten im Kriegsgeschehen, aber ohne Zuhause blieb ihnen keine andere Möglichkeit, als zu fliehen. Jetzt liegt Ahmad zwischen tausend anderen Flüchtlingen auf dem Asphalt der Autobahn, wo die Grenze zu Ungarn geschlossen wurde. Das ist der 16. Tag ihrer Flucht. Die Familie hat in Bushaltestellen, auf der Straße und im Wald geschlafen, erzählt Ahmads Vater.

Shehd, 7 Jahre

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© Magnus Wennman
Shehd liebt es zu zeichnen, aber alle ihre Bilder zeigen das gleiche Thema: Waffen. "Sie sah sie die ganze Zeit, sie sind überall", erklärt ihre Mutter, während ihr kleines Mädchen auf dem Boden vor der geschlossenen ungarischen Grenze schläft. Mittlerweile malt sie nicht mehr. Die Familie nahm weder Stifte noch Papier mit auf ihre Flucht. Shehd spielt auch nicht mehr. Die Flucht hat die Kinder gezwungen, erwachsen zu werden und sich mit den Erwachsenen zu sorgen, was in einer Stunde oder einem Tag passiert. Die Familie hatte Schwierigkeiten, während ihrer Flucht Nahrung zu finden. An manchen Tagen pflückten sie Äpfel von Bäumen, die entlang der Straße wuchsen. Wenn die Familie gewusst hätte, wie hart die Reise werden würde, hätte sie sich dafür entschieden, in Syrien zu bleiben und dort weiter ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

Fatima, 9 Jahre

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Norberg, Sweden. Fatima träumt jede Nacht, dass sie von einem Schiff fällt. Zusammen mit ihrer Mutter, Malaki, und ihren zwei Geschwistern floh Fatima aus der Sadt Idlib, als Syriens Nationalarmee sinnlos Zivilisten der Stadt tötete. Nach zwei Jahren in einem Flüchtlingslager im Libanon wurde die Situation unerträglich und sie machten sich in einem überfüllten Boot auf den Weg nach Libyen. Auf dem Deck des Bootes gebar eine hochschwangere Frau nach 12 Stunden in der sengenden Sonne ihr Kind. Das Baby war jedoch eine Totgeburt und wurde über Board geworfen. Fatima sah alles. Als sich in dem Boot Wasser zu sammeln begann, wurden sie von der italienischen Küstenwache aufgesammelt.


Shiraz, 9 Jahre

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Suruc. Shiraz, 9, war 3 Monate alt, als sie von einem schweren Fieber befallen wurde. Der Arzt diagnostizierte Polio und gab ihren Eltern den Rat, nicht zu viel Geld für Medizin auszugeben - für ein Mädchen, das "keine Chance hat". Dann kam der Krieg. Ihre Mutter Leila beginnt zu weinen, als sie erzählt, wie sie das Mädchen in eine Decke eingewickelt und über die Grenze von Kobane in die Türkei getragen hat. Shiraz, die nicht sprechen kann, bekam im Flüchtlingslager eine hölzerne Liege. Sie liegt dort. Tag und Nacht.

Mohammed, 13 Jahre

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Nizip. Mohammed, 13, liebt Häuser. In seiner Heimat Aleppo lief er gerne durch die Stadt, um sich ihre Bauwerke anzuschauen. Jetzt sind viele seiner Lieblingsbauwerke zerstört, zu Trümmern zerborsten. Im Krankenhausbett liegend fragt er sich, ob er seinen Traum, ein Architekt zu werden, jemals erfüllen kann. "Das Merkwürdigste am Krieg ist, dass man sich an das Gefühl der Angst gewöhnt. Ich hätte das niemals gedacht", sagt Mohammed.

Ralia, 7 and Rahaf, 13 Jahre

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Beirut. Ralia, 7, and Rahaf, 13, leben auf der Straße von Beirut. Sie kommen aus Damaskus, wo eine Granate ihre Mutter und ihren Bruder tötete. Zusammen mit ihrem Vater haben sie ein Jahr lang so geschlafen. Sie rückten auf ihren Pappkartons nahe zusammern. Rahaf sagt, sie hat Angst vor "bösen Jungs", während sie anfängt zu weinen.

Gulistan, 6 Jahre

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Suruc. Es gibt einen Unterschied zwischen Augen schließen und schlafen, wie die 6-jährige Gulistan weiß. Sie bevorzugt es, ihre Augen zu schließen und so zu tun, als ob sie schläft. Denn jedes Mal, wenn sie einschläft, beginnen die Albträume. "Ich möchte hier nicht schlafen. Ich möchte zu Hause schlafen", sagt sie. Gulistan vermisst das Kissen, das sie in Kobane hatte. Manchmal lehnt sie sich an ihre Mutter und benutzt sie als Kopfkissen.

Moyad, 5 Jahre

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Amman. Moyad, 5, und seine Mutter brauchten Mehl, um eine Spinatpastete zu machen. Hand in Hand waren sie auf dem Weg zum Markt in Dar'a. Sie liefen an einem Taxi vorbei, in dem eine Bombe platziert war. Moyads Mutter starb sofort. Der Junge, der nach Jordanien ausgeflogen wurde, hat Granatsplitter im Kopf, Rücken und Becken.

Sham, 1 Jahr

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Roszke/Horgos. In der ersten Reihe, entlang der Grenze zwischen Serbien und Ungarn, am 4 Meter hohen Eisentor, liegt Sham in den Armen seiner Mutter. Nur ein paar Dezimeter hinter ihnen liegt das Europa, das sie so dringend versuchen zu erreichen. Nur einen Tag zuvor wurden die letzten Flüchtlinge durchgelassen und mit dem Zug nach Österreich gebracht. Aber Sham und seiner Mutter kamen zu spät an. Jetzt warten sie zusammen mit tausend anderen Flüchtlingen außerhalb der geschlossenen ungarischen Grenze.


Amir, 20 Monate

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Zahle Fayda. Amir, 20 Monate, wurde als Flüchtling geboren. Seine Mutter glaubt, er wurde bereits im Mutterleib traumatisiert. "Amir hat noch nie ein einziges Wort gesprochen", sagt Shahana, 32. In dem Plastikzelt, wo die Familie momentan lebt, hat Amir kein Spielzeug, aber er spielt mit allem, was er auf dem Boden finden kann. "Er lacht sehr viel, auch wenn er nicht spricht", sagt seine Mutter.

Lamar, 5 jahre

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Horgos, Serbien. Es fehlen die Puppen, die Spielzeugeisenbahnen und die Spielbälle aus ihrem Zuhause in Bagdad. Lamar spricht oft von diesen Gegenständen, wenn von seinem ehemaligen Zuhause die Rede ist. Die Bombe änderte alles. Die Familie war gerade auf dem Weg, um Essen zu kaufen, als die Bombe in ihr Haus fiel. Es war nicht mehr möglich, dort zu leben, sagt Lamars Großmutter Sara. Nach zwei Versuchen, das Meer von der Türkei aus in einem kleinen Gummiboot zu überqueren, gelang es ihnen, zu der geschlossenen ungarischen Grenze zu kommen. Jetzt schläft Lamar auf einer Decke im Wald, verängstigt, frierend und traurig.

Abdul Karim, 17 Jahre

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Athen, Griechenland. Abdul Karim Addo kaufte sich von seinem letzten Geld ein Schiffsticket nach Athen, nun hat er nichts mehr übrig. Jetzt verbringt er die Nacht auf dem Omonoia-Platz, wo hunderte Flüchtlinge jeden Tag ankommen. Hier machen Schmuggler großes Geld, indem sie gefälschte Reisepässe, sowie Bus- und Flugzeugtickets an Menschen, die auf der Flucht sind, verkaufen - aber Abdul Karim geht nirgendwohin. Er kann sich zwar ein Telefon ausleihen und seine Mutter in Syrien anrufen, aber er ist nicht in der Lage, ihr zu erzählen, wie schlimm die Dinge sind. "Sie weint und hat Angst um mich und ich möchte nicht, dass sie sich weiter Sorgen macht." Er entfaltet seine Decke in der Mitte des Platzes und legt sich hin. "Ich träume von zwei Sachen: Ich möchte wieder in einem Bett schlafen und meine kleine Schwester umarmen."

Walaa, 5 Jahre

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Dar-El-Ias. Walaa, 5, möchte nach Hause. Sie hatte ihr eigenes Zimmer in Aleppo, erzählt sie. Dort weinte sie nie, als sie ins Bett musste. Hier im Flüchtlingsheim weint sie jede Nacht. Den Kopf auf ein Kissen zu legen ist schrecklich, sagt sie, denn nachts ist es furchtbar. Ihr Angst kam mit den Anschlägen. Am Tag baut Walaas Mutter oft ein kleines Haus aus Kissen, um ihr beizubringen, dass sie vor Kissen keine Angst haben muss.

Abdullah, 5 Jahre

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Belgrad, Serbia. Abdullah hat eine Blutkrankheit. In den letzten zwei Tagen hat er außerhalb des Hauptbahnhofes in Belgrad geschlafen. In seiner Heimat Daraa hat er die Ermordung seiner Schwester miterleben müssen. "Er ist immer noch geschockt und hat jede Nacht Albträume", sagt seine Mutter. Abdullah ist müde und krank, aber seine Mutter hat kein Geld, um Medizin für ihn zu kaufen.

Fara, 2 Jahre

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Azraq. Fara, 2, liebt Fußball. Ihr Vater versucht für sie Bälle zu machen, indem er alles zerknüllt, was er finden kann. Jede Nacht sagt er zu Fara und ihrer großen Schwester Tisam (9) "Gute Nacht", in der Hoffnung, ihnen am nächsten Tag einen richtigen Ball zum Spielen mitbringen zu können. Alle anderen Träume scheinen außerhalb des Machbaren zu sein, aber diesen gibt er nicht auf.

Juliana, 2 Jahre

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Horgos, Serbien. Es sind 34 Grad. Die Fliegen krabbeln auf Julianas Gesicht und ihr Schlaf ist unruhig. Julianas Familie ist seit zwei Tagen in Serbien unterwegs. Das ist die neueste Etappe der Flucht, die vor drei Monaten begann. Die Mutter des Mädchens legt ihren dünnen Schal über ihre Tochter auf den Boden. Fatima beruhigt sich. Ein paar Meter von ihrer Ruhestätte entfernt trampeln Füße eines nicht enden wollenden Stroms von Menschen. Es ist Ende August und Ungarn ist dabei, die Grenzen mit Stacheldrahtzaun zu schließen, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen. Für ein paar Tage ist es noch möglich, die Grenze der Stadt Horgos zu passieren. Sobald der Abend hereinbricht, wird auch Julianas Familie weiterziehen.

Maram, 8 Jahre

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© Magnus Wennman
Amman. Die acht Jahre alte Maram war gerade aus der Schule gekommen, als eine Rakete ihr Haus zerstörte. Ein Stück des Daches landete direkt auf ihr. Ihre Mutter brachte sie in ein Krankenhaus, von wo aus sie über die Grenze nach Jordanien geflogen wurde. Eine Kopfverletzung verursachte Hirnblutungen. Die ersten 11 Tage lag Maram im Koma. Sie ist jetzt wieder bei Bewusstsein, aber sie hat einen gebrochenen Kiefer und kann nicht sprechen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei der Huffington Post UK und wurde von Carola Hoffmann aus dem Englischen übersetzt.