Der prokurdische Anwalt Tahir Elci ist an einer Medienkonferenz in der Südostürkei Opfer einer Schiesserei geworden. Zwei Polizisten wurden ebenfalls getötet, unter den Verletzten soll auch ein Journalist sein.
Bild
© REUTERSDemonstrationen nach Elcis Tod. Elçi erhielt Todesdrohungen, nachdem er sich für die PKK eingesetzt hatte.
Der prominente prokurdische Menschenrechtsanwalt Tahir Elci ist in der südosttürkischen Kurdenstadt Diyarbakir erschossen worden, als er vor Journalisten Auskunft gab. Der Anwalt und ein Polizist seien während einer Schiesserei tödlich getroffen worden, erklärte der türkische Innenminister Efkan Ala. Ein zweiter Polizist erlag später seinen Verletzungen. Auch ein Journalist soll verletzt sein.

Wer die Schüsse abgefeuert hat, ist unklar. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe nach ersten Erkenntnissen zwei Möglichkeiten. Entweder sei der Angriff auf Elci ein geplantes Attentat gewesen oder er sei zwischen Gefechte von «Terroristen» und Polizisten geraten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich traurig über den Tod von Elci. Erdogan sagte, der Kampf gegen den «Terrorismus» im Land müsse bis zum Ende geführt werden.


Gezielt ermordet?

Auf Fernsehbilder war zu sehen, wie Elci kurz vor seinem Tod für Frieden in der Region warb: «Wir sagen, der Krieg, die Kämpfe, die Waffen, die Einsätze sollen fernbleiben von hier», sagte er. Auf weiteren Fernsehbildern sind Schüsse zu hören und ist zu sehen, wie sich Elci und Journalisten wegducken.

Im Viertel Sur in Diyarbakir kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und Sicherheitskräften. Elci hatte für seine Erklärung einen symbolträchtigen Ort ausgewählt. Er sprach in der Altstadt vor dem vierbeinigen Minarett einer bekannten Moschee und Wahrzeichen der Kurdenstadt Dyarbakir.

Demonstration auch in Istanbul

Am Samstag gab es wieder Kämpfe in Diyarbakir. Die Behörden erliessen eine Ausgangssperre. In Istanbul setzte die Polizei am Abend Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, die sich zum Gedenken an Elci auf der zentralen Einkaufsstrasse Istiklal versammelten.

Der 49-jährige Elci war ein bekannter prokurdischer Menschenrechtsanwalt. Im Oktober war er vorübergehend unter dem Vorwurf der Propaganda für die PKK festgenommen worden. Grund war ein Fernsehauftritt, bei dem er sagte, die PKK sei keine Terrororganisation.