In den vergangenen Jahren sind Antibiotika-Resistenzen weltweit angestiegen. Auch in der EU nehmen die Resistenzraten von Bakterien gegen Antibiotika weiter zu. Das Problem müsse Gesundheitsexperten zufolge rasch bekämpft werden, da sonst bei vielen Erkrankungen Behandlungsmöglichkeiten fehlen könnten.
Medikamente, Antibiotika
© Syda Productions – fotoliaAntibiotika-Resistenzen breiten sich immer weiter aus.

Weltweiter Anstieg von Antibiotika-Resistenzen


Seit Jahren warnen Gesundheitsexperten vor einem weiteren Anstieg von Antibiotika-Resistenzen. Bislang ist dieser jedoch noch nicht gestoppt. Erst kürzlich wurde berichtet, dass sich Bakterienstämme, die gegen das Notfall-Antibiotikum Colistin resistent sind, auch hierzulande ausgebreitet haben. Diese Superkeime wurden in Deutschland erstmals entdeckt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte in diesem Zusammenhang vor der „Übertragbarkeit eines Resistenzgens in der Human- und Veterinärmedizin“ gewarnt. Die Nachrichtenagentur APA berichtet nun, dass die Resistenzraten von Bakterien gegen Antibiotika in der ganzen EU zunehmen. Dies zeigt ein neuer Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) und der Europäischen Behörde für Ernährungssicherheit (EFSA/Parma).

Resistenzraten von knapp 70 Prozent

„Jedes Jahr sterben in der EU rund 25.000 Menschen durch bakterielle Infektionen, die durch resistente Keime hervorgerufen worden sind. Diese Gefahr ist aber nicht auf Europa beschränkt, sondern ein globales Problem, das globale Lösungen verlangt“, erklärte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Wie es in der APA-Meldung heißt, rufen in der EU am häufigsten Campylobacter-Keime - speziell von Geflügel, anderem Fleisch und daraus hergestellten Produkten - Infektionen über Nahrungsmittel hervor. So wurden zum Beispiel in Masthühnern Resistenzraten gegen das Breitbandantibiotikum Ciprofloxacin (ein Fluorchinolon) von knapp 70 Prozent beobachtet. In Proben von Menschen fanden sich den Angaben zufolge zu bis zu 60 Prozent dagegen resistente Keime.

Fehlende Behandlungsmöglichkeiten

Laut Experten ist die Campylobacter-Problematik relativ schwierig in den Griff zu bekommen. Für Tiere gibt es gegen Salmonellen eine Impfung, gegen Campylobacter hingegen noch nicht. Außerdem ist Campylobacter ein Keim, der bei Geflügel natürlich im Darm vorkommt. Deshalb wären Bestrahlung oder das Besprühen mit einer Chlorlösung die einzig absolut sicher funktionierenden Lösungen. Es sollte daher alles daran gesetzt werden, Resistenzen zurückzudrängen, da sonst bei Erkrankungen Behandlungsmöglichkeiten fehlen könnten.

Nur wenige Alternativen

Wie die APA weiter berichtete, wurden bei den Salmonellosen bei Patienten Resistenzraten von um die 30 Prozent gegen Tetrazykline, Sulfonamide und Ampicillin festgestellt. Bei Proben von Geflügel war das ähnlich. Und auch multiresistente Salmonellen-Bakterien waren mit einer Häufigkeit von etwa einem Viertel bei Patienten und bis zu 30 Prozent bei Masthühnern und Truthähnen hoch. Wie eingangs erwähnt, könnten künftig auch die erstmals festgestellten Resistenzen bei E. coli-Bakterien gegen das Antibiotikum Colistin ein Problem darstellen. Sollte diese Therapiemöglichkeit wegfallen, gäbe es gegen solche Infektionen wenige sonst wirksame Medikamente. Dies gilt laut APA auch für Salmonellen und E. coli-Bakterien, welche nicht mehr auf Cephalosporine der dritten Generation und auf die ehemals speziell wirksamen Carbapeneme ansprechen.

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