Forscher haben den Verursacher der großen Pest-Pandemie im Mittelalter enttarnt: Der Erreger, der rund 25 Millionen Menschen tötete, existiert noch.
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© PADie Pest forderte Millionen Opfer in ganz Europa. Viele Gemälde wie jenes von G. B. Tiepolo aus dem Jahre 1758 zeugen davon.

Forscher haben den Auslöser für den „Schwarzen Tod“ gefunden, der als größte Pandemie der Menschheitsgeschichte gilt. Das Pest-Bakterium Yersinia pestis sei zweifelsfrei für die verheerende Seuche verantwortlich, berichten Forscher um den Tübinger Archäologen Johannes Krause.

Der „Schwarze Tod“ sei somit eine Pest-Pandemie gewesen, und nicht wie zuletzt angenommen ein Ebola ähnliches Fieber, teilte die Universität Tübingen mit. Der Seuche waren vor rund 650 Jahren etwa 25 Millionen Menschen und damit ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer gefallen.

Auf die Spur des Bakteriums kamen die Forscher, als sie das Erbgut von 109 Skeletten aus dem 14. Jahrhundert auf einem Londoner Friedhof untersuchten. Dabei sei ein wichtiger Teil der DNA von Yersinia pestis entziffert worden. Weil der Friedhof nur genutzt wurde, während der Schwarze Tod in Europa wütete, sei das Pest-Bakterium somit eindeutig als Auslöser der Epidemie identifiziert worden.
Bakterium
© PADas Pestbakterium Yersinia pestis unter dem Elektronenmikroskop

Die Studie, an der auch Wissenschaftler aus den USA, Kanada und Großbritannien beteiligt waren, ist in den Proceedings der Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht.

Der „Schwarze Tod“ gibt den Forschern seit Jahren Rätsel auf. Lange waren Experten davon ausgegangen, dass es sich um eine Pandemie der sogenannten Beulenpest handelte. Dabei kann es zu massiven inneren Blutungen kommen, die als schwarze Flecken unter der Haut zu sehen sind - daher der Name Schwarzer Tod.

Einige Fachleute bezweifelten jedoch den Pest-Ursprung der Pandemie. Vor zehn Jahren veröffentlichten britische Forscher eine Studie, der zufolge eine Virus-Infektion wie etwa Ebola den Schwarzen Tod ausgelöst habe. Allerdings verwiesen sie lediglich auf Beobachtungen zum Krankheitsverlauf.

Zwar wurde das Pest-Bakterium in den vergangenen Jahren schon mehrmals in mittelalterlichen Skeletten nachgewiesen. Allerdings konnten die Forscher nie belegen, dass die DNA tatsächlich von einem mittelalterlichen Pest-Bakterium stammt.

Dem deutsch-kanadischen Team ist dieser Nachweis nun erstmals gelungen: So untersuchten die Forscher die DNA auf Beschädigungen, die nur bei sehr altem Erbgut vorkommen. „Damit ist zweifelsfrei bewiesen, dass der heute bekannte Pesterreger Y. pestis auch Auslöser der Pest im Mittelalter war“, sagte Krause.

Das mittelalterliche Pest-Bakterium sei in weiten Teilen identisch mit heutigen Pesterregern, die nach wie vor jedes Jahr weltweit rund 2000 Menschen an der Beulenpest erkranken lassen. Auch wenn der Erreger heute in einer deutlich abgeschwächten Form existiere.
Floh,pest,überträger
© PAFlöhe gelten als Überträger der Erreger

Bislang sei allerdings noch unklar, weshalb sich die Pest im Mittelalter so rasend schnell verbreitet habe, während sich der Erreger heute - selbst ohne medizinische Behandlung - deutlich langsamer ausbreite.

Von der Pest können sowohl Menschen als auch Tiere befallen werden. Übertragen wird der Erreger von Ratten über Flöhe.

dpa/AFP/oc