Es klingt paradox: Zwischen dem warmen arktischen Sommer und dem sibirischen Frost haben deutsche Klimaforscher einen Zusammenhang entdeckt.
erdoberfläche, temperatur, europa
Oberflächentemperatur, Sonntag 12. Februar.

"Großbritannien erlebt die längste Kältewelle seit 1981. Peking verzeichnet den kältesten Morgen seit beinahe 40 Jahren. In Florida hängen Eiszapfen an den Orangenbäumen", schrieb das Magazin Focus vor zwei Jahren. Und erlaubte sich die Frage: "Wo ist die Erderwärmung geblieben?"

Zwei Jahre später vermeldet die Türkei einen Rekordwinter. In Bulgarien wurden in dieser Woche minus 29 Grad Celsius gemessen, was den bisherigen Kälte-Rekord aus dem Jahr 1942 übertraf. Vor allem im Osten Europas wütet das Kälte-Hoch Cooper, bislang erfroren 139 Menschen. Was also ist los mit der Erderwärmung?

Bisher mahnten Klimaforscher angesichts solcher Gedanken stets zur Besonnenheit. Klima sei schließlich nicht dasselbe wie Wetter. Und kurzfristige Temperaturschwankungen sagten wenig über langfristige Trends wie die langsame aber stetige Erderwärmung seit der Industrialisierung aus.


Kommentar: In diesem Artikel wird erwähnt, dass die Temperatur erst einmal nicht mehr ansteigt oder seit 1998 nicht mehr angestiegen ist.

Widerlegung des CO2-Treibhauseffektes anhand der physikalischen Gesetze


Doch nun haben Forscher des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung eine Studie veröffentlicht, die genau so einen Zusammenhang nahelegt: Ihrer Ansicht nach ist die aktuelle Kältewelle auch eine Folge der Erderwärmung. Die im Magazin Tellus A veröffentlichte Analyse zeigt einen Zusammenhang zwischen dem schrumpfenden sommerlichen Arktiseis und extremem Winterwetter in Europa.


Kommentar: Diese Logik muss man nicht verstehen.


Die Forscher setzten meteorologische Winterdaten der Jahre 1989 bis 2010 ins Verhältnis zur Schmelze im arktischen Sommer. Das Ergebnis: Taut die Arktis im Sommer besonders stark ab, kommt es zur verstärkten Erwärmung des arktischen Ozeans: Das Verschwinden der hellen Eisoberfläche legt den dunkleren Ozean frei und reflektiert die einstrahlende Energie nicht mehr so stark. Ein Effekt, den Wissenschaftler als Eis-Albedo-Rückkopplung bezeichnen. Die so gespeicherte Wärme gibt der Ozean im Herbst und Winter wieder in die Luft ab, was die unteren Schichten der Atmosphäre stärker erwärmt. In den letzten Jahren zeigten die Aufzeichnungen der Satelliten einen kontinuierlichen Rückgang des Meereises. Aktuelle Messdaten zeigten erhöhte Temperaturen in den Herbstmonaten.

Auswirkung auf Deutschland

Was das nun mit dem Wetter in Dresden, Warschau oder Kiew zu tun hat? "Durch die bodennahe Erwärmung der Luft kommt es zu aufsteigenden Bewegungen, die Atmosphäre wird instabiler", erklärt Studienautor Ralf Jaiser. Und das bewirke veränderte Bedingungen für die typischen Zirkulations- und Luftdruckmuster in der Arktis.

Eines dieser Muster sei der Luftdruckgegensatz zwischen der Arktis und den mittleren Breiten, die Nordatlantische Oszillation NAO - mit Azoren-Hochs und Island-Tiefs, die aus dem Wetterbericht bekannt sind. Ist dieser Gegensatz hoch, entsteht ein starker Westwind. Er trägt im Winter warme, feuchte atlantische Luftmassen bis tief nach Europa. Bleibt dieser aus, kann kalte arktische Luft nach Europa vordringen, wie derzeit.

Kältewellen werden dreimal so wahrscheinlich

Die Wissenschaftler haben in ihren Modellen nachgewiesen, dass der Luftdruckgegensatz im Winter immer schwächer wird, je weniger Meereis im Sommer in der Arktis anzutreffen war. Anders ausgedrückt: Je geringer die sommerliche Meereisbedeckung, desto größer die Wahrscheinlichkeit für arktische Kälte im darauf folgenden Winter in unseren Breiten.

Jaiser und sein Team sind nicht die ersten, die auf diesen Zusammenhang hinweisen. "Harte Winter wie der im Jahr 2009 und 2010 widersprechen nicht dem Bild globaler Erwärmung, sondern vervollständigen es eher", erklärte im November 2010 Vladimir Petoukhov vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Seine Studie war im Magazin Geophysical Research erschienen. Tenor: Die Wahrscheinlichkeit extrem kalten Winterwetters in Europa und Nordasien werde sich verdreifachen.


Kommentar: Alles klar, und damit wird dreimal die Klimaerwärmung bestätigt?


Rekord-Eisschmelze

Tatsächlich gab es 2011 einen neuen Schmelzrekord in der Arktis: Mit 4,24 Millionen Quadratkilometern hatte die Eisfläche eine noch geringere Ausdehnung als 2007 - dem bisherigen Rekordjahr. Damit geht das Eis fast doppelt so schnell zurück, wie vom Weltklimarat IPCC prognostiziert.

"Der Rückgang beträgt seit 1972 bereits 50 Prozent", erklärt Georg Heygster vom Institut für Umweltphysik. Besonders schnell schmilzt das Eis um Grönland herum. So gingen im Jahr 2009 allein am grönländischen Festland-Eisschelf 200 Gigatonnen Eis verloren. Auf einer Fläche ausgebreitet ergibt das eine Region so groß wie Australien. Im Jahr darauf, 2010, waren es aber schon mehr als 300 Gigatonnen - was selbst die Experten erschreckt. Spanische Forscher sehen bereits heute einen "gefährlichen Klimawandel" in der Arktis. Ihre im Magazin Nature veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass die Arktis bereits in 20 Jahren eisfrei sein könnte.


Kommentar: Vielleicht liegt es daran, dass Unterwasservulkane das Eis schmelzen, Daten verfälscht werden?

münchen, eis
© Frank Leonhardt/dpa/lbyFebruar 2012: der eingefrorene Fischbrunnen auf dem Marienplatz in München
Die Winter werden also automatisch kälter hierzulande? Nicht unbedingt. Verglichen mit der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 war der Januar in Deutschland mit einer Durchschnittstemperatur von 1,9 Grad Celsius um 2,4 Grad zu warm. Aber da stand Mitteleuropa ja auch noch unter atlantischem Einfluss.