Übergewicht
© colourboxWer schon als Kind zu viele Kilos auf die Waage bringt, riskiert an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Übergewicht von Kindern entwickelt sich zur tickenden Zeitbombe: Viele der Pummelchen werden schon in jungen Jahren an Altersdiabetes erkranken. Mit gravierenden Folgen.

Die Ernährungsgewohnheiten deutscher Kinder sind alarmierend: Am liebsten vertilgen sie Süßigkeiten, Softdrinks und Fast Food. Außerdem bewegen sich die Jugendlichen viel zu wenig, sitzen lieber vor dem Fernseher oder dem Computerbildschirm. Das hat zur Folge, dass die Zahl an extrem übergewichtigen Mädchen und Jungen dramatisch zunimmt - mit schwerwiegenden gesundheitlichen Konsequenzen.

Inzwischen leiden viele dicke Kinder nicht nur unter Bluthochdruck oder Gelenkproblemen, sondern auch an Vorformen von Diabetes Typ 2, dem sogenannten Altersdiabetes. Innerhalb weniger Jahre werden viele von ihnen zuckerkrank sein. „Der Ausbruch verlagert sich nach vorne. Früher haben wir Diabetes Typ 2 vor allem bei 70-Jährigen diagnostiziert, heute werden die Patienten immer jünger. Oft sind sie erst 30 bis 40 Jahre alt“, sagt Andreas Fritsche. Er ist Professor für Diabetologie an der Uniklinik Tübingen. „Von einer Alterserkrankung kann man deshalb nicht mehr sprechen.“

Diabetes zieht schwere Folgeerkrankungen nach sich

Besonders tragisch ist, dass die jungen Patienten nach der Diabetes-Diagnose Jahrzehnte unter der Erkrankung und ihren Folgen leiden werden. „Hoher Zucker steigert die Gefahr für Herzinfarkte und Schlaganfälle und kann zu Schädigungen von Augen, Nieren oder Nerven führen“, sagt Fritsche. „Außerdem gibt es einen Zusammenhang mit malignen Erkrankungen. Diabetes Typ 2 und Übergewicht erhöhen das Krebsrisiko erheblich.“

Migrantenfamilien sind besonders häufig betroffen

Studien zeigen, dass Diabetes Typ 2 besonders häufig unter Migranten auftritt: „Das hat mit der Gen-Umwelt-Interaktion zu tun. Es ist anzunehmen, dass durch einen Wechsel von einer Esskultur in eine andere das Risiko für metabolische Erkrankungen steigt“, sagt Fritsche. „Für Menschen, die beispielsweise aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland ziehen, steigt die Gefahr an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Dies könnte an der Nahrungsumstellung oder insgesamt an der Änderung des Lebensstils liegen.“

Diabetes Typ 2 entsteht schleichend

Die Krankheit kommt auf leisen Sohlen, anfangs bereitet sie kaum Beschwerden. Die Patienten entwickeln eine Insulinresistenz, die Körperzellen können zunehmend weniger auf das Hormon reagieren. Zunächst kann der Körper die Resistenz noch kompensieren, indem er größere Mengen des Hormons herstellt. Nach einiger Zeit erschöpft sich die Bauchspeicheldrüse und produziert immer weniger, bis die Insulinproduktion dann ganz versagt. Der Körper kann den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren.

Da inzwischen auch zunehmend Kinder zuckerkrank werden, sollten Eltern bei ersten Anzeichen sofort reagieren und einen Arzt aufsuchen. „Alarmzeichen sind starker Durst und häufiges Wasserlassen“, sagt Fritsche.

Die Behandlung erfordert eine Umstellung des gesamten Lebensstils und betrifft meist die ganze Familie. „Die Basismaßnahmen sind Bewegung und eine Ernährungsumstellung“, sagt Fritsche. „Wenn das nicht hilft, müssen auch junge Patienten Medikamente einnehmen.“


Kommentar: Diabetes vom Typ 2 kann allein durch eine dauerhafte Ernährungsumstellung geheilt werden. Lesen Sie dazu bspw. Leben ohne Brot von Dr. Woflgang Lutz.

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Prävention steht an erster Stelle

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sind Eltern und Kinder gleichermaßen gefordert: „Übergewicht ist der Hauptrisikofaktor für Diabetes Typ 2. Deshalb ist es entscheidend, dass gefährdete Kinder dauerhaft abnehmen“, sagt Fritsche. Wenn die Pfunde purzeln, ist das der beste Schutz gegen die Zuckerkrankheit.