Angesichts der hohen Prävalenz des Typ-2-Diabetes mellitus wird leicht übersehen, dass es sich um eine Zivilisationserkrankung handelt, die nur bei einem Überangebots von Nahrungsmitteln auftritt. In Notzeiten, hierzulande zuletzt im und nach dem 2 Weltkrieg, ist der Typ-2-Diabetes mellitus praktisch inexistent.
Um den Typ-2-Diabetes mellitus heute zu heilen, muss die übermäßige Zufuhr von Kalorien gestoppt werden. Das ist mittels einer bariatrischen Operation möglich, wie verschiedene Studien in den letzten Jahren gezeigt haben. Oder aber der Schnitt erfolgt bei der Kalorienzufuhr, was die Gruppe um Roy Taylor von der Universität in Newcastle upon Tyne an 14 adipösen Typ-2-Diabetikern (Körpergewocht 103 kg, BMI 33) untersucht hat.
Der Plan sah eine Beschränkung der Energiezufuhr auf 600 Kilokalorien am Tag vor. Davon entfielen 510 Kilokalorien auf eine orale Nährstofflösung (ironischerweise von einem Hersteller, der auch zahlreiche energiedichte Nahrungsmittel vertreibt, die das Feuer der gegenwärtigen Adipositas-Epidemie sind). Der Rest der Kalorien verteilte sich auf variable Gemüsemahlzeiten, die primär die Compliance verbessern sollten.
Was nicht immer gelang: Drei Teilnehmer stiegen in den ersten Wochen aus, die anderen elf absolvierten allerdings die 8-wöchige Rosskur. Danach waren sieben von ihrem Diabetes befreit. Der durchschnittliche HbA1c-Wert der Teilnehmer sank innerhalb kurzer Zeit von 7,4 auf 6,0 Prozent, was ein aus diabetologischer Sicht vorzügliches Ergebnis ist.
Die Nüchternblutzucker hatten sich bereits in den ersten 7 Tagen der Diät gebessert, ebenso die Insulinwirkung auf die Leber. Später kam es zu einer Normalisierung der Funktion der Beta-Zellen. Kernspintomographische Untersuchungen zeigten, dass sich auch die Verfettung von Leber und Pankreas zurückbildeten.
Sie ist nach Ansicht der Autoren ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Diät. Taylor vermutet, dass toxische Zwischenprodukte des Fettstoffwechsels für die Störung der Betazellfunktion und die Insulinresistenz verantwortlich sind. Dies sind die beiden wesentlichen Auslöser des Typ-2-Diabetes mellitus.
Kommentar: Insulinresistenz wird nach den Ergebnissen von Dr. Lutz in seinem Buch Leben ohne Brot durch einen erhöhten Verzehr von Kohlenhydraten (über 72 gr./Tag) verursacht. Dieser erhöhte Verzehr führt auch zu Krankheiten wie z.B.:
- Diabetes
- Herzkrankheiten
- Krebs
- Morbus Crohn
- ...
Ob die „Heilung“ vom Diabetes von Dauer ist, dürfte vom weiteren Ernährungsverhalten der Teilnehmer abhängen. Unter der Diät hatten sie im Durchschnitt 15 kg abgenommen. Ihr BMI lag mit 28,7 kg/m2 noch im Bereich des Übergewichts. Ausschlaggebend für die Pathogenese des Typ-2-Diabetes mellitus sind aber nicht die angehäuften Fettspeicher, sondern die aktuelle Stoffwechselsituation.
Diese hatten sich bei drei Teilnehmern wieder so weit verschlechtert, dass ihre orale Glukosebelastung die erneute Entwicklung eines Typ-2-Diabetes mellitus anzeigte, obwohl der HbA1c-Wert noch nicht wieder angestiegen war und die Gewichtszunahme der Teilnehmer (im Durchschnitt 3,1 kg) noch nicht auf die drohende Gefahr hinwies.
Der einzige Grund, warum dieser Versuch funktioniert hat, liegt nicht in der Kalorienbeschränkung, sondern darin, dass bei derart niedriger Kalorienaufnahme auch die Kohlenhydratmenge auf weniger als 150-100 Gramm beschränkt wird.
Logischerweise wird dadurch die Bauchspeicheldrüse nicht annährend so stark belastet wie bei kohlenhydratreicher Ernährung, welche den Insulinhaushalt völlig durcheinanderbringt.
Eine kohlenhydratarme Ernährung mit 2000 Kcal pro Tag hätte bei diesem Versuch identische, wenn nicht bessere, Ergebnisse hervorgebracht. Scheinbar kommt niemand der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf die Idee, dass Kohlenhydrate generell beschränkt werden müssen, um die Krankheiten zu heilen, die durch übermäßigen Konsum von verarbeiteten, hoch-glykämischen Zuckerprodukten verursacht wurden.