Kommentar: Es sieht so aus, als ob James Lindsay, Co-Autor von Cynical Theories (gemeinsam mit Helen Pluckrose), Andrzej Lobaczewskis Politische Ponerologie gelesen hat. Nach unserer Einschätzung ist er einer der ersten prominenten Akademiker, der es nicht nur gelesen, sondern auch etwas Substanzielles darüber geschrieben hat (leider ohne es zu zitieren). Die Auseinandersetzung mit der Kritischen Theorie macht ihn zum idealen Kandidaten für diese Aufgabe. Die nachfolgende Abhandlung ist sehr lesenswert. Wir haben ein paar Kommentare hinzugefügt, die einige seiner Ideen mit der Terminologie aus Lobaczewskis Arbeit in Beziehung setzen.
Viele der schlimmsten Grausamkeiten der Menschheitsgeschichte verdanken ihr Auftreten allein der Etablierung und gesellschaftlichen Durchsetzung einer falschen Realität. Den Begriff und die Idee haben wir dem katholischen Philosophen Josef Pieper und seinem wichtigen Aufsatz "Missbrauch der Sprache, Missbrauch der Macht" von 1970 zu verdanken, sodass wir diese alternativen Realitäten als ideologische Pseudowirklichkeiten bezeichnen können.
Da Pseudorealitäten falsch und unwirklich sind, werden sie immer Tragödien und Übel in einem Ausmaß hervorbringen, das mindestens im proportionalen Verhältnis zur Reichweite ihres Machteinflusses steht - was ihrer primären Ausrichtung entspricht -, sei es in sozialer, kultureller, wirtschaftlicher oder politischer Hinsicht, besonders aber in Kombination mehrerer oder all dieser Bereiche. Diese aufkeimenden und sich verwurzelnden Pseudorealitäten sind von einer solchen Wichtigkeit für die Entwicklung und Tragik von Gesellschaften, dass es sich lohnt, ihre grundlegenden Eigenschaften und ihre Struktur zu umreißen, damit sie identifiziert und angemessen bekämpft werden können, bevor sie zu soziopolitischen Katastrophen führen, die bis hin zu Krieg, Völkermord und sogar zum Zusammenbruch der Zivilisation reichen können, was nicht nur den Tod von Millionen Menschen, sondern auch die existenzielle Zerstörung vieler weiterer Millionen zur Folge haben kann. Dies geschieht im vergeblichen Bemühen, einer Fiktion gerecht zu werden, deren Anhänger entsprechend intolerant sind oder dazu gemacht werden.
Das Wesen von Pseudorealitäten
Pseudorealitäten sind, einfach ausgedrückt, falsche Konstruktionen der Realität. Es dürfte klar sein, dass es zu den Merkmalen von Pseudorealitäten gehört, dass sie ein zwar plausibles, aber bewusst falsches Verständnis der Realität vermitteln. Sie sind Kult-"Realitäten" in dem Sinne, dass sie der Art und Weise entsprechen, wie Sektenmitglieder die Welt um sie herum erleben und interpretieren - sowohl die soziale als auch die materielle. Man wird sogleich erkennen, dass diese absichtlich falschen Interpretationen der Realität zwei miteinander verbundene Funktionen haben. Zum einen sollen sie die Welt so formen, dass sie einem kleinen Teil der Bevölkerung entgegenkommt, die in ihrer Fähigkeit, mit der Realität in der Form zurechtzukommen, wie sie ist, krankhaft beeinträchtigt ist. Zum anderen sind sie dazu konzipiert, alle anderen Analysen und Motivationen durch Macht zu ersetzen, welche diese essenziell oder funktionell psychopathischen Individuen zu ihrem permanenten Vorteil verzerren und deformieren, solange ihr pseudoreales Regime besteht.
Kommentar: Hier ist eine Ansicht des zu Beginn des Artikels erwähnten Werks von Lobaczewski mit dem Link, unter dem Sie es erwerben können:
Politische Ponerologie: Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke