Erbebenaktivität Italien
Zum ersten Mal seit der seismischen Krise im Oktober kann ich wieder über sowas wie einen Erdbebenschwarm berichten, der sich seit gestern im Bereich des süditalienischen Calderavulkans zuträgt.

Das seismische Netzwerk des INGVs registrierte 23 Erschütterungen. Das stärkste Einzelbeben brachte es auf Mb 2,0 und hatte ein Hypozentrum in 2,5 km Tiefe.

Damit lag es schon recht weit unten im Bereich des Hydrothermalsystems. Es könnte ein Riss in einer der Deckschichten entstanden sein. Das Epizentrum lag im Nordosten der Caldera.

Die meisten anderen beben manifestierten sich in der Gegend der Solfatara. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Bodenhebung in den nächsten Wochen weiter beschleunigen wird. Zuletzt lag sie bei 10 mm im Monat.

Erdbeben Vesuv

Interessanterweise ist auch der benachbarte Vulkan Vesuv seismisch recht munter: Diesen Monat wurden 36 schwache Erschütterungen detektiert. Die Beben haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und liegen in wenigen hundert Metern Tiefe.

Ob es daran liegt, dass aktuell mehrere Mitglieder der Vulkanologischen Gesellschaft dort unterwegs sind? Sehr wahrscheinlich nicht! Nichtsdestotrotz werde ich dem Vulkan im nächsten Monat ebenfalls einen Besuch abstatten.

Weitere Erschütterungen unter Vulcano

Ob es in absehbarer Zeit auch wieder nach Vulcano geht, steht noch nicht fest. Doch auch hier bebt es wieder vermehrt. Erst im Laufe des letzten Jahres hatte die Aktivität dort nachgelassen, jetzt scheint sie wieder zu zunehmen.

Auf der Shakemap sieht man neben dem Cluster, über den ich bereits in der letzten Woche berichtete, zwei neue schwache Erschütterungen, die sich direkt unter der Insel manifestierten.

Das ist jetzt noch kein Grund für erneuten Alarmismus, der ja in erster Linie durch erhöhte Gaskonzentrationen im Bereich des Hafenortes zustande kam, doch die Beben zeigen, dass es sich um einen potenziell aktiven Vulkan handelt, unter dem eine Magmenkörper schlummert.

"Beide Vulkane sind reif für eine Eruption" - Forscher sorgt sich um Vesuv und Phlegräische Felder in Italien

In Italien gibt es zahlreiche Vulkane, vor allem die Region um die Metropole Neapel ist von ihnen geprägt. "Die Bevölkerung dort lebt auf einem aktiven Vulkan oder eigentlich in der Zange zwischen zwei aktiven Vulkanen. Das sind der Vesuv und Campi Flegrei", erläutert Thomas R. Walter vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ). Beide Vulkane sind im Visier der Forschung, denn "sie sind reif für eine Eruption", wie Walter sagt.

Vor allem das Verhalten des Vesuv beunruhigt die Forscher, wenn es um die italienischen Vulkane geht. Der Vulkan, der bei einem heftigen Ausbruch im Jahr 79 nach Christus Pompeji zerstört hat, verhält sich überraschend ruhig. Bis zu einem Ausbruch im Jahr 1944 hatte der Vesuv im 19. Jahrhundert "im Mittel alle zwölf Jahre einen Ausbruch", erzählt Walter FR.de von IPPEN.MEDIA. "Und jetzt seit fast acht Jahrzehnten nicht mehr."

Italienische Vulkane: Vor allem Vesuv und Campi Flegrei machen Fachleuten Sorgen
Doch Veränderungen am Vesuv kann die Forschung derzeit keine ausmachen - ganz anders dagegen am Campi Flegrei, auf Deutsch auch bekannt als Phlegräische Felder. Das 150 Quadratkilometer große Gebiet bei Neapel ist bereits seit einiger Zeit unruhig.

"Wir haben am Campi Flegrei alle Anzeichen dafür, dass Magma in Bewegung ist", sagt Walter. Allerdings sei es momentan nicht möglich, die Bewegungsrichtung des geschmolzenen Gesteins zu bestimmen.

"Unter Campi Flegrei und dem Vesuv gibt es in rund acht oder neun Kilometern Tiefe eine Art Reservoir, wo das aufsteigende Magma sich noch einmal sammelt. Und die große Frage, die jetzt im Raum steht, ist: Steigt es von dort weiter an die Oberfläche auf oder nicht? Das kann derzeit niemand beantworten", so der Forscher. Eine Simulation zeigt derweil die möglichen Folgen eines Ausbruchs.

Vulkan Campi Flegrei bei Neapel ist unruhig

In den letzten 15 Jahren hat sich die Erdoberfläche bei den Campi Flegrei um fast einen Meter angehoben. Was für Laien nach einer erheblichen Hebung klingt, ist für die Wissenschaft noch kein Alarmzeichen. "Das ist natürlich schon viel, aber bei vergangenen Eruptionen wurde rekonstruiert, dass sich Erhebungsraten von mehreren Metern innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten ereignen", klassifiziert Walter.

Die Erforschung der Phlegräischen Felder gestaltet sich derzeit als Herausforderung. "In Campi Flegrei kann niemand hineinschauen. Man kann auch nicht hineinbohren jetzt in dieser Situation, um mögliche Proben zu bekommen", unterstreicht der Vulkan-Experte.

"Was man machen kann, ist, die Daten der Stationen an der Oberfläche zu interpretieren, zu modellieren." Zu diesem Zweck erstellen Wissenschaftler "digitale Zwillinge" am Computer, um verschiedene Szenarien zu simulieren.

Forscher wollen es wissen: Wann bricht der nächste Vulkan aus?

Primär geht es darum, den Zeitraum bis zum nächsten Vulkanausbruch zu ermitteln, die Vorzeichen zu interpretieren und die Situation präzise vorherzusagen. "Wenn sich eine große Hebung ereignen sollte, dann ist es natürlich wichtig zu wissen, wie lange die Vorlaufzeiten sind.

Dazu muss man wissen, wie lange der Aufstiegsweg des Magmas noch ist. Sind es nur zwei Kilometer bis an die Oberfläche oder haben wir acht Kilometer Wegstrecke?", erläutert Walter. "Dazu werden derzeit neue Daten erhoben. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bald eine Antwort darauf haben."

Der letzte Ausbruch von Campi Flegrei liegt fast 500 Jahre zurück - es existieren also keine genauen Messdaten, auf die sich die Wissenschaft stützen kann. Die Forscher gehen generell davon aus, dass vor einem Ausbruch die Warnsignale - wie Hebung, Erdbeben, Entgasung - deutlich ansteigen werden.

"Das ist ein Grund, warum bei den jüngsten Beben bei Pozzuoli die vulkanologische Gemeinschaft etwas nervös geworden ist. Man fragte sich, ist das jetzt der Beginn, sind das Vorboten eines Ausbruchs?", sagt Walter und fährt fort: "Derzeit muss man abwarten, was sich weiter tut."

Größere Erdbeben bei den Phlegräischen Feldern

Tatsächlich hat sich bei den Campi Flegrei bereits einiges verändert: Es gab größere Erdbeben, bei denen eine Fläche von weit über einem Quadratkilometer zerstört wurde. "Aber es wurden noch keine Veränderungen in der Entgasungstätigkeit, Temperatur und so weiter an der Oberfläche vermessen", weiß Walter und gibt "erst einmal vorsichtige Beruhigung, aber man schaut da sehr genau drauf."

Eine Studie im Sommer zeigte, dass die Phlegräischen Felder anfälliger für Risse geworden sind, was einen Ausbruch wahrscheinlicher macht.

Der Vulkan Stromboli, der derzeit mit einem Ausbruch auf sich aufmerksam macht, ist dagegen ein ganz anderer Fall: Er bricht nämlich regelmäßig aus. Seit einem größeren tektonischen Erdbeben im Jahr 2002 sei der Stromboli jedoch "unberechenbarer geworden", so der Fachmann.

"Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich das noch verstärkt". Dass mehrere Vulkane in Italien gleichzeitig unruhig werden, darin sieht der Forscher keinen Zusammenhang, schließlich gebe es keine Verbindung zwischen Stromboli, Vesuv und den Phlegräischen Feldern. "Sie sind weit auseinander. Sie haben entkoppelte Magmakammern und Aufstiegswege", ist sich Walter sicher.