Die sogenannten "Venusfigurinen" gehören mit einem Alter von ca. 30.000 Jahren zu den ältesten Skulptur-Darstellungen von Menschen. Dazu gehört auch die "Venus von Willendorf". In der Wissenschaft wird über den Sinn ud Zweck dieser Figuren immer noch heiß diskutiert. Jetzt haben Forscher eine neue Theorie präsentiert, die die Figuren in den Kontext klimatischer Veränderungen setzt.
Venusfigur Venus Willendorf
© Bjørn Christian Tørrissen (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0Die “Venus von Willendorf“ in verschiedenen Ansichten
Bis heute rätseln Wissenschaftler über Sinn und Aussage der wohlproportionierten, teils vermutlich schwangeren Frauendarstellungen. Eine neue Theorie setzt das Ideal der Venusfigurinen erstmals in einen konkreten Kontext zu klimatischen Veränderungen.

Im Fachjournal "Obesity" (DOI: 10.1002/oby.23028) haben Mediziner und Anthropologen um Prof. Dr. Richard Johnson der University of Colorado nun ihre neue Theorie veröffentlicht, wonach der Schlüssel zum Verständnis der Statuen im damaligen Klimawandel und in der Ernährung der Menschen zu finden ist.

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Die Wissenschaftler stellen fest:
"Einige der frühesten Kunstwerke der Welt sind diese mysteriösen Figuren übergewichtiger Frauen aus der Zeit der Jäger und Sammler des altsteinzeitlichen Europas, in denen man eigentlich keine derartige Fettleibigkeit erwarten würde. In unserer Arbeit können wir nun aufzeigen, dass das Erscheinen dieser Figuren einhergehend mit Zeiten extremen Ernährungsstresses korreliert."

Wie die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erläutern, kamen die frühneuzeitlichen Menschen ursprünglich während einer Erwärmungsperiode vor etwa 48.000 Jahren nach Europa. Bekannt als Aurignacianer, jagten sie Rentiere, Pferde und Mammuts mit knochenspitzen Speeren. Im Sommer aßen sie Beeren, Fisch, Nüsse und Pflanzen. Einen natürlichen, ernährungstechnischen Grund zur Idealisierung von Fettleibigkeit, wie sie die Venus-Figuren zeigen, gab es eigentlich nicht.

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"Aber damals wie heute blieb das Klima nicht statisch. Als die Temperaturen sanken, rückten die Eisplatten und Gletscher vor und es kam zu einer Katastrophe. In den kältesten Monaten sanken die Temperaturen auf 10-15 Grad Celsius. Einige Gruppen von Jägern und Sammlern starben aus, andere zogen nach Süden, wiederum andere suchten Zuflucht in Wäldern. Das Großwild wurde überjagt. Es sind nun diese verzweifelten Zeiten, in denen nun die berühmten fettleibigen Figurinen auftauchen."

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