Wie Xiaodong Song und Yi Yang von der Peking University aktuell im Fachjournal "Nature Geoscience" (DOI: 10.1038/s41561-022-01112-z) berichten, basiert ihre Studie auf den Messungen seismischer Wellen, die von Natur aus durch Erdbeben, manchmal aber auch künstlich (durch Atombombenexplosionen) ausgelöst wurden und werden und dann von einer Seite des Globus durch diesen - und damit auch durch den Erdkern - hindurch wandern.
HintergrundAnhand der jahrzehntelangen Daten, gehen Song und Yang davon aus, dass die Rotation des inneren Erdkerns 2009 zum Stillstand gekommen war, um dann erneut und seither - nun aber in entgegengesetzter Richtung - zu rotieren. Die Forscher gehen zudem von einem etwa 35-jährigen Rotationszyklus des Erdkerns aus. Der vorangegangene Richtungswechsel fand demnach also in den frühen 1970-er Jahren statt, während der nächste Wechsel Mitte der 2040-er Jahre zu erwarten ist. Damit stimme diese Rotation mit dem sogenannten "Tageslänge" überein, kleinen Variationen in der exakten Zeitdauer, die die Erde für eine Achsenrotation benötigt.
Der sogenannte innere Kern besteht aus einer festen heißen Eisenkugel von der Größe des Planeten Merkur (s. Abb. o.), etwa 5.000 Kilometer unter der Erdoberfläche. Dieser "Planet im Planeten" kann sich unabhängig von dem Rest drehen, weil er selbst wiederum vom sog. äußeren Kern aus flüssigem Metall umgeben ist. Messungen seiner Rotationsgeschwindigkeit und -Richtung gelten als schwierig, da diese Parameter nur indirekt gemessen werden können - wenn überhaupt. Entsprechen vorsichtig werden denn auch die Ergebnisse der hier beschriebenen Studie von der internationalen Geologen-Gemeinschaft aufgenommen und diskutiert.
Bislang sehen die Wissenschaftler allerdings keine Hinweise dafür, dass die Rotationsrichtung des Kerns und deren Umkehr Auswirkungen auf die Oberfläche und damit auf uns Menschen haben könnte. Allerdings gebe es durchaus physikalische Verbindungen zwischen den Schichten des Erdaufbaus, angefangen vom inneren Kern bis hin zur Planetenoberfläche. Vor diesem Hintergrund hoffen die beiden Wissenschaftler, dass ihre Studie weitere Untersuchungen zu dieser Frage und zur Dynamik des Erdinneren anstoßen wird.
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