Die amerikanische Regierung bescherte mit der Entscheidung des amerikanischen Bundesumweltamtes EPA, den Grenzwert für das Herbizid Glyphosat bei landwirtschaftlich erzeugten Nahrungsmitteln anzuheben, dem Biotech-Giganten Monsanto einen weiteren Sieg.
Landwirtschaft, Pestizide
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Trotz zahlreicher Studien, die den Kontakt mit dieser chemischen Substanz mit Krankheiten wie verschiedenen Krebsarten in Verbindung bringen, will die EPA nun höhere Glyphosat-Rückstände in Ölsaaten und anderen Nahrungsmittel-Nutzpflanzen zulassen.

Die EPA hatte ihre Pläne bereits am 1. Mai angekündigt und Kritikern dann zwei Monate Zeit eingeräumt, ihre Einwände gegen diese Entscheidung vorzulegen. Diese Möglichkeit wurde nur in geringem Maße wahrgenommen, und daher wird die EPA wohl die Erhöhung der zugelassenen Rückstandswerte, die die bisherigen Grenzwerte teilweise um ein Vielfaches übersteigen, beschließen.

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Die Schutzkleidung, die bei der Handhabung von Pestiziden getragen wird...
Glyphosat ist ein chemisches Unkrautvernichtungsmittel, das Monsanto in den 1970er Jahren entwickelte und das heute den Hauptbestandteil der Herbizid-Marke Roundup bildet. Seither hat Monsanto eine ganze Reihe gentechnisch veränderter Organismen (GVO) und GVO-Feldfrüchte entwickelt und patentiert, die gegen das Glyphosat-Herbizid resistent sind und weltweit unter der Bezeichnung »Roundup Ready« vertrieben werden. Diese GVO-Produkte werden dann auf Feldern angepflanzt, auf denen Glyphosat, insbesondere Roundup, in großen Mengen ausgebracht wird, um die Unkräuter zu vernichten und die Ernte zu schützen. Aufgrund der Berichte von Wissenschaftlern, die dieses Herbizid mit Krebserkrankungen in Verbindung bringen, fordern Kritiker die EPA auf, die Entscheidung zu überdenken, da sie mehr Schaden als Nutzen brächte.

Nach den neuen EPA-Rückstandsgrenzwerten würde etwa der noch erlaubte Grenzwert in Ölsaaten wie Flachs, Sojabohnen und Raps von 20 ppm (Teilen pro Million) auf 40 ppm verdoppelt. Nach Angaben der Verbraucherschutzorganisation GM Watch sind 40 ppm mehr als das
100 000-Fache der Dosis, die ausreicht, die Entstehung von Brustkrebszellen auszulösen. Zusätzlich erhöht die EPA die erlaubten Grenzwerte für Glyphosat in landwirtschaftlich erzeugten Nahrungsmitteln von 200 ppm auf 6000 ppm.

Gerade erst im Juni schloss die landwirtschaftliche Beratungseinrichtung The Cornucopia Institute eine Untersuchung ab, nach der Glyphosat »sich in erheblichem Maße auf hormonabhängigen Brustkrebs auswirkt«. Eine andere Studie, die im April veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass »Glyphosat die schädigenden Auswirkungen anderer, aus Nahrungsmitteln stammender chemischer Rückstände und von Umweltgiften verstärkt«.

»Die negativen Folgen für den Körper sind heimtückisch und werden erst langsam im Laufe der Zeit sichtbar, da die Entzündungen die Zellensysteme des ganzen Körpers schädigen«, schreiben die Wissenschaftler Anthony Samsel und Stephanie Seneff vom MIT in der Studie vom April. »Als Folge treten die meisten der Erkrankungen und Zustände auf, wie sie mit einer westlichen Ernährungsweise verbunden sind. Zu ihnen gehören Magen-Darm-Störungen, Diabetes, Herzerkrankungen, Depressionen, Autismus, Unfruchtbarkeit, Krebs und Alzheimer.«

Dr. Don M. Huber, emeritierter Professor für Pflanzenpathologie an der Purdue-Universität stellte im Rahmen einer weiteren Untersuchung fest, dass »Glyphosat lebenden Organismen wichtige Nährstoffe entzieht« und damit den Ernährungswert von GMO-Nahrungsmitteln wesentlich verringert.

Die Gruppe Beyond Pesticides kritisierte die Entscheidung der EPA in einer Presseerklärung ebenfalls. Dort hieß es: »Da, wie etwa in der organischen Landwirtschaft, alternative Möglichkeiten des Nahrungsmittelanbaus und des Umgangs mit Unkräutern existieren, gibt es keinen vernünftigen Grund für die EPA, die Menschen einem erhöhten Kontakt mit Roundup auszusetzen.«

In der Vergangenheit hatte Monsanto seinen Verkauf und den Einsatz von Glyphosat immer verteidigt. »Wir sind von der Erfolgsgeschichte von Glyphosat überzeugt«, sagte Jerry Steiner, verantwortlicher stellvertretender Vorstandschef für Nachhaltigkeit, vor einiger Zeit. »Es wurde sehr, sehr genau untersucht.«