© apa/dpa/peter endigMenschen, die von Zöliakie betroffen sind, müssen ihr Leben lang strikt auf glutenhaltige Getreidearten und daraus hergestellte Lebensmittel verzichten.
Lebensmittelintoleranzen und -allergien nehmen zu - Vor allem rund um Gluten herrscht manchmal sprachliche Verwirrung.Immer mehr Menschen leiden an einer Lebensmittelintoleranz oder -allergie und vertragen zum Beispiel Fructose, Laktose oder Gluten nicht. Die Lebensmittelindustrie reagiert darauf und bestückt die Supermarktregale mit eigens gekennzeichneten Produkten. Doch wer was essen darf, ist oft unklar. Vor allem was Gluten betrifft, herrscht Verwirrung.
"Die drei Begriffe Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie werden immer wieder verwechselt, sie erfordern aber unterschiedliche Diäten", bestätigt die Vorsitzende der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie, Hertha Deutsch.
Gluten ist ein Klebereiweiß, das in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste sowie in den weizenverwandten Getreidesorten Dinkel, Kamut, Einkorn, Emmer oder Grünkern enthalten ist. Hafer enthält sehr geringe Eiweißanteile aus der Glutengruppe.
ZöliakieEtwa ein Prozent der Menschen weltweit leiden an Zöliakie. Generell sind wesentlich mehr Frauen als Männer betroffen. Sie müssen ihr Leben lang strikt auf glutenhaltige Getreidearten und daraus hergestellte Lebensmittel verzichten um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Alternativen sind Reis, Hirse, Buchweizen, Kartoffeln, Amarant, Quinoa, Edelkastanien, glutenfreie Weizenstärke sowie sämtliche mit dem internationalen Glutenfrei-Symbol gekennzeichneten Lebensmittel, die im Handel erhältlich sind.
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung , die nur bei Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut verursacht. Sie kann in jedem Lebensalter auftreten. "
Sie wird zu Recht als Chamäleon bezeichnet, weil die Symptome völlig unterschiedlich sein können", sagt Deutsch. Oft sind sie massiv,
oft gar nicht erkennbar. Sie reichen von Durchfall über Blähungen, Eisenmangel oder chronischer Erschöpfung bis hin zu einem diffusen Krankheitsgefühl oder erhöhter Infektanfälligkeit, die in der Regel nicht auf Zöliakie zurückgeführt wird.
Nicht zuletzt deshalb geht der Diagnose oft ein jahrelanger Leidensweg voran.Die Diagnose besteht aus zwei Untersuchungen: Zuerst werden die zöliakiespezifischen Antikörper (EMA und tTG) der Immunglobulinklasse A (IgA) im Blut ermittelt, wobei ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden muss. Bei positivem Ergebnis erfolgt eine Gastroskopie mit Dünndarmbiopsie. Deutsch empfiehlt, einen auf Zöliakie spezialisierten Gastroenterologen aufzusuchen und keinesfalls ohne Diagnose auf Verdacht eine glutenfreie Diät zu probieren, da unter glutenfreier Diät eine Zöliakie nicht mehr diagnostiziert werden kann und eine Glutenbelastung erfolgen müsste.
Auch von Untersuchungen in beliebigen Labors rät sie ab, und noch viel mehr vor Lebensmittelunverträglichkeitstests: "Diese sind nicht aussagekräftig!" Die Betroffenen würden manchmal auf rund 100 Substanzen positive Reaktionen aufweisen. "Sie landen im schlimmsten Fall auf der Intensivstation, weil sie ohne Grund eine extrem einseitige Ernährung zu sich nehmen."
Weizenallergie© apa/dpa/angelika warmuthÜbelkeit oder rote Flecken auf der Haut: Eine Weizenallergie ruft solche Reaktionen hervor.
Zieht der Genuss eines Lebensmittels eine sofortige Reaktion nach sich, wie Erbrechen, Atemnot oder rote Flecken auf der Haut - spricht das für eine Allergie.
Eine Weizenallergie ruft solche typisch allergischen Reaktionen mit unterschiedlichen Schweregraden hervor und
kann sogar zum anaphylaktischen Schock führen. Diagnostiziert werden kann sie in einem Allergiezentrum über die IgE-Werte im Blut. "Wer davon betroffen ist, kann zum Beispiel durchaus Dinkel und vor allem andere glutenhaltige Getreidesorten vertragen. Manchmal ist bei Weizenallergie im Gegensatz zur Zöliakie auch eine Desensibilisierung möglich", weiß Deutsch.
Weizenallergie kommt bei Erwachsenen sehr selten vor, Kinder sind dagegen häufiger betroffen. Experten gehen von etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung aus.
GlutensensitivitätMit sechs bis zehn Prozent ist ein relativ großer Teil der Bevölkerung von einer nicht Zöliakie bedingten Glutensensitivität betroffen. Unbedingt notwendig ist der vorherige Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie, denn im Gegensatz zur Zöliakie werden bei der Glutensensitivität die Dünndarmzotten nicht geschädigt, daher gibt es auch keine Folgeschäden und die Diät muss nicht so streng eingehalten werden wie bei Zöliakie.
Weltweit rätseln Experten über die Auslöser. Eine Ursache könnte etwa in einer Substanz im Saatgut der widerstandsfähigen, schädlings- und witterungsresistenten Neuzüchtungen von Weizen liegen.
Kommentar: Weitere Informationen:
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