Kürzlich sorgte die Umweltorganisation Greenpeace mit den Ergebnissen einer Studie über ein vermeintlich sehr gesundes Getränk international für Schlagzeilen. Die Organisation hatte elf verschiedene Teesorten von acht indischen Herstellern untersucht; die Proben waren von Juni 2013 bis Mai 2014 gesammelt worden. Was dabei herauskam, kann einem wirklich auf den Magen schlagen. Mindestens 94 Prozent der Proben enthielten Pestizide; fast 60 einen Cocktail aus zehn Chemikalien, eine sogar aus 20 verschiedenen Pestiziden.

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In 29 der 49 Proben fanden sich Rückstände von mindestens einem Pestizid in einer Konzentration, die über den von der Europäischen Union festgesetzten Rückstandshöchstgrenzen lagen. Bei fast 40 Prozent der Tees waren die von Regierungen festgelegten Obergrenzen um mehr als 50 Prozent überschritten, hieß es in der Studie mit dem Titel »Trouble Brewing« (zu Deutsch etwa: Da braut sich was zusammen).

Alarmierend ist zudem, dass 67 Prozent der Proben mit DDT kontaminiert waren. DDT ist ein Karzinogen und toxisch für Mensch und Umwelt; in den USA und Indien ist es seit 1989 verboten. DDT wurde von den USA zu militärischen Zwecken und als Insektizid eingesetzt, es verursacht Krämpfe und Tremor, die schließlich zum Tod durch Atemstillstand oder Herzversagen führen.

Die von Greenpeace gesammelten Proben stammten von folgenden bekannten Marken:

  • Hindustan Unilever Limited
  • Tata Global Beverages Limited
  • Wagh Bakri Tea
  • Goodricke Tea
  • Twinings
  • Golden Tips
  • Kho-Cha
  • Girnar
Diese Unternehmen beherrschen den Tee-Markt. Wie die indische Zeitung Business Standard berichtet, exportieren sie nach Amerika, Russland, England, die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran und in viele andere Länder. Als Reaktion auf die Ergebnisse von Greenpeace India fordern einige Hersteller mittlerweile ihre Lieferanten auf, keine gefährlichen Pestizide mehr zu verwenden; sie versprachen, bis 2020 werde der nachhaltige Anbau von Tee durchgesetzt. Die Regierung handelt allerdings kaum dementsprechend.

»Indischer Tee ist der Stolz des Landes, er sollte nicht mit toxischen Chemikalien in Verbindung gebracht werden, die ernste Risiken für Umwelt und Gesundheit bergen. Alle Verantwortlichen in der Tee-Industrie sollten schleunigst Schritte unternehmen, damit der Ruf unseres Nationalgetränks nicht geschädigt wird«, sagte Neha Saigal, Aktivistin von Greenpeace India. Hingegen behauptete das Tea Board of India, eine Organisation mit 31 Mitgliedern aus der Industrie, darunter Tee-Produzenten, Händler, Makler Verbraucher, Vertreter der Regierungen der wichtigsten Tee-Anbau-Staaten und Gewerkschaften, indische Tees seien »völlig sicher«.

In einer Erklärung des Boards heißt es:
»Nach sorgfältiger Prüfung der Ergebnisse der Greenpeace-Studie können [wir] bestätigen, dass alle getesteten Proben indischen Gesetzen und Bestimmungen entsprechen, die zum Schutz der Verbraucher erlassen wurden. Indische Tees werden auf der ganzen Welt geschätzt und sind völlig sicher; sie genügen strengen Standards.«
Wenn das Board die Ergebnisse der Studie wirklich sorgfältig geprüft hat, dann ist die Stellungnahme schon bemerkenswert. Sie zeigt die Haltung der vom Staat kontrollierten Organisation gegenüber den Konsumenten, eine eklatante Gleichgültigkeit gegenüber Gesundheit und Umwelt. Trotz der nachgewiesenen Gefährlichkeit für die Gesundheit von Mensch und Umwelt ist die Tee-Industrie beim Anbau noch immer in hohem Maße von Pestiziden abhängig.

27 der Proben enthielten Monocrotophos, das im Verdacht steht, mutagen und nervenschädigend zu wirken, es ist für die Verwendung von Tee nicht zugelassen und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als »hochgefährlich« eingestuft.

Triazophos, eine extreme giftige Organophosphat-Verbindung, wurde in fünf der Proben entdeckt; auch dieser Stoff wird von der WHO als »hochgefährlich« klassifiziert.

Tebufenpyrad, eine nicht registrierte und deshalb illegale Chemikalie, die als potenziell leberschädigend gilt, fand sich in einer Probe des Herstellers Hindustan Unilever, der wichtigsten Marke in Indien.

Neonicotinoid-Insektizide wurden in vielen Proben nachgewiesen; der U.S. Fish and Wildlife Service hat ihren Gebrauch kürzlich in seinen Einrichtungen verboten. Auch in vielen anderen Ländern dürfen sie nicht verwendet werden.

Weitere Quellen:

DeccanHerald.com
HindustanTimes.com
Greenpeace.org
Business-Standard.com
Greenpeace.org [PDF]
Firstpost.com
ORST.edu [PDF]
TeaBoard.gov.in