Forscher spritzten Mäusen Parquat und entdeckten typische Krankheitssymptome

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© UnbekanntParkinsonpestizide
Es ist klarer denn je, dass ein Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson besteht”, sagt Prof. Shawn Hayley von der Carleton-Universität in Ottawa (Kanada). “Handelsübliche Pestizide wie Paraquat und Rotenon verursachen eine Zerstörung der Neuronen im Gehirn, wie sie auch bei Parkinson auftritt.” Der Wissenschaftler hat Mäusen das Pestizid Parquat gespritzt. Daraufhin zeigten die Tiere Apathie und einen wackligen, unsicheren Gang. Symptome also, die auch bei Menschen auftreten, die unter Parkinson leiden.

“Wir haben festgestellt, dass der Zustand der Maus sich dann verschlimmert, wenn wir verschiedene Pestizide mischen”, beobachtete Hayley, “auch dann, wenn die Maus eine Entzündung im Gehirn hat oder hatte.” Bei derartig vorbelasteten Tieren habe sich nach der Injektion des Pestizids eine deutlich größere Zerstörung der Neuronen im Gehirn gezeigt. “Deshalb haben wir diese ‘Mehrfach-Treffer-Hypothese’. Das heißt, ein erster Treffer macht die Dopamin-Neuronen so anfällig und sensibel, dass nachfolgende Angriffe größere Schäden anrichten.”

Richardson in New Jersey kommt zu ähnlichem Ergebnis

“Wir haben das Blut von Parkinson-Kranken auf Pestizid-Rückstände getestet und herausgefunden, dass viele eine bis zu zehnfache Menge an Pestizidrückständen im Blut hatten”, sagt Prof. Jason Richardson von der Rutgers-Universität in New Jersey. Auch er will mehr über den Zusammenhang zwischen Parkinson und Pestiziden erfahren. “Außerdem hatten Parkinson-Patienten häufiger Spuren von Pestiziden im Blut als die Kontrollgruppe.” Das in den USA seit 1972 verbotene Pestizid Hexachlorcyclohexan (HCH) trat bei Blutanalysen der Patienten häufig auf.

Pestizide erhöhen bei Männern das Risiko für Parkinson

Der Kontakt zu Pestiziden erhöht für Männer das Risiko, an Parkinson zu erkranken. In einer Studie von Roberta Frigerio und anderen an der US-amerikanischen Mayo-Klinik aus dem Jahr 2006 waren Parkinson-Patienten in ihrer Vergangenheit mit einer 2,4-fach höheren Wahrscheinlichkeit Pestiziden ausgesetzt als andere Teilnehmer. Bei Frauen erhöhten Pestizide das Risiko dagegen nicht. Andere Haushalts- und Industriechemikalien hatten keinen Einfluss auf die Entstehung der Krankheit.

Die Neurologen wählten damals aus einem Bezirk im US-Staat Minnesota rund 150 Parkinson-Patienten aus und verglichen deren Daten mit denen von etwa 130 Menschen ähnlichen Alters und Geschlechts, die nicht an der Krankheit litten. Die Parkinson-Patienten waren demnach in der Vergangenheit häufiger mit Pestiziden in Kontakt gekommen, der Grad der Belastung ließ sich aber in den Gesprächen nicht genau feststellen.

Die Forscher vermuten in der Zeitschrift “Movement Disorders”, dass Pestizide in Verbindung mit anderen Umweltfaktoren oder einer bestimmten genetischen Veranlagung die Krankheitsneigung verstärken können. Dass Kontakt zu Pestiziden bei Frauen nicht zu einem erhöhten Parkinson-Risiko führt, könne möglicherweise daran liegen, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen Schutz biete.

Kanadische Provinz Ontario verbietet Pestizide ab 2009

Der Chemiker Ernie Criddle war 35 Jahre für die kanadische Regierung tätig. 2005 erfuhr er, dass er unter “Schüttellähmung” leidet. “Es war ein ziemlicher Schock, als mir klar wurde, ich habe Parkinson.” In den 1970er Jahren hat er mit einem “Moskito-Nebler” mit Insektiziden gearbeitet. Dies hat vermutlich seine Krankheit ausgelöst. Gemeinsam mit anderen Betroffenen trifft er sich drei Mal in der Woche zu Koordinations- und Konzentrationsübungen. Auch wenn er für den Rest sein Lebens mit der Krankheit leben muss, helfen ihm die Treffen, besser mit seiner Krankheit umzugehen.
Die Regierung der kanadischen Provinz Ontario hat ab Früjahr 2009 den Verkauf von Pestiziden für Häuser, Gärten und Grünanlagen verboten. Hayley begrüßt diesen Schritt. Er sieht die Giftstoffe als einen Auslöser von Parkinson. “Pestizide im Körper zu haben, kann nicht gut sein. Ich widerspreche jedem, der sagt Pestizide sind ungefährlich. Natürlich verursacht eine geringe Dosis nicht gleich sichtbare Schäden. Doch die Langzeit-Effekte zeigen sich erst nach vielen Jahren.”