In Oslo fahren elektrische Stadtbusse. Theoretisch. In der Praxis stehen sie mehr. Wegen der Kälte. Das macht doch Mut für die eigene Zukunft, die dank Brüssel eine elektrische sein muss.
busfahrer norwegen
© Siv Dolmen / DER SPIEGEL
Wenn es einen sinnvollen Einsatz von Elektromobilität gibt, dann ist das wohl die Innenstadt. Hier zahlt sich lokale Emissionsfreiheit aus, hier wird die Abwesenheit von Motorenlärm spürbar. Dass Emissionen andernorts in der Produktion entstehen, lässt sich für den Städter gut ausblenden. So liegt es nahe, Müllabfuhr, Straßenreinigung, Paketboten elektrisch auf Tour zu schicken. Oder den Bus.

Im Bus sollte sich das große Batteriepaket soweit unschädlich für den Transportbedarf unterbringen lassen. Die Strecken sind vorhersehbar und folgen oft gleichem Muster, Ladestopps mithin planbar. Dass die Anschaffungskosten in etwa bei dem Dreifachen eines dieselgetriebenen Stadtbusses liegen, lässt sich vielerorts mit dem Umweltargument wegdiskutieren. Worauf also warten?

Womöglich schreckt ab oder auf, was gerade in Oslo passiert. Norwegen gilt als Vorreiter und Hochburg elek­trischer Fortbewegung, so fahren dort nicht nur viele Personenwagen mit Batterie, sondern seit vergangenem Frühjahr auch 183 Elektrobusse des Herstellers Solaris. Genauer: Dem Vernehmen nach fahren sie kaum oder nicht mehr, weil die Akkus der Kälte nicht standhalten. Die avisierte Reichweite von rund 250 Kilometern sei diesen Winter halbiert, heißt es. Wir haben bei einem Kollegen in Oslo nachgefragt, der sagt: "Chaotische Zustände."

Die Busse müssten öfter und länger laden. Im Ergebnis könne jeder Bus nur etwa die Hälfte der ihm zugedachten Strecke abdecken. Da nicht ausreichend Ersatz vorhanden sei, fielen Ziele flach. "Allein gestern sind 200 Fahrten ausgefallen, die Logistik der Verkehrsbetriebe ist kollabiert. Mehrere Linien werden gar nicht mehr bedient", berichtet der Kollege aus seinem Alltag. Bleibt Elektromobilität eine Schönwettertechnik, die nur unter Idealbedingungen Freiheit garantiert, werden die Menschen sie nicht akzeptieren. Und auch nicht den politisch gesetzten Zwang, sie annehmen zu müssen.