Mit der revisionistischen Politik der neuen nationalistischen Führung in Kiew verprellt diese einen ihrer wichtigsten antirussischen Partner: Polen. Inzwischen heißt es im Nachbarland, dass die Ukraine dem polnischen Volk ins Gesicht spucken würde. Grund dafür ist vor allem die Anerkennung nationalistischer Verbände aus dem Zweiten Weltkrieg, die ein Massaker an Polen durchführten.
Poroschenko
© Ukrainisches PräsidialamtPetro Poroschenko.
Seit den Tagen des Maidan-Putsches gilt die polnische Regierung als einer der wichtigsten Fürsprecher der neuen ukrainischen Regierung. Doch diese hat es geschafft, infolge der revisionistischen Politik das Nachbarland zu verprellen. Grund dafür ist vor allem das Wolhynien-Massaker während des Zweiten Weltkriegs, deren Urheber nun von Kiew geehrt werden.

Denn mit dem am 9. April 2015 durch die Werchowna Rada verabschiedete Gesetz zur Anerkennung der Organisation Ukrainischer Nationalisten und der Ukrainischen Aufstandsarmee (OUN-UPA) als "Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine im 20. Jahrhundert", werden jene Männer und Frauen staatlich geehrt, die gemeinsam mit den deutschen Truppen gegen die Polen und die Rote Armee kämpften. Die Führer dieser Organisationen, Stepan Bandera und Roman Schuchewitsch, wurden dabei als Nationalhelden anerkannt.

Der frühere stellvertretende polnische Verteidigungsminister, Waldemar Skrzypczak verdeutlichte das, was sich viele Polen angesichts dieser Entscheidung denken: "Ich nehme alles zurück, was ich bisher über die Unterstützung der Ukraine gesagt habe. Ich habe begriffen, dass die Ukraine keine Rücksicht auf das polnische Volk nimmt. Ich meine das Wolhynien-Massaker, den Massenmord an 100.000 Polen... Selbst Nazi-Deutschland fügte uns nicht so großes Leid zu, wie die Ukrainer das getan haben."

In die selbe Kerbe schläft Mateusz Piskorki, Direktor des Europäischen Zentrums für geopolitische Analyse: "Die neuen Behörden in Kiew bauen ihre historische Identität auf, indem sie sich unverhohlen auf den Neonazismus berufen. Die Ukraine ist wohl das einzige Land Europas, das dies ganz offen tut und sich seiner abscheulichen Vergangenheit nicht schämt."


Deutschlands Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, geht sogar so weit, die Polen aufzufordern das Wolhynien-Massaker zu vergessen.


Gerade ein deutscher Politiker, der sonst in Sachen jüngerer deutscher Geschichte kein Problem mit der dauerhaften Kollektivschuld des deutschen Volkes hat, stellt damit eine solche Forderung auf. In einem Brief an die polnische Ministerin für Kultur und nationales Erbe Polens, Małgorzata Omilanowska, äußerte er seine Unzufriedenheit mit der Absicht Warschaus, die historische Gerechtigkeit in Form der Anerkennung des Wolhynien-Massakers als Völkermord, wiederherzustellen. Seiner Ansicht nach wäre dies nicht zeitgemäß und kontraproduktiv.

Der ethnisch-politische Konflikt im Generalbezirk Wolhynien-Podolien vom Februar 1943 bis Februar 1944 ging als Wolhynien-Massaker in die Geschichte ein. Schätzungen zufolge hatten die Kämpfer der UPA damals bis zu 100.000 Polen, vor allem Frauen und Kinder, ermordet. Angesichts dieses unermesslichen Blutzolls ist es nachvollziehbar, dass der ukrainische Revisionismus in Polen keine Freunde findet.