In diesen Tagen entscheidet sich, ob Griechenland die nötigen Hilfskredite für die kurzfristigen Verbindlichkeiten zum 9. April erhält. Eine Hängepartie, die allerdings ganz andere Dimensionen annehmen kann. Im Sommer wird es richtig knapp. Und China interessiert sich für einen wichtigen Hafen.

Piräus
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Die Euro-Zone steht weiterhin vor einer wichtigen Zerreißprobe. Griechenland hängt auf den ersten Blick am Tropf der Troika, der EZB, des IWF und der Europäischen Union. Politische Erpressung lässt sich die Regierung in Athen derzeit nicht gefallen.

Das Hin und Her um die Reformpläne und deren Präsentation auf »Tablets« sowie in griechischer statt englischer Sprache zeigt, wie angespannt die Nerven sind. Das politische Schachspiel dreht sich indes nicht nur um Zahlungen bis Anfang April, sondern um das drohende Frühjahrs- und Sommerloch.

Eine der tickenden Zeitbomben sind weiterhin die griechischen Banken. So genannte »Treasury Bills«, also kurzfristige Staatsanleihen, sind vor allem in den Depots dieser Institute gelandet.

Dabei sind nicht nur die kurzfristigen Anleihen des griechischen Staates, die im März ausgelaufen sind, im Feuer. Tatsächlich werden im April und Mai zusammen direkt noch einmal Schuldscheine in fast derselben Größenordnung fällig. Jeweils zwei Milliarden Euro, ebenso wie im Juni und Juli.

Seine »Treasury Bills« kann der griechische Staat nur zurückzahlen, wenn die Hilfen der Troika jetzt fließen. Andernfalls wird es für griechische Banken in den kommenden Monaten oder sogar Wochen sehr eng. Ein Kollaps wäre entgegen der inzwischen fast landläufigen Meinung enorm bedeutend.

In Griechenland dürfte es zum nächsten »Bankrun« kommen, das Bankensystem würde zumindest teilweise eingeschränkt, vielleicht käme es zu Bankschließungen.

Was mögen sich dann die Investoren in anderen gefährdeten Staaten denken, wenn Griechenland zeigt, wie es geht.

Auch in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich ist die Krise trotz gegenteiliger Propaganda in den westlichen Massenmedien noch lange nicht vorbei. Die »Immobilienerholung«, von der für Spanien aktuell die Rede ist, beruht einzig auf den sagenhaft niedrigen Zinsen.

Genau dieses Szenario jedoch war vor knapp zehn Jahren der Auslöser der Finanzkrise. Sobald das Zinsniveau steigt, wird die wahre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sichtbar.

Käme es also zu einer Bankenkrise in Griechenland, wird auch das Vertrauen in die Banken anderer Staaten massiv untergraben. Weitere Unruhen nicht ausgeschlossen.

Unterdessen kämpft Griechenland bereits um andere Kooperationen. Auf der einen Seite steht Russland. Athen möchte vor allem für Erdgas weniger Geld zahlen und hofft sogar auf Kredite aus Moskau.

Moskau wiederum sieht in Griechenland einen engen Verbündeten, um mehr Einfluss auf die EU zu gewinnen.

Dies erhöht den Druck auf die EU und die gesamte Troika weiter. Pflichtschuldig warnt die CDU/CSU in Deutschland bereits heftig.

Hafen von Piräus als strategisches Einfallstor

Derweil reist die griechische Regierung nach China, um dort weitere Optionen zu schaffen. Eine der Möglichkeiten stellt der Hafen von Piräus dar. Die Linke in Griechenland hatte den bereits avisierten Verkauf an die chinesische Staatsreederei Cosco wieder ausgebremst. Piräus gilt als größter Passierhafen in Europa und könnte auch als Umschlagplatz für den Güterverkehr dienen.

Dieser Hafen ist indes mehr als ein einfaches wirtschaftlich interessantes Projekt. Es könnte zum Brückenkopf für die große »Seidenstraße« werden, die China weiterhin plant.

Faktisch geht es um die Verbindung zwischen China und Europa zu einem langen Handelsweg, also einen großartigen Markt und Konkurrenten für die USA. Es geht um das Projekt »Eurasien«.

Schon lange ist diese Achse aus Sicht der USA die größte Bedrohung. Griechenland könnte zu einem kleinen, aber wichtigen Baustein werden. Der Hafen von Piräus wäre der nächste Schritt.

Währenddessen wird die Euro-Zone ihr Griechenland-Problem in den nächsten Wochen nicht los. Ab Sommer sind zwar die aktuellen »Treasury Bills« bedient, dann aber geht es bereits um größere Rückzahlungen. Europa wird nicht zur Ruhe kommen.