Zugegeben: Nicht jeder Deutsche, der bei den Bilderbergern zu Gast war, wurde hinterher Kanzler. Aber fast jeder deutsche Kanzler war vorher bei den Bilderbergern. Sind die Bilderberger also die eigentlichen Kanzlermacher? Ein Rückblick auf die jüngsten Fälle...

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Die Bilderberger machen die deutschen Kanzler? So ein Blödsinn! Schließlich waren ja auch jede Menge Deutsche bei der geheimnisvollen Globalisten-Konferenz zu Gast, ohne hinterher Kanzler zu werden, zum Beispiel Jürgen Trittin.


Aber erstens ist ja auch bei ihm das letzte Wort noch nicht gesprochen. Zweitens wird zwar tatsächlich nicht jeder deutsche Bilderberger-Gast hinterher Kanzler, aber praktisch jeder Kanzler war vor seinem Amtsantritt bei den Bilderbergern - einer dagegen vor seinem Rausschmiss, nämlich Gerhard Schröder. Und das ist wahrscheinlich auch kein Zufall, nachdem sich Schröder durch seinen Widerstand gegen den Irakkrieg bei den amerikanischen »Eliten« unbeliebt gemacht hatte.


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Ob auch andere künftige oder amtierende Bundeskanzler wie zum Beispiel Konrad Adenauer den Bilderbergern vorher ihre Aufwartung machten, ist unbekannt. Inzwischen ist die Liste aber länger geworden. Für mein Buch Drahtzieher der Macht und natürlich auch für Kopp Online hatte ich die Karriere der nächsten Kanzleranwärter und ihre Beziehung zu den Bilderbergern weiter beobachtet.

Ein Koch ohne Fortune

Da wäre zunächst der hessische Ministerpräsident Roland Koch, der 2009 bei den Bilderbergern zu Gast war. Also exakt der Mann, der schon zuvor neben Merkel als Kanzlerkandidat der Union gehandelt worden war. Als CDU-Vize stand er eine Stufe unter Angela Merkel.

Bald nach Kochs Besuch bei der Globalisten-Konferenz der Bilderberger im Mai 2009 krachte es plötzlich in Berlin: »Hessens Ministerpräsident Roland Koch stellte sich im Parteipräsidium offen gegen Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel...«, berichtete die Financial Times Deutschland am 12. Oktober 2009 (online). Am 10. Januar 2010 rechneten vier Länder-Fraktionsbosse der CDU in einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (online) mit Kanzlerin Angela Merkel ab.

Nach einem formalen Lippenbekenntnis zu Merkel war da die Rede von dem »enttäuschenden Wahlergebnis der Union« bei der Bundestagswahl 2009, von Versäumnissen, »den Wählern die eigenen Standpunkte zu verdeutlichen« und einer »gewollten Profillosigkeit«, die »in den Hochburgen zu massiven Verlusten« geführt habe.

Mitglied dieser »Revoluzzer« war Christean Wagner, hessischer CDU-Fraktionsvorsitzender und enger Mitstreiter von Roland Koch. »Roland Koch habe seinen Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner vorgeschickt, um seine eigene Kampfansage an die Bundeskanzlerin und Bundesvorsitzende der Union, Angela Merkel, ›zu platzieren‹«, schrieb damals die taz (online, 11.01.2010): »Das jedenfalls glaubt der Generalsekretär der hessischen SPD, Michael Roth, zu wissen.« Denn ein solcher Vorstoß sei »ohne das Plazet des Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Roland Koch ›undenkbar‹«.

Es begann ein Gerangel, in dessen Verlauf Koch von Merkel immerhin als Finanzminister ins Gespräch gebracht wurde, was ihm offenbar jedoch nicht reichte. Nachdem sein Aufstand gescheitert war, beging Koch quasi »politischen Selbstmord«.

2010 schmiss Koch überraschend seine politischen Ämter hin und erhielt als Trostpreis den Chefposten bei dem globalen Baukonzern Bilfinger Berger. Dort agierte der Politiker erwartungsgemäß ohne Fortune und schied drei Jahre später aus.

Vom Langweiler zum Liebling

Ja, aber: Warum sollten die Bilderberger denn Kandidaten gegen ihre »eigenen Kanzler« ins Rennen schicken?


Ganz einfach: Konkurrenz belebt das Geschäft, und wenn die Linie eines amtierenden Regierungschefs nicht mehr genehm ist, dann schickt man ihm eben einen anderen Kandidaten auf den Hals.

Der nächste Bilderberger-Favorit war der Sozialdemokrat Peer Steinbrück. Exakt gleichzeitig mit seiner Teilnahme an der Bilderberger-Konferenz im Juni 2011 in St. Moritz (9.-12. Juni 2011) wurde der farblose SPD-Mann, der bis dahin niemanden hinter dem Ofen hervorlocken konnte, plötzlich zum Liebling der Nation. Wie aus dem Nichts landete er im Juni 2011 »auf Anhieb von Null auf Platz eins auf der Liste der zehn beliebtesten Politiker Deutschlands« (Tagesspiegel, online,10.06.2011).

»Die SPD hat in ihren Reihen einen, der Kanzler kann«, warb auch der Spiegel für Steinbrück (30.08.2010). Der Finanzminister der früheren Großen Koalition bringe »bei manchen Macken wichtige Voraussetzungen mit«, rührte das Zentralorgan der Globalisten die Werbetrommel für den »Sozi«: »Mit ihm ließe sich eine für Merkel höchst gefährliche Kampagne konzipieren.«

Und wirklich: Plötzlich stürmte der bullige Typ mit dem Charisma eines Metzgers oder Kurort-Masseurs die Statistiken.

Laut einer damaligen Forsa-Umfrage für den Stern war Steinbrück der Politiker, »dem die Bürger am meisten vertrauen. Er erhielt 58 von 100 Vertrauenspunkten und liegt damit noch vor Kanzlerin Angela Merkel (57 Punkte)«, hieß es am 2. September 2011 bei RPOnline. »Peer Steinbrück wird Kanzlerkandidat.«

Wird »Flinten-Uschi« Kanzlerin?

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Ob CDU oder SPD - sitzen am Hebel allemal die Bilderberger? Scheint so.


Denn nun beginnt dasselbe Spielchen mit Ursula von der Leyen. Die frühere Familien-, Arbeits- und jetzige Bundesverteidigungsministerin wird schon seit etwa einem Jahr als künftige Kanzlerin gehandelt.


Laut offizieller Teilnehmerliste ist sie Gast bei der Bilderberger-Konferenz vom 11. bis 14. Juni 2015 im österreichischen Telfs-Buchen. Wie sagte mir doch einmal der Direktor eines Bilderberger-Hotels: »Gucken Sie in den vier bis sechs Wochen nach einem Bilderberger-Meeting in die Zeitungen und schauen Sie, was passiert.« Also wer gefeuert und wer eingestellt wird, welche Firmen gekauft und welche verkauft werden, wer gewählt und wer abgewählt wird. Na, da sind wir ja mal gespannt...