In einem neuen Propagandavideo des „Islamischen Staates“ haben Russisch sprechende Dschihadisten ihre „Brüder aus dem Sinai“ für „das Runterholen“ des russischen Passagierflugzeuges gelobt sowie neue Angriffe angedroht. Die Regierungen in Moskau und Kairo erklärten im Gegenzug, dass der IS nicht über die Mittel verfüge, um ein Objekt in Reiseflughöhe abzuschießen.

Bild
In einem kürzlich veröffentlichten Video präsentieren sich fünf Mitglieder des selbsternannten „Islamischen Staates“. Allesamt sitzend, begrüßen diese den angeblichen Abschuss der russischen Passagiermaschine vom Typ Airbus A321. Flug 7K9268 war auf dem Weg vom ägyptischen Ferienort Scharm el-Scheik nach Sankt Petersburg. Nur wenige Minuten nach dem Start sollte das Flugzeug noch auf der Sinai-Halbinsel zerschellen. Alle Insassen, insgesamt 224 an der Zahl, verstarben.

Die bislang nicht vollends aufgearbeitete Ursache für den Flugzeugabsturz nähren Gerüchte. Diese machte sich sogleich der „Islamische Staat“ propagandistisch zu Eigen. Seit mehr als einem Monat gehen russische Kampfflugzeuge in Syrien militärisch gegen dschihadistische Elemente vor.

Im Video sprach ein Dschihadist mit deutlich slawischen Gesichtszügen auf Russisch und Arabisch. Dabei drohte er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und versprach, dass dieser es bereuen werde, den IS in Syrien anzugreifen.

Mit einem Messer in der Hand sagte der Dschihadist, dass der IS damit fortfahren werde, Flugzeuge aus den Lüften runterzuholen, und als Vergeltung für die Militäroperation Russlands in Syrien weiterhin Menschen töten werde.

Der „Islamische Staat“ versucht damit, das Unglück in Ägypten medial zu instrumentalisieren.

Die Behauptungen der Dschihadistenmiliz wurden umgehend von offiziellen russischen und ägyptischen Stellen zurückgewiesen. Diese nannten die Möglichkeit eines IS-Angriffs „unwahrscheinlich“.

Auch das US-Außenministerium machte sich die russische Gegendarstellung zu Eigen und gab an, dass es ebenso „keine Hinweise hat, die belegen könnten, dass [das Flugzeug] heruntergeholt wurde“.

Weil die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, ist es nicht möglich, Absturz-Versionen komplett auszuschließen. Es ist allerdings so, dass es hinreichende Gründe dafür gibt, davon auszugehen, dass hinter dem Absturz keine IS-nahen Elemente im Sinai stehen.

Regierungsbeamte und Experten wie der Nahost-Analyst Charles Lister sind sich einig, dass keine Einmann-Flugabwehr-Lenkwaffe, kurz MANPAD, im Besitz des IS die geforderte Reichweite von 9.450 Metern realisieren könnte.

Der ehemalige britische Anti-Terror-Beamte Charles Shoebridge bestätigte gegenüber RT:
„Soweit ich weiß, hat der ‚Islamische Staat‘ wie ihm nahe stehende Gruppierungen nicht die Fähigkeiten, ein Flugzeug aus einer Höhe, welche bei rund 10.000 Meter lag, abzuschießen.“
Der Abschuss durch eine Boden-Luft-Rakete ist nur eine Theorie. Eine andere besagt, dass es einen Bombenanschlag im Innern des Flugzeugs gab. So berichtete am Dienstag ein ägyptischer Doktor, dass die Art der Verletzungen der untersuchten Leichen ihn zur Feststellung führte, dass es sich womöglich „um eine starke Explosion innerhalb des Flugzeugs selbst“ handelte, „bevor dieses auf dem Boden zerschellte“.

Unter Berufung auf russische Experten berichtet die Nachrichtenagentur TASS jedoch:
„Es gab bei den ersten Ermittlungen keine Anzeichen auf eine Explosion.“
Ägyptische Ermittler tendieren dazu, den Grund für den Absturz an etwaigen mechanischen Schäden oder technischen Störungen festzumachen.