Wir müssen das Problem der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der gesamten Welt mit Präventivmaßnahmen lösen, wobei außerhalb der Grenzen Russlands vorgegangen werden muss, schreibt das Mitglied des Sinowjew-Klubs der Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya, Timofej Sergejzew.


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Das Verschwinden der Sowjetunion von der historischen Bühne eröffnete den Weg zu einem neuen Militärkonflikt mit dem europäischen Kontinent im Zentrum. Was die USA einst in Korea und Vietnam taten, machten sie dann in Jugoslawien, Afghanistan und im Irak.


Die USA beseitigten Libyen, unternahmen den Versuch, Ägypten und die Maghreb-Staaten zu beseitigen und versuchen weiterhin, Syrien zu beseitigen.


Es werden intensive Anstrengungen zur Destabilisierung der Türkei unternommen — ein Mitglied der Nato, das auch in die EU will. Die Bevölkerung der Gebiete, denen die Staatlichkeit genommen wurde, soll sich in die durch „Humanismus“ geschwächten europäischen Staaten begeben und sie noch mehr schwächen.


In den „befreiten“ Gebieten soll ein neues Subjekt der Militärgeschichte entwickelt werden, das seine aggressive Aufmerksamkeit nach Russland richten wird. Gemäß dem Szenario des Beginns des Zweiten Weltkriegs bilden die USA, wie Großbritannien in den 1930er Jahren, einen Gegner für das bis heute nicht zerstörte Russland (damals war es Hitler-Deutschland).


Es wird sorgsam der „Islamische Staat“ gezüchtet.


Es wird der Islam dämonisiert, wobei die islamische Gemeinschaft in Russland ins Visier genommen wird.


Die Ukraine wird in einen realen Feind Russlands verwandelt.


Kommentar: Mehr Informationen zum US-Putsch in der Ukraine.


Bei bestimmten Anstrengungen können auch Polen und die baltischen Länder in eine Militärkampagne gegen Russland hineingezogen werden.

Es wird sehr viel Geld in die Schaffung einer Kraft in Russland investiert, die Liebe und Verehrung gegenüber den USA predigt.


Die antirussische Propaganda erfolgt wie eine großangelegte militärische Desinformationskampagne. Dabei bereiten sich die USA anscheinend selbst darauf vor, in den Konflikt einzutreten.


Natürlich werden sie nicht auf dem eigenen Territorium kämpfen. Es wird alles getan, um die aktuelle Raketen-Nuklear-Parität zugunsten der USA zu verschieben. Es werden Konzepte eines nichtnuklearen Präventivschlags gegen Russland erörtert.

Die USA brauchen einen großen Krieg mit einer minimalen Teilnahme mindestens aus zwei Gründen. Ohne Europa zu schwächen, ohne ihm ein Freihandelsabkommen als nächsten Schritt zur Stärkung der transatlantischen Schirmherrschaft aufzudrängen, ist es unmöglich, sich selbst die überaus hohen Außenschulden zu erstatten.


Ohne Europa in einen Konflikt zu versenken, kann die eigene Stärke nicht reproduziert werden (also die eigene strategische geopolitische Lage nach dem Zweiten Weltkrieg). Und noch eines - Russland näherte sich bei seinem Aufstieg einer für die US-Herrschaft gefährlichen Grenze. Man muss es entweder zerschlagen (was bislang nicht gelungen ist) oder es zu einem großangelegten Krieg auf eigenem Territorium zwingen. Im 20. Jahrhundert brachte dieses Schema dem Westen und konkret den USA das gewünschte Ergebnis.

Frieden in der ganzen Welt war das reale geopolitische Ziel der Sowjetunion. Mit diesem Ziel wurde Deutschland geteilt. Mit diesem Ziel wurde das Militärbündnis des Warschauer Pakts als Gegengewicht zur Nato geschaffen. In Abwesenheit eines solchen Gegengewichts expandiert heute die Allianz aggressiv.


Die Sowjetunion betrieb eine großangelegte Politik zur Unterstützung der Länder der Dritten Welt. Dafür war zwar viel Zeit vonnöten, doch heute würde es ohne diese Arbeit der Sowjetunion keine BRICS geben. Das militärtechnische Potential Indiens und Chinas wird unvermeidlich in neue regionale und globale Systeme der kollektiven Sicherheit mit unserer Teilnahme einbezogen.


Die Einmischung der USA in die Angelegenheiten Eurasiens wird früher oder später enden - so ist die strategische Tendenz des Aufstiegs Eurasiens. Zudem beeilen sich die USA, diesen Aufstieg sowie die Beseitigung der uneingeschränkten Möglichkeiten einer solchen Einmischung zu verhindern. Die Zeit läuft gegen die USA, die Spannungen nehmen zu.


Falls wir einen großangelegten Konflikt mit eigener Teilnahme und unter Einbeziehung des eigenen Territoriums nicht zulassen wollen, werden wir unvermeidlich auf die Notwendigkeit stoßen, das geopolitische Credo der Sowjetunion zum Schutz des Friedens in der ganzen Welt zu erneuern.

Wir können uns nicht allein mit dem allgemeinen Prinzip der Multipolarität begnügen, weil alleine Multipolarität nicht den Frieden im Krieg der Pole garantiert. Die USA drängen die Unipolarität, also die eigene Hegemonie, als Friedensgarant auf. Dabei sollte man sich auf sie verlassen, an ihren guten Willen glauben, was angesichts der Geschichte des 20. Jahrhunderts und der ersten 15 Jahre des 21. Jahrhunderts unmöglich ist. Vielleicht deswegen brauchen die USA unbedingt eine Verzerrung dieser Geschichte.


Was heute Terroranschläge heißt, wurde vor dem Großen Vaterländischen Krieg (und während des Krieges) als feindliche Diversionen bezeichnet. Das klang irgendwie präziser und ohne Präsumption der Angst, die man vor einem Terroranschlag spüren soll.

Wir müssen begreifen, dass es heute Bedingungen einer militärischen Gefahr gibt, und diese Gefahr leider zunimmt und nicht auf unsere Initiative. Die USA, die über die weltweit größten Finanzmöglichkeiten verfügen, wandeln sie in militärische Stärke um. Das ist die wichtigste Quelle des Wachstums der militärischen Spannungen in der Welt und der Gefahr eines globalen Konfliktes.

Die Abschreckung einer solchen Politik ist ohne das militärtechnische Element allein mit politischen und Verhandlungsmethoden unmöglich. Also ohne Risiken der Entwicklung und der praktischen Anwendung dieser Elemente.

Als wir Deutschland und Osteuropa verließen, kamen dorthin sofort die Nato und danach das US-amerikanische Raketenabwehrsystem. Als wir Afghanistan verließen, kamen dorthin die USA und bedrohen damit verstärkt unsere Grenzen im Süden. Wir haben zugelassen, Libyen zu zerstören, was den Beginn der Schaffung eines Gebietes ohne Staatlichkeit kennzeichnete, das als Brutapparat für aggressive Kräfte dient.


Kommentar: Putin hat sich von Anfang an, klar dagegen ausgesprochen:



Die USA bekamen die Möglichkeit, nicht einfach Terrorismus nach bekannten Technologien zu produzieren (zunächst bewaffnet man Banditen, danach tut man so, als ob man gegen sie kämpft), sondern eine territoriale Plattform zur Umwandlung der Terrorgruppen in eine einheitliche Armee von kontinentalem Ausmaß mit imperialen (Kalifat-) Ambitionen zu schaffen.

Wir können die Schaffung solch eines militärpolitischen Körpers nicht zulassen. Genauer gesagt: Wir haben bereits seine Entstehung zugelassen und sind jetzt gezwungen, ihn zu beseitigen.

Weil neben uns nur die legitime syrische Regierung das anstrebt, dies jedoch ohne uns nicht tun kann, sind die Kräfte ungleich. Kaum jemand noch wird es wagen. Doch wir helfen nicht Syrien, sondern vor allem uns selbst. Anstelle Syriens muss Syrien sein und nicht ein sozialer Reaktor zur Schaffung einer Millionenarmee von Fanatikern mit Atomwaffen in der Zukunft.


Wir haben keine Wahl. Wir können unsere Risiken nur durch die Entfernung der Krebstumore auf dem Kontinent senken, obwohl diese Operation auch für uns nicht ganz sicher ist. Doch wenn man dies nicht tut, wird es gefährlicher sein.


Kommentar: Vollkommen richtig...


Eine solche Politik erfordert eine besondere Solidarität der Gesellschaft. Formeller Patriotismus allein reicht nicht aus. Ich habe Zweifel daran, dass ein Oligarch und ein Obdachloser dabei kooperieren werden. Man braucht langfristiges Vertrauen gegenüber der Macht und dem Staat im Ganzen. Dieses Niveau haben wir noch nicht erreicht.

Ist Solidarität ohne den sozialen Bestandteil möglich, wenn das Niveau der sozialen Ungleichheit deutlich höher als die Ungleichheit der Arbeits- und intellektuellen Beiträge ist?

Wir verbreiten auf allen informellen ideologischen Kanälen das folgende Motivationsprinzip - „Bereichere dich schnell, sei Milliardär; wer dies nicht tut, ist dumm“.

Die Umsetzung dieses Prinzips ist ohne Beraubung unmöglich. Wenn es außerhalb des Landes nicht so viele Menschen gibt, die man berauben kann, ist eine innere Beraubung unvermeidlich.

Russland stieß auf dieses Problem direkt im Ersten Weltkrieg und scheiterte dabei. Und umgekehrt - während des Großen Vaterländischen Kriegs. Natürlich, wenn heute der Feind angreift, wird er mit Widerstand konfrontiert. Niemand hat Zweifel daran. Doch das historische Moment besteht darin, dass wir das Problem der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der ganzen Welt präventiv außerhalb der Grenzen Russlands lösen müssen, und zwar im Rahmen des Völkerrechts.