Der unbemannte Transporter "Progress 59" taumelt ohne Funkkontakt durchs All. Das geplante Andocken an die Raumstation ISS ist ausgeschlossen - ein baldiger Absturz nicht mehr zu verhindern.
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© NASARaumfrachter "Progress" (Archivbild): Ein Absturz droht Anfang Mai, falls es nicht gelingt, den Transporter unter Kontrolle zu bringen.

Der Transporter hat rund 2,4 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS an Bord. Doch er bewegt sich auf einer falschen Umlaufbahn. Das sagte ein Mitarbeiter der Raumfahrtbehörde Roskosmos der Agentur Tass zufolge. Der Raumfrachter habe auf zahlreiche Funksignale der Flugleitzentrale bei Moskau nicht reagiert. Das Bodenpersonal hatte immer wieder versucht, Kontakt mit der Progress 59 aufzunehmen.

Die Bemühungen waren offenbar vergeblich. Der unbemannte Frachter habe damit begonnen, auf die Erde zu stürzen, sagte ein russischer Raumfahrtvertreter am Mittwoch. Progress sei endgültig außer Kontrolle. "Nur ein Wunder kann noch helfen", zitiert die Agentur Ria Nowosti einen Mitarbeiter der Flugleitzentrale. Sollten auch die letzten Versuche einer Kontaktaufnahme scheitern, stürze der unbemannte Frachter wohl zwischen dem 7. und 11. Mai unkontrolliert ab.

Drehung um eigene Achse

Der Frachter war am Dienstag vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Dabei verfehlte die Sojus-Trägerrakete die vorgesehene Umlaufbahn deutlich. Hauptgrund war vermutlich ein Defekt an der dritten Stufe der Rakete. Der Transporter drehe sich auf einer falschen Umlaufbahn stark um die eigene Achse, hieß es. Ein Andocken an die ISS sei ausgeschlossen. Man habe versucht, die Drehung um die eigene Achse zu stoppen und das Raumschiff wieder auszurichten.

Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre dürfte der Frachter größtenteils verglühen, einzelne Fragmente könnten jedoch auch den Boden erreichen. "Wir können wir einige Stunden vorher sagen, wohin mögliche Trümmer fallen", sagte ein Roskosmos-Experte. Kontrollierte Abstürze werden üblicherweise über dem Meer durchgeführt, um Menschen nicht zu gefährden.

Noch gibt es genug Proviant auf der ISS

Ein namentlich nicht genannter Experte der Flugleitzentrale nannte die Panne "beunruhigend", da sie bei einer Sojus-Rakete aufgetreten sei, die auch für bemannte Flüge genutzt werde. Möglicherweise werde der für den 26. Mai geplante Start von drei Raumfahrern zur ISS verschoben, um erst den Fehlschlag genau zu analysieren, hieß es. Durch den Verlust entstehe ein Schaden von etwa 88 Millionen Euro.

Roskosmos zufolge hat die Raumstation vorerst noch genug Lebensmittel und technisches Material an Bord. Auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde arbeiten derzeit sechs Besatzungsmitglieder.

jme/hda/dpa/AFP