In meinen Archiven findet sich die eine oder andere Kolumne, in welcher der Leser in das wichtige Buch »Bekenntnisse eines Economic Hit Man« von John Perkins eingeführt wird. Ein EHM ist ein Agent, der der Führung eines Entwicklungslandes einen Wirtschaftsplan oder ein großes Entwicklungsprojekt verkauft.

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© army.mil / RT / wikipedia.org
Der Hit Man überzeugt die Regierung eines Landes, dass die Aufnahme großer Geldsummen von US-Finanzinstituten zur Finanzierung des Projekts den Lebensstandard des Landes anheben wird. Dem Kreditnehmer wird versichert, dass das Projekt das Bruttoinlandsprodukt und die Steuereinnahmen steigern wird und dass diese Steigerungen es ermöglichen, den Kredit zurückzuzahlen.

Jedoch ist der Plan so ausgelegt, dass die Vorteile übertrieben werden und das verschuldete Land den Kredit und die Zinsen nicht zahlen kann. Wie Perkins es darstellt, basieren diese Pläne auf »verzerrte Finanzanalysen, überdimensionierten Prognosen und manipulierter Buchführung« und wenn die Täuschung nicht funktioniert, dann werden »Drohungen und Bestechungen« eingesetzt, um alles unter Dach und Fach zu bringen.

Der nächste Schritt in der Täuschung ist das Auftauchen des Internationalen Währungsfonds. Der IWF erzählt dem überschuldeten Land, dass der IWF das Kredit-Rating des Landes retten wird, indem er dem Land Geld leiht, mit dem die Kreditgeber ausbezahlt werden können. Der Kredit des IWF ist keine Beihilfe, er ersetzt die Schulden des Landes gegenüber Banken einfach nur durch Schulden gegenüber dem IWF.

Für die Rückzahlung der Schulden an den IWF, muss das Land einen Austeritätsplan akzeptieren und dem Verkauf nationaler Vermögenswerte an private Investoren zustimmen. Austerität bedeutet Einschnitte bei Renten, Sozialleistungen, Beschäftigung und Löhnen und die Einsparungen werden für die Rückzahlung an den IWF genutzt.

Gelegentlich verweigert sich der Führer eines Landes dem Plan oder der Austerität und Privatisierung. Falls Bestechungen nicht funktionieren, schicken die USA ihre Schakale - Auftragskiller, die das Hindernis im Plünderungsprozess aus dem Weg räumen.

Perkins‘ Buch hatte für Aufsehen gesorgt. Es zeigte, dass die Attitüde der US-Hilfsbereitschaft gegenüber ärmeren Ländern nur ein Vorwand für die Ausbeutung dieser Länder war. Perkins Buch verkaufte sich eine Million mal und stand 73 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times.

Jetzt wurde das Buch neu herausgegeben, mit 14 zusätzlichen Kapiteln und einer 30-seitigen Liste von Hit Man-Aktivitäten während der Jahre 2004 bis 2015: »The New Confessions of an Economic Hit Man« [bisher nur in Englisch erschienen]

Perkins zeigt, dass die Situation, trotz seiner Aufdeckungen, schlimmer ist, als jemals zuvor und sich mittlerweile in den Westen selbst ausgebreitet hat. Die Bevölkerungen Irlands, Griechenlands, Portugals, Spaniens, Italiens und der Vereinigten Staaten selbst, werden jetzt durch Hit Man-Aktivitäten geplündert.

Perkins‘ Buch zeigt, dass die USA ausschließlich bei der hemmungslosen Gewalt “einzigartig“ sind, welche sie gegen jene anwenden, die ihnen in die Quere kommen. Eins der neuen Kapitel berichtet von France-Albert René, dem Präsident der Seychellen, der damit gedroht hatte, die illegale und unmenschliche Vertreibung der Einwohner von Diego Garcia durch Großbritannien und Washington zu enthüllen, um die Insel zu einer Luftwaffenbasis umzuwandeln, von der aus Washington Länder im Mittleren Osten, Asien und Afrika bombardieren kann, die nicht kooperationsbereit sind.

Washington schickte ein Team von Schakalen, um den Präsidenten der Seychellen zu ermorden, aber der Plan der Auftragsmörder wurde vereitelt. Bis auf einen wurden alle gefasst, vor Gericht gestellt und zu Exekution oder Gefängnis verurteilt, aber sie wurden durch Bestechungsgelder in Höhe von mehreren Millionen Dollar an René befreit. René hatte die Botschaft verstanden und fügte sich.

In der Original-Fassung seines Buches beschreibt Perkins, wie Schakale Flugzeugabstürze arrangierten, um Panamas nicht fügsamen Präsidenten Omar Torrijos und Ecuadors ebenfalls nicht fügsamen Präsidenten Jaime Roldós loszuwerden. Als Rafael Correa Präsident Ecuadors wurde, weigerte er sich, einige der illegitimen, sich in Ecuador aufgetürmten Schulden zurückzuzahlen, schloss die größte Militärbasis der Vereinigten Staaten in Latein-Amerika, erzwang die Neuverhandlung der ausbeuterischen Öl-Verträge, befahl der Zentralbank in US-Banken eingelegte Gelder für nationale Projekte einzusetzen und wehrte sich konsequent gegen Washingtons hegemoniale Kontrolle über Latein-Amerika.

Correa machte sich selbst zum Ziel zur Absetzung oder Ermordung. Jedoch hatte Washington gerade erst den demokratisch gewählten Präsidenten von Honduras, Manuel Zelaya, dessen Politik dem Volk von Honduras zugute kam und nicht ausländischen Interessen, mit einem Militärputsch gestürzt. Aufgrund von Bedenken, dass zwei aufeinanderfolgende Militärputsche gegen reformatorische Präsidenten bemerkt werden könnten, wandte sich die CIA an die ecuadorianische Polizei, um Correa loszuwerden.

Angeführt von einem Absolventen der ‚Washington’s School of the Americas‘ leitete die Polizei Schritte zum Sturz Correas ein, wurden aber vom ecuadorianischen Militär überwältigt. Wie auch immer, Correa hatte die Botschaft verstanden. Er revidierte seine Politik zugunsten amerikanischer Öl-Unternehmen und gab bekannt, dass er große Flächen des ecuadorianischen Regenwaldes an die Öl-Firmen verkaufen werde. Er schloss die ‚Fundacion Pachamama‘, eine Organisation die für die Erhaltung des ecuadorianischen Regenwaldes und der indigenen Bevölkerung arbeitete.

Von der Weltbank unterstützte westliche Banken sind sogar noch größere Plünderer, als die Öl- und Holzunternehmen. Perkins schreibt:
»In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sechzig der ärmsten Länder der Welt $ 550 Milliarden für Kredite und Zinsen in Höhe von $ 540 Milliarden bezahlt. Trotzdem schulden sie noch satte $ 523 Milliarden aus diesen Krediten. Die Kosten für die Bedienung dieser Schulden sind höher, als die Ausgaben dieser Länder für Gesundheit und Bildung und das Zwanzigfache des Betrages, den sie jährlich an Unterstützung aus dem Ausland erhalten.

Dazu kommt, dass Projekte der Weltbank unsagbares Leid über einige der ärmsten Völker der Welt gebracht haben. Allein in den letzten zehn Jahren haben derartige Projekte geschätzte 3,4 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben; die Regierungen in diesen Ländern haben Gegner der Weltbank-Projekte geschlagen, gefoltert und ermordet.«
Perkins beschreibt, wie Boeing den Steuerzahler in Washington [dem US-Bundesstaat] ausgeplündert hat. Unter Einsatz von Lobbyisten, Bestechungsgeldern und erpresserischen Drohungen, die Produktion in einen anderen Bundesstaat zu verlegen, schaffte es Boeing, den Gesetzgeber im Bundesstaat Washington zu Steuervergünstigungen für das Unternehmen zu bewegen, welche $ 8,7 Milliarden aus dem Gesundheitswesen, der Bildung und anderen Sozialdienstleistungen in Boeings Schatztruhe umleitete. Die massiven Subventionen zum Vorteil von Konzernen, sind eine weitere Form der Extraktion von Geldern und Hit Man-Aktivitäten.

Perkins hat ein schlechtes Gewissen und leidet immer noch unter seiner Rolle als Hit Man für das böse Imperium, welches sich jetzt der Ausplünderung der amerikanischen Bevölkerung zugewendet hat. Er hat alles für ihn machbare zur Wiedergutmachung getan, aber er berichtet, dass das System der Ausbeutung sich um ein Vielfaches ausgeweitet hat und jetzt eine derartige Alltäglichkeit ist, dass es nicht mehr versteckt werden muss. Perkins schreibt:
»Eine große Veränderung ist, dass dieses EHM-System heute auch in den Vereinigten Staaten und anderen wirtschaftlich entwickelten Ländern am Werk ist. Es ist überall und es gibt viele Variationen eines jeden Einzelnen dieser Werkzeuge. Auf der ganzen Welt sind hunderttausende weitere EHM verteilt. Sie haben ein wahrlich globales Imperium erschaffen.

Sie arbeiten ganz offen und auch im Schatten. Dieses System ist inzwischen so weit und tief verwurzelt, dass der normale Weg ist so Geschäfte zu machen und folglich für die meisten Menschen nicht alarmierend ist.«
Die Bevölkerung ist durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Überschuldung derart schlimm ausgeplündert worden, dass die Verbrauchernachfrage die Profite nicht mehr tragen können. Infolgedessen wendet der Kapitalismus sich zur Ausbeutung dem Westen selbst zu. Angesichts zunehmender Widerstände, hat sich das EHM-System mit »dem PATRIOT-Act, der Militarisierung der Polizeikräfte, einem gewaltigen Aufgebot an neuen Überwachungstechnologien, der Infiltration und Sabotage der ‚Occupy‘-Bewegung und der dramatischen Ausweitung privater Gefängnisse« bewaffnet.

Die demokratischen Abläufe wurden durch Entscheidungen des Verfassungsgerichts unterlaufen, durch konzernfinanzierte politische Aktionskomittees und durch Organisationen wie dem ‚American Legislative Exchange Council‘, welches von dem Einen Prozent finanziert wird. Ganze Kader von Anwälten, Lobbyisten und Strategen werden für die Legalisierung von Korruption angeheuert und die Presstituierten machen Überstunden, um die leichtgläubigen Amerikaner davon zu überzeugen, dass Wahlen echt sind und die funktionierende Demokratie repräsentieren.

In einem Artikel vom 19. Februar 2016 bei OpEdNews berichtet Matt Peppe, dass die amerikanische Kolonie Puerto Rico vollkommen verausgabt wird, um ausländische Kreditgeber zu befriedigen.

Der Flugplatz wurde privatisiert und die wichtigsten Highways wurden durch einen Pachtvertrag über 40 Jahre privatisiert, der im Besitz eines von einem Infrastruktur-Investmendfond von Goldman Sachs gebildeten Konsortiums ist. Die Puerto Ricaner bezahlen private Konzerne jetzt für die Nutzung einer Infrastruktur, die aus Steuergeldern geschaffen wurde. Die Umsatzsteuer in Puerto Rico wurde kürzlich um 64 % auf 11,5 % angehoben. Eine Umsatzsteuer-Erhöhung ist das Äquivalent zu einem Anstieg der Inflation und führt zur Verminderung der Realeinkommen.

Der einzige Unterschied zwischen Kapitalismus und Ganstertum heute ist, dass der Kapitalismus sein Gangstertum erfolgreich legalisiert hat und bessere Geschäfte machen kann, als die Mafia.

Perkins zeigt, dass das böse Imperium die Welt im Griff einer »Todes-Wirtschaft« hat. Er schlussfolgert, dass »wir eine Revolution brauchen«, um »die Todes-Wirtschaft zu beerdigen und die Lebens-Wirtschaft zu gebären«. Wenden Sie sich nicht an Politiker, neoliberale Ökonomen und die Presstituierten um Hilfe.

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>>> zum englischsprachigen Original-Beitrag

Übersetzung aus dem Englischen vom Nachtwächter