Royal Bank of Scotland
© epa/Andy RainWenig Freude hat Hauptaktionär Großbritannien mit der Royal Bank of Scotland.
Edinburgh/Frankfurt. (da/ag) 6065 Pence. So viel kostete die Aktie der Royal Bank of Scotland (RBS) bei ihrem Allzeithoch im Februar 2007, vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise. Heute ist das Papier zum Diskontpreis von 363 Pence zu haben. Trotzdem ist die RBS alles andere als ein Schnäppchen. Die Anleger scheuen die Aktie, denn die Liste an schlechten Nachrichten mag nicht abreißen. Der vorläufig letzte Akt erfolgte am Freitag: Die angesehene Financial Times berichtete, dass die RBS einen personellen Kahlschlag vorbereitet. 30.000 der rund 120.000 Mitarbeiter sind betroffen. Offiziell bestätigt sind die Informationen eines ungenannten Insiders noch nicht, auf ein energisches Dementi der RBS warteten die Mitarbeiter jedoch vergeblich: Man werde bei Vorlage der Jahreszahlen am 27. Februar eine strategische Überprüfung ankündigen, erklärte eine Sprecherin lapidar.

9,7 Milliarden Verlust

Auf Rückzugskurs befindet sich die RBS und schrumpft immer mehr von einem Global Player zu einer Regionalbank. Künftig will sich die derzeit sechstgrößte europäische Bank auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden konzentrieren, das einst so lukrative Investmentbanking wird hingegen drastisch verkleinert. Von seinem US-Geschäft und von 315 Filialen der Sparte Williams & Glynn trennt sich die RBS ebenfalls, wovon alleine 23.000 Mitarbeiter betroffen sind. Wer als Käufer auftritt und zumindest einen Teil der Mitarbeiter weiter anstellt, ist noch völlig offen.

Seit Beginn der Finanzkrise hat sich die Bilanzsumme der RBS bereits nahezu halbiert, fast 40.000 Stellen wurden abgebaut - Besserung trat jedoch nicht ein. Einen "beträchtlichen Verlust" kündigte die RBS für das Jahr 2013 an. Analysten zufolge bedeutet "beträchtlich" übersetzt in Zahlen rund acht Milliarden Pfund (9,7 Milliarden Euro). Besonders pikant ist das Minus, da der britische Staat seit 2008 Mehrheitseigentümer der RBS ist. Er musste das schlingernde Kreditinstitut mit 45 Milliarden Pfund (55 Milliarden Euro) vor dem Kollaps retten und hält seitdem 81 Prozent an der Traditionsbank.

Viel Freude haben Politiker und Öffentlichkeit aber nicht mit der RBS. 662 Millionen Dollar (knapp 482 Millionen Euro) betragen die Strafzahlungen im Zuge des Libor-Skandals um manipulierte Zinssätze. Zudem muss die Bank mehr als fünf Milliarden Dollar für Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit US-Hypothekenpapieren zurücklegen. Dass RBS-Finanzchef Nathan Bostock im vergangenen Jahr nach nur zehn Wochen im Amt wieder zurücktrat, rundet das desaströse Bild ab.

Notplan für Jain-Nachfolge

Doch auch andere europäische Großbanken liefern derzeit eine bescheidene Performance ab. Die Deutsche Bank musste diese Woche 925 Millionen Euro für einen Vergleich mit den Erben des Medienmoguls Leo Kirch hinblättern. Dazu kommen eine 725 Millionen Euro schwere Strafzahlung aufgrund der Manipulation wichtiger Referenzzinssätze wie Euribor und Libor, 1,4 Milliarden Euro für die Beilegung ihres größten Rechtsstreits im Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekengeschäften in den USA, Ermittlungen wegen mutmaßlicher Bilanztricksereien und die Posse um Co-Vorstandschef Anshu Jain. Falls dem Inder doch eine Verwicklung in die Affäre um Devisenkurs-Manipulationen nachgewiesen werden sollte, könnte Aufsichtsratsmitglied John Cryan an seine Stelle rücken, mutmaßt das Manager Magazin. Der Gewinn von Europas zweitgrößter Bank brach dementsprechend 2013 ein; er betrug vor Steuern mit 2,07 Milliarden Euro lediglich die Hälfte des erwarteten Plus.

Auch Europas drittgrößtes Kreditinstitut, BNP Paribas, muss mit hohen Strafzahlungen rechnen und legt dafür 810 Millionen Euro zurück. Die Franzosen sind im Spar- und Schrumpfmodus, um die schärferen Kapitalanforderungen nach der Finanzkrise erfüllen zu können. Dennoch soll die Dividende für Aktionäre mit 1,50 Euro pro Anteilsschein gleich hoch bleiben.