Große Höhen, enge Räume - schon der Gedanke daran: Manche Menschen sind von Ängsten besessen, während andere Horrorsituationen kalt lassen. Hirnscans haben jetzt verraten: Das Maß der Ängstlichkeit hängt von zwei kleinen Schaltkreisen ab.

Bild
© ddp imagesJennifer Leighin Alfred Hitchcocks Film "Psycho": Ängstlichkeit steckt im Gehirn
Große Höhen, enge Räume - schon der Gedanke daran: Manche Menschen sind von Ängsten besessen, während andere Horrorsituationen kalt lassen. Hirnscans haben jetzt verraten: Das Maß der Ängstlichkeit hängt von zwei kleinen Schaltkreisen ab.

Millionen von Menschen leiden weltweit unter Angststörungen. Allein in den USA sind den Schätzungen zufolge etwa 25 Millionen Menschen von Panikattacken, sozialen Phobien, Zwangsstörungen und Angstzuständen betroffen, meistens handelt es sich dabei um posttraumatischen Störungen. Solche Menschen entwickeln häufig schon bei kleinen Problemen übermäßig starke Angst. Es gibt aber auch Menschen, denen Angst völlig fremd ist: Auch im Angesicht von Katastrophen bleiben sie ruhig oder neigen in Situationen zu Leichtsinn, in denen Angst normalerweise eine wichtige Schutzfunktion übernimmt.

Neurologen haben nun erstmals sichtbar gemacht, welche Hirnregionen dafür verantwortlich sind, dass einige Menschen besonders anfällig für Angstgefühle sind, während anderen selbst Horrorsituationen nichts anhaben können. Im Fachmagazin "Neuron" berichtet das internationale Forscherteam um Sonia Bishop von der University of California in Berkeley, dass im Gehirn ein Schaltkreis für Angst und Flucht mit einem anderen konkurriert - nämlich jenem, der Furcht unterdrückt.

Um das festzustellen nutzten die Hirnforscher die sogenannte funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Solche Hirnscans liefern Aussagen darüber, wie aktiv das Gehirn in bestimmten Arealen ist. Zudem bestimmten die Forscher bei den insgesamt 23 Probanden den Hautwiderstand. Daran konnten sie erkennen, wie stark die jeweilige Angstreaktion ausgeprägt war.

Wie scheußliche Angstschreie sich im Gehirn auswirken

Während der Hirnscans beobachteten die Testteilnehmer an einem Bildschirm eine virtuelle Figur, mit der sie sich identifizierten. Manchmal hielt sich die Figur die Ohren zu, bevor in zufälligen Abständen ein angsteinflößender Schrei ertönte. In anderen Situationen war der scheußliche Angstschrei dagegen plötzlich zu hören, ohne dass die Figur am Bildschirm durch ihre Reaktion vor dem unangenehmen Ereignis warnte. Dadurch befanden sich die Probenden den Forschern zufolge in einer Spannungssituation.

Probanden, die bei den Hirnscans eine starke Aktivität in der sogenannten Amygdala zeigten, entwickelten bei den Versuchen besonders starke Angstreaktionen. Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist bereits für ihre Bedeutung bei der Entwicklung von Furcht bekannt. Ist diese Region völlig zerstört, empfinden die Menschen überhaupt keine Angst mehr.

Neben der Aktivität in der Amygdala entdeckten die Hirnforscher aber einen weiteren wichtigen Bereich: Offenbar ging erhöhte Angst auch mit einer ungewöhnlich geringen Aktivität im ventralen präfrontalen Kortex einher. Dieser Teil im Vorderhirn ist dafür zuständig, Ängste und Sorgen zu bewerten und zu überwinden. Bei Testteilnehmern, bei denen dieses Areal besonders stark reagierte, stellten die Wissenschaftler folglich auch geringere Angstreaktionen fest.

"Offenbar sind bestimmte Menschen in der Lage, diese Region zu nutzen, um ihre Angst zu regulieren", sagt Bishop. Die Forscher hoffen, dass sie mit Hilfe dieser Erkenntnis künftig Therapien entwickeln können, um Personen zu helfen, die von Natur aus die Angstregulierung nicht so gut beherrschen.