Früher hatte Irak einen Diktator. Heute hat das Land hunderte, sagt der Mann, der einst mit einem Vorschlaghammer Saddam-Statuen zertrümmerte. Inzwischen bereut er seinen Eifer.
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© Jerome Delay/AP
Für den amerikanischen Kriegspräsidenten George W. Bush war der Mann ein Geschenk des Himmels. US-amerikanische und britische Truppen eroberten gerade Bagdad, da schnappte sich ein irakischer Ex-Schwergewichtsmeister namens Kadom al-Jabouri einen Vorschlaghammer und zertrümmerte voller Wut die Statuen des gestürzten Diktators Saddam Hussein.

Die Propagandawirkung der Bilder war stärker als die von zehn Kriegsreden. Die Botschaft: Das irakische Volk macht nach seiner Befreiung Schluss mit Saddam; wieder und wieder zeigten internationale Fernsehsender al-Jabouris Abrechnung, ein wütender Mann umringt von einer jubelnden Menge.

Jahre später schrieb ein Journalist für den New Yorker auf, wie die Aktion gelenkt wurde: Der fragliche Hammer stammt angeblich von einem US-Soldaten, und da selbst al-Jabouris Riesenhammer dem steinernen Saddam nur ein paar Kratzer zufügen konnte, mussten am Ende Fahrzeuge mit einem Seil ran, um den Klotz umzuwerfen.

Die irakisch-amerikanische Zusammenarbeit macht die Geschichte nur noch heldenhafter, kann man argumentieren. Doch leider, leider will der Held der Geschichte kein Held mehr sein - al-Jabouri bereut inzwischen sogar, die Statuen angefasst zu haben.

Unter Saddam war es wenigstens sicher

„Damals hatten wir nur einen Diktator. Jetzt haben wir hunderte“, sagte der 52-jährige dem britischen Observer. Seit der „Befreiung“ vor zehn Jahren sei nichts besser geworden.

Das sagt ausgerechnet al-Jabouri, der unter Saddam Hussein elf Jahre lang in dem berüchtigten Gefängnis von Abu Ghraib verbrachte, angeblich, weil er darauf bestand, dass einer von Saddams Söhnen in seinem Laden bezahlte. Unter Saddam sei es wenigstens sicher gewesen, sagt er heute. „Nach zwei Jahren sah ich keinen Fortschritt. Dann fingen die Morde an, die Überfälle und die Gewalt der Sektierer.“

Ein aktueller Bericht von Amnesty International (wir berichteten) bestätigt das düstere Bild, das der Mann vom Zustand seines Landes zeichnet. Auf der einen Seite verbreiten bewaffnete Gruppen weiter Angst. Auf der anderen Seite scheren sich die Behörden im Kampf gegen den Terror laut Amnesty kaum um Menschenrechte.
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© Peter Beaumont for the ObserverKadom al-Jabouri heute.
Folter und unfaire Gerichtsverfahren seien üblich; wegen einer Kultur der Straflosigkeit müssten die Täter kaum mit Folgen rechnen. Der Bericht vermittelt den Eindruck, dass im Irak lediglich ein Regime durch ein anderes ersetzt wurde. Muss sich al-Jabouri demnächst wieder einen Hammer besorgen?