Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, bei einem NATO-Luftangriff seien Anfang letzter Woche mehr als zehn Zivilisten getötet worden. Über den Zwischenfall wurde in den westlichen Medien mit der schon allzu bekannten Schönfärberei, die gleichermaßen von Verkommenheit und Scheinheiligkeit geprägt ist, eher beiläufig hinweggegangen. Der RussiaToday-Artikel »NATO-Luftangriff tötet nach Angaben offizieller Stellen zehn afghanische Zivilisten, zum großen Teil Frauen und Kinder« hebt dagegen hervor, dass in den Jahren 2007 bis 2011 bis zu 11.864 Zivilisten in Afghanistan getötet wurden. Vor 2007 seien zivile Kriegsopfer von den Vereinten Nationen (UN) noch nicht einmal erfasst worden.
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© US DoD
Diese Tatsachen enthüllen eine besorgniserregende Scheinheiligkeit, da die UN demgegenüber praktisch auf täglicher Basis die Zahlen ziviler Opfer in anderen Regionen wie etwa in Libyen und Syrien aufbauscht. Denn dort arbeiten westliche Interessen massiv auf einen Regimewechsel hin und sind sehr daran interessiert, die allgemeine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Vereinten Nationen gingen sogar so weit, einen fragwürdigen Bericht auf der Grundlage von »Zeugenaussagen« zu erstellen, die nicht einmal in Syrien oder in einem Flüchtlingslager jenseits der Grenzen des Landes zusammengestellt worden waren, sondern von »Zeugen« stammten, die die so genannte syrische »Opposition« zur Verfügung gestellt hatte.

Zu den Mitverfassern des Berichts gehört darüber hinaus ausgerechnet Karen Koning AbuZayd, Vorstandsmitglied der amerikanischen Denkfabrik "Middle East Policy Council" mit Sitz in Washington. Zum Vorstand dieser Einrichtung gehören des weiteren führende Vertreter von Exxon,CIA-Mitarbeiter, Vertreter der "Saudi Binladin Group" (der geschäftliche Zweig der Familie Osama bin Ladens) die früheren amerikanischen Botschafter in Kuwait und Katar, weitere Vertreter des Militärs und der Regierung und sogar der Vorsitzende des Amerikanisch-kuwaitischen Handelsrates, der seinerseits wiederum Vertreter des Fernseh- und Nachrichtensenders Al-Dschasira, von Chevron, Exxon, dem Munitionshersteller "Raytheon" (der u.a. die Munition für die ersten Salven der NATO-Operationen gegen Libyen lieferte) und Boeing zu seinen Mitgliedern zählt.

Die Hintermänner der bewaffneten Kräfte, die derzeit Syrien verheeren, sitzen mit anderen Worten gleichzeitig an der Spitze des UN-Ausschusses, in dessen Berichten der syrischen Regierung vorgeworfen wird, »Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit« zu begehen.

Aber die Doppelmoral endet hier noch lange nicht. Um die Besetzung, Unterjochung und die massenweise Tötung der afghanischen Bevölkerung zu rechtfertigen - wobei dieser Konflikt immer mehr über Afghanistan hinaus auf Pakistan und den Iran übergreift - , geben USA und NATO seit mehr als einem Jahrzehnt vor, gegen »Terrorismus« zu kämpfen. Dabei ließ sich der Westen in diesem angeblichen Krieg gegen den Terrorismus »Straffreiheit« zusichern, während Syrien, in dem sich lange Zeit keine UN-Beobachter vor Ort aufhielten, sogleich für seinen Kampf gegen Al-Qaida-Terrorgruppen, die mit NATO-Hilfe massenweise in das Land geschleust wurden und werden, verurteilt wurde.

Tatsächlich hatte die NATO, noch während sie angeblich mit dem Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan beschäftigt war, keine Skrupel, das nordafrikanische Libyen Al-Qaida-Terroristen in die Hände zu spielen. Dies betrifft vor allem die Libysche Islamische Kampfgruppe (LIFG), die vom amerikanischen Außenministerium und dem britischen Innenministerium gleichermaßen als Terrororganisation eingestuft wurde.

Insbesondere die USA begünstigten, dass sich Bengasi immer mehr zu einem Al-Qaida-Terroremirat entwickelte. Dies hörte auch nicht auf, als der dortige US-Botschafter von genau den terroristischen Gruppen ermordet wurde, die die USA bewaffnet, finanziell unterstützt und ausgebildet, denen sie Luftunterstützung gewährt und die sie in ihre Machtposition gehievt hatte.

Die gleichen Terrorgruppen stehen auch an der Spitze der Kräfte, die in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und Katar und mit Geld und Waffen von der NATO unterstützt über die Grenze des NATO-Mitgliedslandes Türkei in den Norden Syriens eindringen.

Diese krasse Scheinheiligkeit des so genannten »Völkerrechts« und der »internationalen Institutionen« zeigt sich allerorten und ist unübersehbar. Länder wie Russland, China, der Iran, Indien, Pakistan, Indonesien, Brasilien und noch viele andere sollten ernsthaft darüber nachdenken, zu den Vereinten Nationen, dem Internationalen Strafgerichtshof und anderen korrupten, diskreditierten und den Interessen des Westens dienenden Einrichtungen auf Distanz zu gehen, zumal sich diese Institutionen, wie in vielen Fällen schon geschehen, jederzeit leicht gegen sie selbst, ihre Interessen und ihre Souveränität wenden könnten.

Die Menschen der Welt müssen erkennen, dass diese Institutionen von den und zum Nutzen der Sonderinteressen der internationalen Großkonzerne geschaffen wurden und die angebliche Legitimität, mit der sie sich schmücken, eine Illusion ist, die von den Medienkonzernen erzeugt und aufrecht erhalten wurde und wird. Wir müssen damit beginnen, diese Sonderinteressen beim Namen zu nennen, sie zu boykottieren und auf lokaler Ebene permanent zu ersetzen. Wenn wir wirklich Frieden anstreben, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die UN, die NATO und alle damit verbundenen Institutionen nur Tod und Zerstörung säen und von massiver Scheinheiligkeit, Doppelmoral und unvorstellbarer Korruption begleitet sind und wir unsere Zukunft ohne sie gestalten müssen.