Buckelwale sind in der Lage, neu erlernte Jagdmethoden einander weiter zu geben und voneinander zu lernen. Wie Forscher der University of St. Andrews zeigen können, haben auf diese Weise innerhalb von rund 20 Jahren bereits mehr als 40 Prozent der Buckelwalpopulation die Fangmethode erlernt. Erneut zeigen die Ergebnisse der Forscher, dass auch Tiere Kultur haben und weitergeben können.
Wale
© Public DomainArchiv: Buckelwale
St. Andrews (Schottland) - Schon zuvor konnten Verhaltensbiologen aufzeigen, dass benachbarte Schimpansengruppen jeweils unterschiedliche Hämmer zum Nüsseknacken verwenden und die jeweils eigenen Techniken innerhalb der Gruppe weitergeben (...wir berichteten).

Wie die Forscher um Dr. Luke Rendell, Jenny Allen von School of Biology an der University of St. Andrews und Mason Weinrich vom Whale Center of New England und Will Hoppitt von der Anglia Ruskin University aktuell im Fachjournal Science berichten, haben sie eine Gemeinschaft aus Buckelwalen beobachtet, die in den frühen 1980er Jahren aufgrund eines Zusammenbruchs der Heringspopulation dazu gezwungen waren, ihre Nahrungsgewohnheiten und damit auch ihre Fangtechnik umzustellen.

Wenn die Wale jetzt auf die Jagd nach neuer, anderer Beute gehen, schlagen sie mit ihrer gewaltigen Schwanzflosse zunächst auf das Wasser, bevor sie teilweise komplexe Schwimmmanöver in aufwärtsgerichteten Spiralbahnen vollführen und dabei fortwährend Luftblasen von sich geben. So wird die Beute auf möglichst dichtem Raum nicht nur zusammengetrieben, sondern durch das entstehende nahezu dichte Netz aus Luftblasen auch zusammengehalten, wodurch die Wale den so gewonnen Fang dann gezielt herausfischen können. Oft schließen sich sogar mehrere Tiere zum gemeinsamen Netzfischen zusammen. Schon 2011 kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Einsatz dieser letzteren Fangtechnik derart komplex sei, dass sie mit der Benutzung von Werkzeugen durch Affen in freier Wildbahn zu vergleichen ist (...wir berichteten).

Während also beide Verhaltensweisen - das Schlagen mit der Fluke und das "Blasenfischen" unabhängig voneinander beobachtet worden waren, wurde die Kombination der beiden erstmals erst vor rund 20 Jahren im Golf von Maine beobachtet.

"Unsere Studie zeigt tatsächlich, wie wichtig kulturelle Weitergabe für die Buckelwalpopulation ist und das nicht nur, wenn es darum geht, sich gegenseitig ihren bekannten "Gesang" beizubringen, sondern auch, um neue Fangmethoden weiterzugeben, damit sich die Art an die Auswirkungen ökologischer Veränderungen anpassen kann", erläutert Rendell.

Anhand des Studiums und der Analyse der sozialen Netzwerke der einzelnen, diese neue Fangmethode anwendenden Wale und auf der Grundlage von fast drei Jahrzehnten der unmittelbaren Beobachtung der Population, können die Forscher nun zeigen, dass die Fangmethode tatsächlich durch kulturelle Weitergabe verbreitet wurde, die lange Zeit als alleinig dem Menschen eigene Fähigkeit angesehen wurde.

"Durch das Betrachten von außerhalb unserer eigenen Abstammungslinie und durch das Studium des Erscheinens ähnlicher Eigenschaften in Gruppen von Lebewesen, die sich radikal anders entwickelt haben wie wir Menschen, können wir auch mehr über jene Kräfte lernen, die die Evolution unserer eigenen Kultur antreiben", so Dr. Hoppit. Die Forscher sind davon überzeugt, dass ihre Ergebnisse die Theorie untermauern, dass Wale ganz eigene und komplexe kulturelle Eigenschaften entwickelt haben.

Quelle: st-andrews.ac.uk