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Die Wirtschaftskrise macht Italien zu schaffen. Die Kaufkraft ist deutlich zurückgegangen und mehr Menschen leben unter der Armutsgrenze. Besonders die jungen Italiener sind betroffen: 40 Prozent haben keinen Job.


Die Italiener haben wegen der Wirtschaftskrise und der anhaltenden Rezession in ihrem Land weniger Geld zur Verfügung und sind unzufriedener als vor einigen Jahren. Nach einem Bericht der nationalen Statistikbehörde Istat vom Mittwoch ist das Einkommen der italienischen Familien seit 2008 um 2,2 Prozent und ihre Kaufkraft um 4,8 Prozent gesunken. Fast jeder vierte Haushalt in dem Krisenland gilt als sozial benachteiligt, 14,3 Prozent der Haushalte seien sogar extrem benachteiligt.

Damit lebten 2012 rund 8,6 Millionen Italiener unter der Armutsgrenze. Jeder Fünfte kann es sich nicht leisten, die Wohnung ausreichend zu heizen, Fleisch ist für 17 Prozent ein Luxusgut, mehr als die Hälfte kann nicht einmal eine Woche im Jahr in Urlaub fahren, zählt die Studie auf.

Die Lebenszufriedenheit sinkt

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt seit Monaten in einer schweren Rezession, das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte in den vergangenen sieben Quartalen. Mehr als ein Drittel der Italiener sind dem Bericht zufolge mit ihrer wirtschaftlichen Situation wenig zufrieden, 16,8 Prozent überhaupt nicht. Ihre Lebenszufriedenheit sank auf einer Skala von eins bis zehn von 7,2 auf 6,8 Punkte.

Einer im vergangenen Monat veröffentlichten EZB-Studie zufolge ist das durchschnittliche Vermögen in Italien zwar gut dreimal so hoch wie in Deutschland. Der wichtigste Grund dafür ist aber, dass die Italiener deutlich häufiger ein Eigenheim besitzen, während in Deutschland mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Miete wohnt.

Regierung will jungen Italienern helfen

Besonders schlimm trifft es die jungen Italiener. Fast jeder vierte der 15- bis 29-Jährigen studiert weder, noch arbeitet er oder macht eine Ausbildung. Damit hat Italien nach Angaben der Behörde die höchste Quote in Europa. Auch für die Akademiker sieht es nicht gut aus: Nur 57,6 Prozent haben drei Jahre nach ihrem Studienabschluss einen Job. Die Jugendarbeitslosenquote liegt bei 38 Prozent, im wirtschaftlich schwächeren Süden sogar 50 Prozent.

Die italienische Regierung will gemeinsam mit Gewerkschaften und Arbeitgebern Abhilfe schaffen. Dazu war für Mittwochnachmittag ein Treffen von Arbeitsminister Enrico Giovannini mit Vertretern beider Seiten geplant, bei dem das Programm der Regierung gegen Jugendarbeitslosigkeit beraten werden sollten. Dem Kampf gegen das drängende Problem hat Ministerpräsident Enrico Letta höchste Priorität eingeräumt.

Sinkende Umfragewerte für Letta-Regierung

Doch schon wenige Wochen nach Amtsantritt hat die vom Mitte-Links-Politiker Letta geführte große Koalition mit sinkenden Umfragewerten zu kämpfen. Die Zustimmung rutschte vergangene Woche auf 34 Prozent - vor zwei Wochen waren es noch 43 Prozent. Zudem sind Lettas Demokratische Partei und das konservative Volk der Freiheit von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi über etliche Fragen wie etwa die Immobiliensteuer zerstritten. Mehr als 60 Prozent der jungen Italiener rechnen einer Studie zufolge damit, dass sie ärmer sein werden als ihre Eltern. 38 Prozent leben noch bei Vater und Mutter, weil sie sich eine eigene Wohnung nicht leisten können.

dn/dpa/Reuters