Am Grunde des See Genezareth haben israelische Archäologen eine künstlich errichtete Steinstruktur monumentaler Ausmaße entdeckt, deren Herkunft, Alter und Zweck jedoch noch unbekannt ist.
Bild
© Shmuel Marco Sonardraufsicht auf die kreisrunde Steinstruktur am Grunde des See Genezareth.
Jerusalem (Israel) - Luft-, Sonar- und Unterwasseraufnahmen zeigen, dass die aus unzähligen aufgeschütteten Basaltbrocken Struktur 10 Meter hoch spitz zulaufende Kegelform auf einer annähernd kreisrunden Basis mit einem Durchmesser von 50 x 70 Metern besitzt. Damit ist die Kreisstruktur etwa doppelt so groß wie der berühmte Steinkreis von Stonehenge in Südengland.

Wie die Wissenschaftler um Yitzhak Paz, von der israelischen Altertumsbehörde und der Ben-Gurion University aktuell in der Fachzeitschrift International Journal of Nautical Archaeology berichten, schätzen sie das Gesamtgewicht der Steinanlage auf 60.000 Tonnen.

Auf den ersten Blick gleiche die Anlage Hügelrundgräbern, wie sie nahezu überall auf der Welt erhalten geblieben sind. Ob es sich bei der Struktur im See Genezareth aber ebenfalls um eine Grabanlage handelt, ist bislang noch unbekannt. Ein Konstruktionsmuster konnten die Archäologen anhand der Positionen und Ausrichtungen der bis zu einem Meter großen Basaltbrocken bislang jedoch noch nicht ausfindig machen. "Die Steinbrocken weisen natürliche Oberflächen auf und zeigen keine Anzeichen irgendeiner Bearbeitung. Zudem gibt es bislang keine Hinweise auf konstruierte Wände, Kammern oder Gänge."

Dennoch sei die Struktur eindeutig künstlich - ursprünglich möglicherweise noch an Land errichtet und später vom heutigen See überflutet worden, als der Wasserspiegel des Sees nach und nach anstieg. "Form und Struktur der Anlage entsprechen keiner bekannten natürlichen Anhäufung. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass die Struktur von Menschen errichtet und vielleicht als Hügelgrab (Cairn) genutzt wurde."

Weitere Unterwasserausgrabungen und Tauchgänge seien nun notwendig, um anhand möglicher weiterer Artefakte, sowohl das Alter als auch den Zweck der Anlage bestimmen zu können.
Bild
© Shmuel MarcoGrafische Rekonstruktion anhand der bislang vorliegenden Daten zur Struktur.
"Die wahrscheinlichste Theorie datiert die Struktur ins dritte Jahrtausend vor Christus und damit in jene Zeit der meisten megalithischen Bauten in der Nähe des Sees", zitiert "LiveScience.com" den Archäologen. Die meisten dieser Anlagen, etwa jene der Steinkreise von Khirbet Beteiha oder die antike Festung Bet Yerah (Khirbet Kerak), sind rund 4000 Jahre alt.

Wie auch diese Bauten, so belege auch der aktuelle Fund im See Genezareth, dass die damalige Gesellschaft zu komplexer Organisation und Bauchtechnischen Meisterleistungen in der Lage war.

Quellen: livescience.com, onlinelibrary.wiley.com