Der Plan der NASA, einen Asteroiden einzufangen, stößt bereits in der Anfangsphase auf Hürden: Man konnte vorerst keinen passenden Himmelskörper finden. Russische Experten schließen nicht aus, dass die USA auf das Projekt verzichten.

Die im April bekannt gegebene "New Asteroid Initiative" der NASA zielt darauf ab, einen Asteroiden einzufangen. Zunächst soll ein rund 500 Tonnen schwerer Himmelskörper gewählt werden. Dann soll eine Robotersonde ihn zum Mond transportieren. Dorthin fliegt im Jahr 2021 auch das bemannte Raumschiff Orion MPCV, damit Astronauten auf dem „erbeuteten“ Asteroiden landen und Proben entnehmen. All dies soll nicht nur wissenschaftliche Daten, sondern auch praktische Erfahrungen für einen künftigen Mars-Flug ermöglichen.

Nun ist die NASA dabei, einen passenden Asteroiden zu wählen. Rund 10.000 Himmelskörper wurden mittlerweile unter die Lupe genommen - doch keiner von ihnen passt. Entweder sind die „Anwärter“ von der Erde zu weit entfernt oder fliegen zu schnell, um abgefangen zu werden. Igor Afanassjew, Redakteur des russischen Branchenmagazins Nowosti Kosmonawtiki, sagt, die New Asteroid Initiative sei von Anfang an fraglich gewesen:

„Laut Astronomen gibt es zwar passende Asteroiden in unserem Sonnensystem, sie sind aber mit gegenwärtigen Teleskopen nicht zu sichten. Also muss man entweder neue Himmelskörper oder einen anderen Ausweg suchen. Aus meiner persönlichen Sicht wurde die Aufgabe etwas gekünstelt gestellt. Einen Asteroiden zu schleppen, um dann auf ihm zu landen, klingt ungefähr nach dem Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, wollen wir den Berg zu ihm schleppen.“

Die Idee, zu einem Asteroiden zu fliegen, stammt von Barack Obama. Kann der Präsident nun zurückrudern, ohne das Gesicht zu verlieren? Experte Dmitri Paisson ist im geplanten russischen Industriepark Skolkowo für Raumfahrt-Technologien zuständig. Er sagt, im Gegensatz zu John Kennedy mit seiner Mond-Epopöe habe Obama nie die Raumfahrt zum zentralen Schwerpunkt seiner Politik gemacht:

„Ich denke nicht, dass Obama das Gesicht verliert, wenn er sagt, man habe nach einer sorgfältigen Analyse die Prioritäten etwas geändert. So pathetisch würde sich die Frage also nicht stellen. Es geht um eine Routinearbeit, um Ziele und Aufgaben der Raumfahrt-Politik festzulegen. In dieser Hinsicht spielt die NASA in Amerika nicht die maßgebliche Rolle. Eine wesentliche Rolle steht dagegen anderen Regierungsbehörden, aber auch dem Kongress zu. Ich schließe nicht aus, dass man das Asteroiden-Programm entweder völlig aufhebt oder deutlich reduziert, um stattdessen den Mond stärker ins Visier zu nehmen.“

Derzeit prüft die NASA zwei mögliche Auswege. Erstens sucht man weiter nach einem passenden Asteroiden. Die Zahl der Himmelskörper, die regelmäßig durch die Umgebung der Erde fliegen, kann eine halbe Million erreichen. Um sie ins Visier zu nehmen, wäre ein starkes Teleskop im All nötig. Das Weltraumteleskop Sentinel soll ab 2017 zum Einsatz kommen. Ein weiterer Ausweg wäre, ein 100 Tonnen schweres Stück von einem größeren Asteroiden abzuspalten, um damit zu arbeiten. Wie das erfolgen soll, ist vorerst nicht klar, denn eine Explosion würde viele kleine Bruchstücke verursachen.

Derzeit diskutieren US-Kongressabgeordnete laut Experten über die Finanzierung des Asteroiden-Projekts im Rahmen des Etats 2014. Die Zukunft des Programms hängt letztendlich auch von den Lobbyisten der NASA und der Industrie ab.