Das atemberaubende Konzept "Migaloo" zeigt, dass man auch am Meeresgrund bald auf nichts mehr verzichten muss. Jetzt gibt es das U-Boot für Yachtbesitzer: mit Pool, Weinkeller und Wellnessbereich. Von Sandra-Valeska Bruhns
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© code: motion blueZur Zeit noch ein Computer-Modell, doch alleine die Idee ist fragwürdig...
Gibt es wirklich einen - wenn auch sehr überschaubaren - Markt für ein Luxus-U-Boot, das über und unter Wasser fahren kann? Glaubt man den beiden Kreativen Christopher Gloning und Christian Gumpold, die das Migaloo entwarfen, dann schon. Die Unterwasser-Yacht beinhaltet, wie es sich für eine echte Luxusyacht gehört, einen Pool, einen Kinosaal, eine Bücherei, einen Fitnessraum mit angeschlossenem Spa-Bereich und einen Hubschrauberlandeplatz. Nichts Besonderes für eine Luxusyacht dieser Größenordnung - eigentlich.

Der entscheidende Clou aber: Die Migaloo sieht nicht nur aus wie ein U-Boot, sie ist es eben auch. Bei ihr an Bord soll man bei nie da gewesenem Komfort Tauchfahrten weit unter die Meeresoberfläche unternehmen können. Ein spezielles Glas im Rumpf sorgt dafür, dass dem Druck in über 240 Metern Wassertiefe problemlos standgehalten wird und die Gäste an Bord einen einmaligen Einblick in die Unterwasserwelt genießen können.

Was das Luxusspielzeug genau kosten soll, können die beiden österreichischen Entwickler zwar nicht beziffern - ein vergleichbares militärisches U-Boot kostet aber rund 2,3 Milliarden Dollar. Das ist schon viel Geld, sogar verglichen mit den Preisen für andere werftneue Luxusyachten.

U-Boote gehören fast schon zum Standard

Doch der Traum nicht nur auf dem Wasser, sondern vor allem unter Wasser den ganzen Freizeitwert einer Luxusyacht auskosten zu können, könnte nicht nur an Bord der Migaloo möglich sein, die bisher lediglich auf dem Computerbildschirm und in schönen Skizzen existiert.

Denn wer etwas auf sich hält, der hat auch heute schon an Bord seiner Yacht nicht nur den obligaten Hubschrauberlandeplatz und eine Armada von hochmotorisierten Spaßbooten in der Heckgarage. Unbedingt an Bord der schwimmenden Urlaubsdomizile müssen aktuell auch kleine, private U-Boote sein, die auf bis zu 1000 Meter Tiefe abtauchen können.

Dabei ist die Grundausstattung dieser zusätzlichen Tauchboote fast immer gleich: Für den Vortrieb sorgen Elektromotoren mit Lithium-Akkus, eine Reinigungsanlage wäscht Kohlendioxid aus der Atemluft, die Luft im Innenraum wird automatisch kontrolliert. Dazu kommen abwerfbare Gewichte, die für Auftrieb des Bötchens in Gefahrensituationen sorgen, und eine Notboje. Besonders komfortabel für Gelegenheits-Unterwasserforscher: Die kleinen U-Boote sind sogenannte Ein-Atmosphären-Boote, der Luftdruck im Inneren ist identisch mit dem an der Wasseroberfläche.

Einer der führenden Hersteller ist die niederländische Firma U-Boat Worx aus Breda, die auf eine vergleichsweise lange Erfahrung beim Bau von Mini-U-Booten für den Privatgebrauch zurückblicken kann. Doch der Quantensprung gelang erst mit der Entwicklung einer neuen Generation von U-Booten, die deutlich mehr als 100 Meter abtauchen können. Die Modelle Worx, C-Quester und C-Explorer haben hier neue Maßstäbe gesetzt - nicht nur bei den Wenigen dieser Welt, die scheinbar alles haben, sondern auch im nicht-militärischen professionellen Bereich.

Spielzeug für Amateurforscher

Sie werden von der um immer neue Attraktionen bemühten Tourismusindustrie genauso eingesetzt wie für Wissenschaftler und Forscher. Denn längst ist es fast schon selbstverständlich, bei einem Urlaub in Schottland zusammen mit anderen Touristen zu erkunden, ob es Nessie wirklich gibt und vor den karibischen Atollen die letzten Korallenriffe ganz aus der Nähe zu betrachten.

Die Schiffe vom Typ C-Explorer, mit denen Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, Regisseur James Cameron sowie der russische Oligarch und FC-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch auf Tauchfahrt gehen, sind nach allen Seiten durchsichtig. Schwimmer klappen beim Tauchgang ein, um den Wasserwiderstand zu vermindern.

Yellow Submarine hat Allen sein U-Boot genannt, das im Bauch seiner Megayacht "Octopus" seine Garage hat. Das Amateurforscherglück perfekt machen ein Tauchroboter und ein Greifarm, der sich von Bord aus steuern lässt, dazu natürlich ein fest integriertes mediales Equipment, um alles filmen und speichern zu können, parallel untermalt von der Wunschmusik für den jeweiligen Tauchgang.

Die Größe der Boote ist perfekt auf die Maße eines Standardcontainers abgestimmt, sodass ein Transport in alle Weltmeere problemlos möglich ist. Allerdings: Je tiefer die kleine U-Boote tauchen können, desto tiefer müssen ihre Besitzer auch ins Portemonnaie greifen. Kleinere Boote mit einer geringen Tauchtiefe kosten rund 900.000 Dollar, größere Modelle bis zu zwei Millionen Dollar.

Zwei Millionen Dollar für einen Zweisitzer

Scharfer Konkurrent der Holländer ist die amerikanische Firma Triton Submarines, erster Hersteller von privaten Klein-U-Booten und vor allem durch ihre fast legendäre Entwicklung Triton 1000 bekannt geworden, den Vorreiter nahezu aller modernen Privat-Unterwasserboote. Es ist ein Tauchboot, dem Kenner fast so etwas wie klassische Eleganz nachsagen.

Das Tauchmodell mutet fast wie ein rundum durchsichtiges Überraschungs-Ei an, das auf zwei Kufen montiert ist. Der Fahrer navigiert seine durchsichtige Kapsel per Joystick, Scheinwerfer sorgen für Licht und Umsicht, wenn das U-Boot mit gemächlichen zwei bis drei Knoten Fahrt unter Wasser dahingleitet.

Der Triton kommt - ganz seinem Namen entsprechend - 300 Meter tief, 1000 Fuß in der Sprache der Seeleute. Billig ist auch er nicht, rund zwei Millionen Dollar kostet das Modell als kuscheliger Zweisitzer, für einen Dreisitzer steigen die Kosten noch einmal um rund 500.000 Dollar an.

Mit zunehmender Tauchtiefe der Modelle steigen auch hier die Kosten, wobei es bei einem U-Boot wie bei jedem anderen Schiff auch ist: Rund zehn Prozent des Anschaffungspreises müssen mindestens für den jährlichen Unterhalt einkalkuliert werden. Aber auch ein ganzes Boot, wie nun in beeindruckender Länge von den beiden Österreichern entwickelt, ist nicht komplett neu.

Von U.S. Submarines gibt es neben dem bescheidenen Tauchboot Nomad 1000 mit rund 20 Meter Länge auch noch den bisherigen Rolls-Royce unter den Tauchfahrzeugen: die Seattle 1000, rund 36 Meter lang und mit einer so ansprechenden Optik, dass man sie fast schon als U-Yacht bezeichnen könnte.

Sogar ein Weinkeller ist an Bord

Der Bug entspricht mit seiner schlanken, zurückspringenden Form einem klassischen Bug, das Schiff hat sogar ein kleines Brückendeck, das vor allem über Wasser alles bietet, was eine echte Yacht eben zu bieten haben muss. Hier ist dann alles so, wie es sich für eine Luxusyacht der kleineren Kategorie gehört: Fünf Kabinen, ein Fitnessstudio mit Spa und ein Weinkeller sind etwa mit an Bord. Zwanzig Tage kann man mit der Yacht nonstop und in bis zu 300 Metern Tiefe die Meere erkunden. Große Acrylglas-Panoramascheiben bieten einen ungetrübten Ausblick auf die Welt draußen.

Vor allem das nahezu schwerelose Dahingleiten unter Wasser ist das, was immer mehr finanzstarke Kunden zu den etablierten U-Boot-Werften kommen lässt. Dazu kommt der Wunsch, Familie, Freunde und Geschäftspartner mit einem einmaligen Erlebnis beeindrucken zu können. Der Kundenkreis - über den wie in der Luxusyacht-Branche üblich - meist diskret geschwiegen wird, kommt zunehmend aus den arabischen Golf-Anrainerstaaten.

Eins oben drauf setzt nun aber Migaloo. Die Luxusyacht ist sogar mit einem Pool an Deck ausgestattet. Seinen Namen hat das bisher unverwirklichte Schiff übrigens von einem weißen australischen Buckelwal, der von den australischen Ureinwohnern "Migaloo", zu deutsch sehr frei übersetzt "weißer Kerl", genannt wird.

Wobei es wohl genau die Nähe zu den geheimnisvollen Riesen der Weltmeere sein muss, die Käufer und Entwickler an U-Booten reizt. Nahezu jede Computersimulation, auf der die Schiffe bei ihrem Tauchgang gezeigt werden, wird von Orcas oder Buckelwalen begleitet - ihnen kann man dann wirklich auch ganz besonders nahe kommen.