Kurz vor dem G-20-Gipfel verschärft der Kreml den Streit mit den USA um die Syrien-Intervention: Russlands Außenministerium legt jetzt einen Bericht zu einem angeblichen Chemiewaffen-Einsatz durch syrische Rebellen vor. Dieser soll sich im März zugetragen haben.

Moskau - Verbal hatte Russlands Präsident Wladimir Putin vor dem G-20-Gipfel in St. Petersburg schon vorgelegt. Als Lügner hatte er den US-amerikanischen Außenminister John Kerry wegen dessen Aussagen vor dem Kongress zur Rolle von al-Qaida im syrischen Bürgerkrieg bezeichnet. Von der kleinen Hoffnung auf eine Einigung im Uno-Sicherheitsrat über die Frage einer möglichen Resolution gegen Syrien war da schon nicht mehr viel übrig.

Nun dürfte sie endgültig dahin sein. Der Kreml veröffentlichte einen Expertenbericht, nach dem eine bei einem Giftgaseinsatz in der Stadt Aleppo im März benutzte selbst hergestellte Waffe baugleich mit ähnlichen Waffen ist, die von den Rebellen hergestellt würden. Das Außenministerium legte zudem in einer Erklärung nahe, dass entsprechende russische Erkenntnisse ignoriert worden seien. Zudem wurde beklagt, dass diejenigen Staaten, die die Regierung von Präsident Baschar al-Assad hinter dem Giftgaseinsatz vom August sehen, Hinweise auf eine Urheberschaft der Rebellen herunterspielten.

Die USA sehen es als erwiesen an, dass Assad-Truppen am 21. August Chemiewaffen gegen Zivilisten nahe Damaskus eingesetzt hatten. US-Präsident Barack Obama bemüht sich deshalb um die Zustimmung des Kongresses für einen Militärschlag gegen das Regime. Dieser solle zeitlich begrenzt sein und auf Bodentruppen verzichten. Es gehe lediglich darum, Assad die Möglichkeit zu nehmen, erneut Giftgas einsetzen zu können.

Die US-Regierung ist entschlossen, Syrien notfalls auch ohne Uno-Mandat anzugreifen. Putin warnte vor einem solchen Vorgehen, dies käme einem "Akt der Aggression" gleich.

Russland, Veto-Macht im Uno-Sicherheitsrat, verhindert eine Resolution der Vereinten Nationen zu Syrien. Zuvor hatte Putin noch grundsätzlich Kompromissbereitschaft signalisiert, als er im Sicherheitsrat die Zustimmung zu einem Militärschlag nicht ausschloss, insofern es Beweise für die Verantwortung der syrischen Regierung gebe. Assads Regime streitet die Chemiewaffen-Vorwürfe ab.

Am Donnerstag kommen in St. Petersburg die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zusammen. Erwartet wird, dass das eigentlich von Wirtschaftsthemen dominierte Treffen von der Syrien-Krise überlagert wird.

max/Reuters