Alarmmeldung an den Aktienmärkten. Die Angst mehrt sich, dass die Kurse massiv zusammenbrechen könnten. Dies dürfte dann der Auslöser für eine kräftige Weltwirtschaftskrise werden, da die Volkswirtschaften im Westen vollständig unvorbereitet sind. Bricht alles zusammen?
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Die Angst ist groß. Die Bewertungen an den Aktienmärkten scheinen inzwischen zu hoch zu sein, hört man aus New York oder auch von den Fluren der Börsen in Deutschland. Ein markanter Punkt sind die Bewertungen nach einem berühmt gewordenen Faktor des US-Professors Robert Shiller. Wir untersuchen die Situation und vermuten hinter dem Angstausruf indes fast gezielte Panikmache. Der Reihe nach: Die Argumente für einen Crash am Aktienmarkt scheinen gewichtig.

  • Die Kurse sind schneller gewachsen als die Unternehmensgewinne. Während die 500 Unternehmen im S&P 500 um zwei Prozent zulegten, konnten die Kurse im abgelaufenen Quartal 2 des Jahres 2013 um fast 20 Prozent steigen. Die Kurse sind sogar auf Allzeithoch geklettert - im berühmteren Dow Jones ebenso. Dies passierte bereits 1987, als es zu einem so genannten »schwarzen Montag« mit den höchsten jemals erlebten Verlusten an den US-Börsen kam.
  • Die Zinsen sind niedrig, steigen aber deutlich. Inzwischen notieren Anleihen des Staates bei 2,8 Prozent und damit 1,6 Prozentpunkte höher als vor vier Monaten. Das ist in der Tat ein Alarmzeichen für Unternehmen, die sich hoch verschulden müssen. Steigende Zinsen senken die Profitabilität.
  • Der Markt hat nach Berechnungen des genannten Professors Shiller ein durchschnittliches Zehn-Jahres-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23. Dies ist seit 1926 oftmals ein Alarmzeichen gewesen. Denn durchschnittlich betrugen die Gewinne an den Börsen in den darauffolgenden zehn Jahren ..... nur ein Prozent.
Und damit ist bereits viel gesagt: Auch bei hohen Bewertungen nach dem so genannten Shiller-KGV sind die Aktien statistisch in der Folge noch gestiegen. Nicht so stark wie bei niedrigeren Bewertungen, aber das ist nur naheliegend.

Das Zinsargument trifft überhaupt nicht. Steigende Zinsen gehen manchmal mit sinkenden Aktienkursen einher, manchmal auch nicht. Entscheidend ist das Niveau, zu dem sich Unternehmen verschulden können. Und dies ist mit 2,8 Prozent noch niedrig - sehr niedrig im langjährigen Vergleich. Ein Beispiel aus Deutschland: Vor gut 30 Jahren mussten Hausbauer noch mehr als 15 Prozent Zinsen zahlen, heute teils deutlich weniger als fünf Prozent. Analog dazu gibt es weltweit auch für Unternehmen noch sehr billiges Geld.

Schließlich sind die Kurse »zu stark« gestiegen. Das Argument ist so alt wie die Finanzmärkte selbst. Niemand weiß, wann Kurse zu stark steigen und wann diese Steigerungen moderat sind. Ein Gegenbeispiel anhand des Dax: Der deutsche Index hat immer noch denselben Stand - oder vielmehr: schon wieder - wie vor 13 Jahren im Jahr 2000. Damals wurde an den Börsen viel gewettet - aber heute?

Ein Aktiencrash ist daher nicht erkennbar. Die Fakten sprechen im schlechtesten aller denkbaren Fälle zumindest nicht für einen Crash, eigentlich sogar dagegen.

Panikstimmung hingegen kommt jenen zugute, die a) Anleihen verkaufen wollen und müssen - das sind Staaten - und b) Investoren, die günstig Aktien kaufen wollen. Auch institutionelle Investoren wie Versicherungen, die wenig in Aktien investieren dürften, sind an einer ungünstigeren Stimmung interessiert. Versicherungen bringen derzeit in Form der Lebensversicherungsverträge nur etwa 3,5 Prozent und müssen ihre langfristigen Versprechen teils erheblich zurücknehmen.

Das Fazit: Ein Crash ist möglich, die Verschuldung der Staaten in Europa sowie Nordamerika ist immens. Für einen Crash von Aktien als Auslöser spricht nichts. Dies scheint ein Ablenkungsmanöver zu sein. Wer sich langfristig Vermögen aufbauen möchte, muss nicht in Aktien investieren. Halten Sie sich aber davor zurück, Ihr Geld lange fest anzulegen - Festgeldkonten und Lebensversicherungen sind derzeit der falsche Anlageplatz.