Nächtliche Atemaussetzer machen nicht nur tagsüber müde und gereizt. Menschen mit Schlafapnoe leiden häufiger an Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes. Eine spezielle Atemmaske kann den gefährlichen Teufelskreis durchbrechen.
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© corbisStarke Müdigkeit tagsüber kann auf eine Schlafapnoe hinweisen
Nicht für jeden ist der erholsame Schlaf eine Selbstverständlichkeit: Schätzungen zufolge bleibt bei vier Prozent der Deutschen der Erholungseffekt aus, weil nachts ihre Atmung vorübergehend aussetzt.

Eine spezielle Form dieser Schlafstörung ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, kurz Osa. Sie ist die häufigste Form der Schlafapnoe: Der Schlaf wird immer wieder durch kleine Atempausen gestört, weil die Muskeln in der Rachenregion erschlaffen und so die oberen Atemwege verschlossen sind und Luft nicht mehr einströmen kann. Die Folge: Kurzzeitiger Sauerstoffmangel.

Auf jeden dieser Atemaussetzer reagiert der Körper mit einer Art Weck-Alarm: Er setzt bestimmte Hormone in erhöhten Mengen frei - und das viele Male während des Schlafes. Welche negative Auswirkungen das auf die Gesundheit haben kann, belegen neuere Untersuchungen. Nach dem diesjährigen internationalen Expertenkongress für Schlafforschung "Sleep 2013" in Baltimore sah sich die amerikanische Gesellschaft für Schlafmedizin sogar dazu veranlasst, Patienten mit Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck aufzufordern, sich unbedingt auf Schlafapnoe untersuchen zu lassen.

"Studien haben gezeigt, dass eine Osa nicht nur den Blutdruck erhöht, sondern auch mit einem erhöhten Risiko für Typ 2-Diabetes einhergeht", sagt Michael Arzt, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitätsklinikum Regensburg. Die Hormone, die für die Aufweckreaktion im Körper freigesetzt werden, hätten gemeinsam mit dem gestörten Schlaf eine abnehmende Insulinwirkung zur Folge, erklärt der Schlafforscher. "Langfristig kann das einen Typ-2-Diabetes begünstigen."

Das metabolische Syndrom

Der Zusammenhang zeichnet sich in den Statistiken ab: Zwischen 30 und 40 Prozent aller Bluthochdruckpatienten leiden an einer Schlafapnoe. Bei den Typ 2-Diabetes-Patienten sind etwa 36 Prozent von einer mittelgradigen und, wenn die leichteren Osa-Formen mit einbezogen werden, sogar 86 Prozent von einer Osa betroffen.

Für Menschen mit Typ-2-Diabetes birgt eine Osa jedoch weitere Risiken: "Je ausgeprägter die obstruktive Schlafapnoe ist, desto größer sind die Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel - und umso schlechter ist die Blutzuckereinstellung", sagt Arzt. Ein Teufelskreis, weshalb die obstruktive Schlafapnoe mittlerweile als weiterer Faktor für das sogenannte Metabolische Syndrom gezählt wird. Der Begriff steht für eine Kombination aus vier Krankheiten, die häufig zusammen auftreten und sich gegenseitig verstärken: Übergewicht, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Die Osa macht aus dem Quartett das gefährliche Quintett.

Cpap, eine spezielle Maskenbeatmung, deren Luftstrom dafür sorgt, dass der Rachenbereich kontinuierlich offengehalten wird (mehr über Cpap und andere Therapien bei Schlafapnoe lesen Sie hier), könnte Betroffenen mit Typ 2-Diabetes helfen: Forscher von der University of Chicago hatten die Resultate einer Studie dazu erstmals auf dem "Sleep 2013"-Kongress vorgestellt. "Die Ergebnisse sind eindrucksvoll, müssen aber noch in Studien mit einer größeren Patientenzahl bestätigt werden", sagt Arzt. Wie gut der Therapieeffekt der Maske ist, hängt zudem offenbar davon ab, ob die Betroffenen an einem Prädiabetes oder bereits an einem ausgeprägten Typ 2-Diabetes leiden, und wie stark ihre Osa ist.

Weniger strittig ist der positive Effekt der Cpap auf den Blutdruck. Sowohl die Mediziner aus Chicago als auch andere Studien zeigen, dass die Maske sowohl den nächtlichen als auch den Blutdruck am Tag senkt. Bei Patienten mit schwerer Osa, die trotz Medikamente einen erhöhten Blutdruck haben, senkt die Cpap den Blutdruck um sechs bis zehn Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Safwan Badr, Präsident der Amerikanischen Gesellschaft für Schlafmedizin, hält das in jedem Fall für einen wesentlichen Vorteil: "Indem der Blutdruck verringert wird, reduziert sich auch das Risiko für Herzgefäßerkrankungen, und der gesundheitliche Zustand verbessert sich insgesamt", sagte er in einer Pressemitteilung. Allerdings haben die Atemmasken auch einen Nachteil: Sie behindern die Patienten so stark, dass die Geräte oft nicht benutzt werden.

Auch Kinder können bereits eine Schlafapnoe haben. Wenn sie tagsüber müde herumhängen oder durch hyperaktives Verhalten auffallen, sollte man auch an eine mögliche Schlafapnoe denken.